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Pressemitteilung | 12.06.2023

Großansiedlungen waren und sind für Sachsens Wirtschaft von eminenter Bedeutung

Reaktion der sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) auf den Offenen Brief des Unternehmerverbandes Sachsen e. V. vom 7. Juni 2023

Chemnitz, Dresden, Leipzig, 9. Juni 2023. Der Unternehmerverband Sachsen e. V. hatte sich am 7. Juli 2023 mit einem Offenen Brief an Entscheider in Sachsens Politik und Verwaltung gewandt, im dem unter anderem eine zu einseitige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik auf Großansiedlungen und die Belange großer Unternehmen thematisiert wird. Dazu äußert sich Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der sächsischen IHKs, wie folgt:

„Die vom Unternehmerverband angestoßene Debatte enthält zweifelsohne Punkte, denen nicht zu widersprechen ist: mehr Wertschätzung für Unternehmertum und Selbstständigkeit, weniger Bürokratie, eine schnelle und moderne Verwaltung, die insbesondere das gemeinsame Ermöglichen im Blick hat, oder die Verlässlichkeit politscher Entscheidungen im Kontext von Planungssicherheit für Unternehmen sind von ganz herausragender Bedeutung."

Natürlich kann es nicht darum gehen, die Kleinen gegen die Großen auszuspielen. Zwar dominieren zahlenmäßig kleine und mittelständische Unternehmen die sächsische Wirtschaftsstruktur, ein erstrebenswerter Dauerzustand sollte dies aber nicht bleiben. Im Gegenteil, gemeinsames Ziel aller relevanten Akteure muss es sein, größere und schlagkräftigere Strukturen zu schaffen, und eine gute Balance zwischen den unterschiedlichen Betriebsgrößen herzustellen. Genau das war und ist das Ziel der Industrie- und Ansiedlungspolitik in Sachsen seit der Wiedervereinigung. Nachlassen dürfen wir ebenso wenig in dem Bestreben, mehr Hauptsitze von Unternehmen in den Freistaat zu verlagern – um weniger von strategischen Entscheidungen abhängig zu sein, die teils Tausende Kilometer entfernt getroffen werden. Das setzt unter Anderem verstärkte Anstrengungen in Sachen Gründung und Start-ups voraus. Nur so wird es möglich sein, die internationale Wahrnehmung und Anziehungskraft sowie die Innovationsfähigkeit im Freistaat zu steigern, und so den Wirtschaftsstandort Sachsen nachhaltig zu stärken.

Die Ansiedlung von Großunternehmen aus Branchen mit echtem Zukunfts- und Wertschöpfungspotenzial kann dies zum Positiven verändern. Zudem profitieren von jeder Großinvestition nachweislich auch kleinere Unternehmen am Standort und in der Region als Zulieferer, Dienstleister oder Kooperationspartner. Beispiele, etwa aus dem Halbleiter- und Automotivbereich, gibt es viele. Zur Wahrheit gehört selbstverständlich auch, dass die mittlerweile international üblichen und in ihrer Höhe teils schwindelerregenden Subventionen, die mit fast allen Großansiedlungen einhergehen, in jedem Einzelfall klug abgewogen sein wollen, und in der Endkonsequenz auch einer Deckelung bedürfen. Ebenso sind die Wechselwirkungen auf einer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, der sich in einer für viele Branchen angespannten Situation befindet, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Lösung dafür kann aber nicht die Abwehr potenzieller Wettbewerber sein, sondern das Schaffen der richtigen Voraussetzungen, um zweifelsohne vorhandene, inländische Potenziale für den Arbeitsmarkt zu heben sowie endlich die gezielte Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten so zu organisieren und attraktiv auszugestalten, dass sie auch eine echte Sogwirkung auf die gefragten Zielgruppen entwickelt.

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