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Pressestatement | 29.07.2025

„Zolleinigung schafft Planungssicherheit – Belastungen für Wirtschaft bleiben aber sehr hoch"

IHK zu Leipzig begrüßt Einigung zwischen EU und USA, kritisiert aber hohen wirtschaftlichen und politischen Preis.

Leipzig, 29. Juli 2025 – Die IHK zu Leipzig begrüßt die jüngste Einigung zwischen der EU und den USA in den Verhandlungen zu gegenseitigen Einfuhrzöllen. Insbesondere die Absenkung der Zölle auf Automobile von derzeit 27,5 % auf 15 % mildert aus Sicht der Leipziger Wirtschaft den Schaden durch die Trump’sche Handelspolitik ein Stück weit ab. Damit wird ein Mindestmaß an Planungssicherheit für die exportorientierten sächsischen Firmen wahrscheinlicher. Zugleich warnt die IHK vor den weiterhin bestehenden Belastungen, insbesondere durch hohe Strafzölle auf Stahl und Aluminium sowie mögliche neue Eskalationsstufen im Handelskonflikt.

Dr. Fabian Magerl, Hauptgeschäftsführer der IHK, betont: „Der Wegfall akuter handelspolitischer Unsicherheiten ist ein deutliches Signal für unsere Automobilhersteller und -zulieferer. Rund 60 % des sächsischen Exportvolumens im Bereich Kraftfahrzeuge und Wohnmobile gingen 2024 in die USA – der Markt ist für uns von großer Bedeutung. Die Senkung der Zollsätze auf 15 % verschafft unseren Unternehmen wieder Luft zum Atmen und stabilisiert das transatlantische Geschäft. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass wir vor der Trump-Administration noch bei 2,5 % in dem Bereich standen. Insgesamt verursacht der getroffene Deal also weiterhin hohe wirtschaftliche Kosten. Der Kern des Problems ist aber nicht der Deal selbst, sondern der aggressive Protektionismus der amerikanischen Regierung.“

Darüber hinaus weist Magerl auf erhebliche Restrisiken hin: „Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 % bleiben vorerst bestehen und belasten vor allem unseren Maschinen- und Anlagenbau. Zwar verhandeln EU und USA über ein Quotensystem, doch der Ausgang ist offen. Ohne konkrete Zusagen droht für viele sächsische Exporteure weiterhin eine Wettbewerbsverzerrung.“

Besonders alarmierend ist für die IHK, dass der Zollkompromiss einseitige Zugeständnisse enthält: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Gefahr einer erneuten Eskalation jederzeit bestehen bleibt. Neue Zölle oder regulatorische Hürden – etwa für Automobilteile oder Maschinenaggregate – würden die exportstarken Industriezweige Sachsens empfindlich treffen. Kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene Präsenz in den USA sind hier besonders verletzlich, da sie Lieferketten kaum kurzfristig umstellen können.“

Dr. Magerl unterstreicht zudem: „In Sachsen stammen rund 75 % der Exporte aus den Schlüsselbranchen Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik und Metallerzeugung. Selbst wenn bestimmte Produkte wie Luftfahrtteile, Chemieerzeugnisse oder landwirtschaftliche Produkte von den Maßnahmen ausgenommen werden, bleibt unser Standort stark betroffen. Unsere Unternehmen haben nur begrenzten Spielraum, neue Absatzmärkte zu finden – gerade mit Blick auf die chinesische Konkurrenz, die ihre produzierten Überschüsse zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt bringt.“

Vor diesem Hintergrund fordert die IHK zu Leipzig die europäische Handelspolitik auf, über den aktuellen Kompromiss hinaus weitere Entspannungen einzufordern: „Unser Ziel muss ein möglichst hemmnisfreier Warenaustausch sein. Langfristig drohen nicht nur Wettbewerbsnachteile durch höhere Kosten und erschwerten Marktzugang, sondern auch strategische Risiken im Hinblick auf Investitionsentscheidungen, Verlagerung von Lieferketten und die Stabilität der internationalen Handelsbeziehungen. Wir Deutsche sind dabei als exportorientierte Volkswirtschaft viel stärker auf einen funktionierenden transatlantischen Handel angewiesen als beispielsweise Frankreich. Leider sind wir Europäer noch nicht in der Lage, mit einer Stimme zu sprechen und unser wirtschaftliches Gesamtgewicht auszuspielen.

Die sächsische Industrie benötigt in dieser schweren Zeit eine entschlossene Industrie- und Wirtschaftspolitik um strukturellen Herausforderungen zielführend zu begegnen.“, so Magerl abschließend.

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