Geschäftsaussichten verschlechtern sich erneut – Wirtschaft ohne Impulse

Die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig befindet sich weiterhin in herausfordernden Zeiten. Nachdem sich die Lage-einschätzungen im Herbst vergangenen Jahres bereits deutlich verschlechterten, haben die 549 an der IHK-Konjunkturumfrage teilnehmenden Unternehmen auch ihre Geschäftserwartungen erneut nach unten korrigiert. Im Ergebnis sinkt der IHK-Geschäftsklima-Index1 um drei auf 104 Punkte. Angesichts der ungünstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben Wachstumsperspektiven der Unternehmen für das aktuelle Jahr aus. Die Befragung fand im Zeitraum vom 14. Dezember 2023 bis 14. Januar 2024 statt.

Aktuelle Geschäftslage

Nach einer deutlichen Verschlechterung im Herbst vergangenen Jahres stagnieren die Lageeinschätzungen der Unternehmen auf schwachem Niveau. Der Saldo² aus positiven und negativen Lagebewertungen liegt nahezu unverändert bei 24 Punkten (1 Punkt weniger als im Herbst 2023). 40 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Lage mit gut, 16 Prozent mit schlecht. Hingegen hat sich die Ertragsentwicklung nach einem negativen Trend im vergangenen Jahr leicht verbessert; zeigt aber aufgrund der anhaltend hohen Produktions- und Arbeitskosten nach wie vor eine schwache Entwicklung auf (Saldo: -10 Punkte, Herbst 2023: -17 Punkte).

Rückgang um 1 Punkt
SALDO: 24

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Aktuelle Geschäftslage
  • gut (40 %)
  • befriedigend (44 %)
  • schlecht (16 %)

gut: 40 %

befriedigend: 44 % 

schlecht: 16%

Geschäftserwartungen

Im Gegensatz zur Geschäftslage trüben sich die Geschäftserwartungen erneut ein. Demnach deutet vieles darauf hin, dass trotz des Rückgangs der hohen Inflation eine rasche konjunkturelle Erholung ausbleiben wird. Gerade einmal 15 Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften, mehr als jede vierte Firma bleibt skeptisch gestimmt. Der Saldo2 sinkt um 4 auf -13 Punkte und liegt weiterhin deutlich im negativen Bereich. Vor allem im Baugewerbe und im Handel überwiegen die negativen Erwartungen und bestätigen die längst in der gewerblichen Wirtschaft angekommene Rezession.

Rückgang um 4 Punkte
Saldo: -13

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Geschäftserwartungen
  • besser (15 %)
  • gleich (57 %)
  • schlechter (28 %)

besser: 15 %

gleich: 57 %

schlecher: 28 %

Personalplanungen

Leicht verbessert haben sich aktuell die Personalplanungen der hiesigen Unternehmen. Mit 20 Prozent wollen derzeit wieder mehr Betriebe ihre Mitarbeiterzahl erhöhen als verringern. Der Saldo² steigt moderat von 0 auf 5 Punkte. Damit bleiben nach den Herbstergebnissen die Beschäftigungs-zahlen in der regionalen Wirtschaft in den kommenden Monaten insgesamt stabil. Schwierigkeiten bestehen nach wie vor darin, offene Stellen adäquat und zeitnah besetzen zu können. Trotz des nach wie vor großen Fachkräftemangels ist insgesamt mit keinem Personalzuwachs zu rechnen. 65 Prozent der Firmen wollen ihre Personalstärke stabil halten.

Anstieg um 5 Punkte
Saldo: 5

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Personalplanungen
  • steigen (20 %)
  • gleich (65 %)
  • fallen (15 %)

steigen: 20 %

gleich: 65 %

fallen: 15 %

Investitionsplanungen

Die anhaltend ungünstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen beeinträchtigen weiterhin die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Der entsprechende Saldo steigt zwar leicht um 2 auf nunmehr -4 Punkte, lässt aber weiterhin eine starke Zurückhaltung erkennen. Neben der allgemeinen konjunkturellen Schwäche trüben nach wie vor die hohe Inflation und das hohe Zinsniveau das allgemeine Investitionsklima. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt in 50 Prozent der Betriebe bei Ersatzbeschaffungen. Mehr als ein Viertel aller Betriebe investiert in Innovationen und ein knappes Fünftel in Rationalisierungsmaßnahmen.

Anstieg um 2 um 12 Punkte
Saldo: -4

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Investitionsplanungen
  • steigen (15 %)
  • gleich (38 %)
  • fallen (19 %)
  • keine (28%)

steigen: 15 %

gleich: 38 %

fallen: 19 %

keine: 28 %

Geschäftliche Risiken der gewerblichen Wirtschaft

Die Sächsische Wirtschaft ist nach wie vor von einer wirtschaftlichen Sagnation bei gleichzeitig hohen, wenn auch rückläufigen Inflationsraten geprägt. Ursächlich verantwortlich für diese Entwicklung waren vor allem die Nachwirkungen der massiven Kaufkraftverluste im Zuge der Energiepreiskrise, die den privaten Konsum geschwächt haben. Hinzu kommen die deutlich geringere Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft, die dämpfenden Effekte der geopolitischen Spannungen und Krisen sowie das unverändert hohe Zinsumfeld mit den damit einhergehend ungünstigen Finanzierungsbedingungen. Angesichts der konjunkturellen Schwäche dürfte sich die Stimmung in der gewerblichen Wirtschaft in den nächsten Monaten kaum verbessern.

An der Spitze des regionalen Risikoradars behauptet sich unangefochten der Faktor „Entwicklung der Energiepreise“, wenngleich die Tendenz seit Jahresbeginn 2023 rückläufige Zahlen offenbart. Aktuell sehen 59 Prozent der hiesigen Unternehmen ihre geschäftliche Entwicklung durch diesen Risikofaktor beeinträchtigt. Dahinter folgen die Arbeitskosten und Rohstoffpreise auf dem zweiten und dritten Platz. Mit 56 und 51 Prozent hat noch mehr als die Hälfte der gewerblichen Wirtschaft diese Faktoren als ein Risiko für ihre zukünftige Geschäftstätigkeit bewertet. Jenseits dieses Rankings sehen immer mehr Unternehmen (aktuell 52 Prozent nach 47 Prozent im Herbst sowie 41 Prozent im Frühjahr des vergangenen Jahres) auch in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein bestehendes Geschäftsrisiko.

Konjunktur nach Branchen

Fußnoten

Der IHK-Geschäftsklima-Index ist der geometrische Mittelwert der Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen. Die extremen Indikatorwerte liegen bei 200 bzw. 0 Punkten. Diese würden erreicht, wenn jeweils 100 Prozent der befragten Unternehmen sowohl ihre gegenwärtige Geschäftslage als auch ihre Geschäftserwartungen positiv bzw. negativ beurteilen würden.

Saldo – ergibt sich aus der Differenz der Anteile der „gut“/“schlecht“-, „besser“/schlechter“- bzw. „steigen“/“fallen“-Antworten

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