Sächsische Wirtschaft erwartet negative Auswirkungen durch Bildungsurlaub
Chemnitz, Dresden, Leipzig, 15.08.2025 – Drei oder sogar fünf Tage zusätzlicher Urlaub, um sich individuell weiterzubilden. Was wie ein sinnvoller Beitrag zum lebenslangen Lernen aussieht, ist in erster Linie eine Belastung für die sächsische Wirtschaft.
Die sächsischen Industrie- und Handelskammern haben ihre Mitgliedsunternehmen im Frühjahr zur geplanten Einführung eines Qualifizierungszeitgesetzes befragt. Knapp 300 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Bau, Gastronomie und Tourismus, Handel, Dienstleistungen sowie Verkehr haben sich beteiligt.
Die Ergebnisse zeichnen ein eindeutiges Bild: Nur 17 Prozent der Befragten stehen dem Vorhaben ohne Einschränkungen positiv gegenüber. Rund drei Viertel erwarten negative Auswirkungen – darunter eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, einen Rückgang des Arbeitsvolumens sowie eine Abnahme betrieblicher Weiterbildungsmaßnahmen.
„Vor dem Hintergrund der seit zwei Jahren angespannten wirtschaftlichen Situation in Sachsen – geprägt von Insolvenzen, Entlassungsplänen, Fachkräftemangel und einer steigenden Teilzeitquote – kommt die Initiative zur Unzeit”, so Max Jankowsky, Präsident der IHK Chemnitz und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der sächsischen IHKs.
Dabei zeigen die Unternehmen bereits heute ein hohes Engagement in der Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden: Über 95 Prozent ermöglichen betriebliche Qualifizierungsmaßnahmen, durchschnittlich an vier Tagen pro Jahr. In Zeiten des wirtschaftlichen Wandels, lebenslangen Lernens und zunehmenden Fachkräftebedarfs ist die Weiterentwicklung der Belegschaft ein zentrales Anliegen.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen gewährt zudem Freistellungen für private Weiterbildungsinteressen – zwei Drittel davon sogar ganz oder teilweise bezahlt.
Insbesondere die Belastung für Klein- und Kleinstunternehmen, die die sächsische Wirtschaft prägen, wird kritisch gesehen. Kurzfristige zusätzliche Freistellung von Personal gefährdet hier die Wertschöpfung immens.
Hinzu kommen die Kosten für die Freistellung. 75 Prozent der teilnehmenden Unternehmen fordern eine finanzielle Kompensation der entstehenden Kosten durch den Freistaat. Über die Hälfte der Befragten plädiert dafür, bezahlte Freistellungen ausschließlich für arbeitsplatzrelevante Inhalte zu gewähren.
„Die Ergebnisse der Umfrage sowie unserer Gespräche mit Unternehmern und Unternehmerinnen zeigen deutlich: Die Wirtschaft in Sachsen steht dem Thema Weiterbildung positiv gegenüber und fördert diese auch bei den Mitarbeitenden. Die Inhalte, ob betrieblich notwendig oder zur Unterstützung eines Ehrenamtes, werden durch persönliche Absprachen und in sinnvollen Zeithorizonten getroffen. Ein darüberhinausgehender Anspruch ist weder nötig noch sinnvoll”, so Max Jankowsky weiter.