Daniel Reiche von Enrico Meyer
WIRTSCHAFT TRIFFT KULTUR – Daniel Reiche stellt Fotos in der IHK aus

Von Architektur, Domowina und der Dankbarkeit Menschen gegenüber

06. Mai 2024

Daniel Reiche gehört zu den vielbeschäftigten Fotografen, nicht nur in unserer Region, sondern auch weit darüber hinaus. So erhält er die sorbische Kultur in seinen Bildern, hat einen herausragenden Ruf in der Architekturfotografie und als Eventfotograf.

Ab Mitte Mai stellt er im Rahmen der Reihe WIRTSCHAFT TRIFFT KULTUR im Gebäude der IHK zu Leipzig, Goerdelerring 5, seine Bilder aus. Im Gespräch erzählt er von seinen Anfängen, bedankt sich bei Menschen, die seinen Weg prägten, und erläutert seine Arbeitsweise. Ein hochinteressanter Mensch. Ein faszinierender Fotograf:

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Daniel Reiche. Von Ende Mai bis Mitte August stellen Sie im Foyer der IHK zu Leipzig Fotos Ihrer Serie „Leipzig über Kopf“ aus. Worauf können wir uns denn freuen?

Daniel Reiche: Leipzig birgt neben den offensichtlichen Fotomotiven viel mehr. So ziemlich jeder Mensch schaut in einem Kirchenschiff nach oben und bewundert Malerei und Architektur, an anderen Orten tun es diejenigen dann doch eher selten. Genau das mache ich nun in verschiedenen Leipziger Orten; quasi das Über-Kopf-Liegende fotografieren, was genau entgegengesetzt zum Fußboden passiert. Und es lässt staunen, was Leipzigs Architektur da so alles bietet. Aufwändige Malereien, Konstruktionen und unzählige Elemente verschiedenster Stilrichtungen, die in der Fläche und aus der Perspektive eine ganz eigene, manchmal sogar hypnotische Wirkung entfalten. Aus dem Grund habe ich einen Teil der Bilder bewusst in Graustufen gedacht und entwickelt, einfach damit den Formen mehr Gewicht zufällt.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie kam es denn zur Serie „Leipzig über Kopf“?

Daniel Reiche: Mmmh. Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Bei jedem meiner Fotoeinsätze beschäftige ich mich ausgiebig mit der Lokalität und wie sie sich fotografisch in die Auftragsprämisse einbinden lässt. Da wandert ganz pragmatisch der Blick nach oben, einfach um zu sehen, ob ich auch von einem erhöhten Punkt aus fotografieren kann. Da ich meine Wurzeln im Grafikdesign habe, mag ich klare Linien und aufgeräumte Strukturen. Sobald mir sowas ins Auge springt, wird das Stativ gespannt, die Kamera nach oben gedreht und ausgelöst. Und dies nicht nur in Leipzig. Ich erinnere mich zum Beispiel gut an die Decke des Jügelhauses im Senckenbergmuseum Frankfurt/Main (Foto).

Der Stuck wurde detailreich restauriert und zusammen mit den großen Lüstern zeigt sich eine erstaunlich symmetrische Gestaltung. Nach den Jahren haben sich nun ziemlich viele solcher Motive angesammelt und es wäre schade, wenn die auf der Festplatte ungesehen vor sich hinschlummern. Da kam mir die Idee einer öffentlichen Ausstellung und kurz darauf zufälligerweise die Anfrage der IHK, wo ich jetzt einen kleinen Teil davon zeigen kann. Hat ja gepasst.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wo haben Sie die meisten Motive entdeckt?

Daniel Reiche: So richtig viele Motivgelegenheiten in Leipzig erhielt ich zu den Einsätzen bei der Leipziger Notenspur. Fotokollege Ron Kuhwede hatte 2015 Elke Leinhoß auf mich aufmerksam gemacht, die etwas ehrenamtliche Fotounterstützung für den Verein suchte. Die Edelstahl-Notenbögen in den Fußwegen der Stadt empfand ich schon immer als großartige Verbindung zwischen Architektur und dem kulturellen Musikerbe jenseits von Bach. Seitdem sind es über 2.500 Fotos geworden, die ich bei Notenspurveranstaltungen geschossen habe und freue mich, dass der Verein mittlerweile die Beachtung und Mittel erhält, die er auch verdient.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie suchen Sie die Objekte Ihrer fotografischen Begierde aus?

Daniel Reiche: Nur der ästhetische Aspekt ist gesetzt, mehr plane ich eigentlich nicht. Ich gehe selten gezielt zu Lokalitäten, meistens entdecke ich diese spontan und fahre dann nochmal hin. Manchmal fahre ich auch mehrmals; zum Beispiel für die imposante Holzdecke in der Grieg-Begegnungsstätte. Die habe ich nun schon mehrere Male fotografiert, bis das Ergebnis einigermaßen unverzerrt war. Die Kombination aus Linsenkrümmung, symmetrischen Deckenelementen und nur wenig mehr als zwei Meter Abstand vom Boden treibt die Optik im physikalischen Sinn an ihre Grenzen. Was mich jedoch besonders an den Arbeiten zu dieser Serie freut: Vorbeischlendernde Passanten, teilweise mit dem Smartphone vorm Gesicht, „stolpern“ über mich und meine Gerätschaften; schauen verdutzt, was denn da oben so sei und sind dann hin und weg, wenn eine prachtvoll gestaltete Decke den Blick nach oben belohnt. Auch Notenspurinitiator Werner Schneider habe ich damit angesteckt. Während des Babel-Bach-Projekts in Lyon schickte er mir spontan einige Deckenfotos der besuchten Häuser.

WIRTSCHAFT ONLINE: Eines Ihrer derzeitigen Projekte ist das Kuratieren – aber auch Gestalten – von Ausstellungen sorbischer Kultur, unter anderem für Domowina. Können Sie uns hier bitte etwas mehr erzählen?

Daniel Reiche: Oh. Da muss ich ein wenig ausholen. Ich komme ursprünglich aus einem Dorf bei Hoyerswerda in der Lausitz. Bereits während DDR-Zeiten wurde hier die sorbische Kultur gepflegt, aber auch als kultureller Vorteil der Republik gegenüber dem Westen benutzt. Ich konnte als Kind damals nicht viel damit anfangen. Meine Oma redete im Dorf sorbisch, es gab die Bräuche, die Kleidung und das war alles für mich einfach selbstverständlich. Sorbisch war in Hoyerswerda einfach überall. Zweisprachige Beschilderung, sorbischsprachige Veranstaltungen. Ich habe es nie als etwas Besonderes empfunden, einfach weil es normal ins Stadtleben integriert war. Erst später erkannte ich die Notwendigkeit des Erhalts und der ständigen Pflege sorbischer Kultur. Momentan rückt die Tradition der Sorben wieder verstärkt in den Mittelpunkt, gerade auch wegen des Ultimatums der Serbski Sejm an die Bundesregierung zur Anerkennung der Sorben als indigenes Volk, was allerdings auch unter den Sorben ziemlich umstritten ist.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie kam es dann zu den Ausstellungen?

Daniel Reiche: Als Grafiker war ich einer der wenigen, der sich ordentliche Schriftsätze für die sorbische Sprache zugelegt hat und damit habe ich dann diverse Produkte gestaltet. Vor einigen Jahren kam Tobias Zschieschick von der Krabatmühle Schwarzkollm auf mich zu, ob ich nicht eine zweisprachige Ausstellung zu sorbischen Bräuchen gestalten könne. Ich unterstütze den Sagenort bereits so lange, da stand noch nicht einmal ein einziges Gebäude auf dem Gelände. Klar war ich auch da mit im Boot.  Mangels hochauflösender Fotos haben wir an einem Tag im Sommer einige Bräuche und Traditionen nachgestellt und für die Ausstellung genutzt. Uns wurde zwar ein wenig vorgeworfen, die sorbische Kultur wieder nur auf die Bräuche zu reduzieren, aber es allen recht zu machen ist eine Kunst, die niemand kann. Als durch den Kinofilm überregional bekannter Standort und der 1:1-Übersetzung auf der Rückseite war es uns aber wichtig, die Erfahrung und Thematik niedrigschwellig zu halten. Mit populären Themen und zeitgemäß fotografierten Motiven als gemeinsamen Nenner hat das überraschend gut funktioniert.

WIRTSCHAFT ONLINE: Inwiefern?

Daniel Reiche: Einerseits sind diese Stelen sowohl als Dauerausstellung auf dem Gelände sehr beliebt, andererseits auch als Wanderprodukt. In Kürze werden sie zum Beispiel in die Ausstellung „400 Jahre Schadowitz“ integriert und gehen damit wieder auf Reisen. Der Dachverband der sorbischen Vereine, die Domowina, war inhaltlicher Partner und vermittelte kurz darauf ein ähnliches Projekt: eine Ausstellung zum Internationalen sorbischen Dudelsackfestival in Schleife.

WIRTSCHAFT ONLINE: Gibt es Dudelsäcke nicht nur in Schottland?

Daniel Reiche: Die wenigsten Menschen wissen, dass es bereits in den 1980er Jahren eine starke Folkkultur in der DDR mit regem Austausch in die Bundesrepublik gab. Da gehörten Sackpfeifen einfach dazu und es gibt bis heute noch Dudelsackbauer in Deutschland. Die zwei Varianten der sorbischen Dudelsäcke klingen einzigartig anders und erfuhren dadurch viel Aufmerksamkeit. So findet seit 1984 rund alle vier Jahre das Dudelsackfestival in Schleife statt, zu der ich eine Dauerausstellung gestaltete und aus historischen Fotos auswählte. Dank generativer AI-Software ließen sie sich auch gut restaurieren. Die Schau befindet sich momentan in der Produktion und wird im Sommer regelmäßig in Schleife zu sehen sein. Übrigens: Leipzig war das nahezu westlichste Siedlungsgebiet der Sorben vor rund 1.000 Jahren. Der Name Leipzig entstand aus dem (alt)sorbischen Begriff Lipsk, was so viel wie Lindenort bedeutet. Auch die Stadtteile Connewitz (Konowica/Konjecy, Pferdeort) und Plagwitz (Płachtovic/Płachćicy; Sumpf, mit zusammengewachsenen Wurzeln von Wasserpflanzen bedeckt) entstanden als sorbische Orte.

WIRTSCHAFT ONLINE: Thomas Oehme, Centermanager Promenaden Hauptbahnhof Leipzig, wird Ihre Laudatio halten, wenn ich richtig informiert bin. Welches Verhältnis verbindet Sie beide?

Daniel Reiche: Mit dem Centermanager der Promenaden Hauptbahnhof Leipzig arbeite ich bereits seit fast zehn Jahren zusammen. Bei uns hat es von Anfang an gepasst und wir konnten gemeinsam schon unzählige Projekte für den Hauptbahnhof umsetzen. Fotoausstellungen zum WaveGotikTreffen, die über 60 Tafeln zum 25-jährigen Promenadengeburtstag, die Weihnachtsdokumentation, Videos, Kalender und und und. Für seinen Vorgänger Stefan Knorr war ich bereits in Sachen Video im Hauptbahnhof unterwegs. Stefan kannte ich noch aus seiner Zeit im Lausitz-Center Hoyerswerda, wo ich für ihn gemeinsam mit meinem Kumpel Alex regelmäßig Veranstaltungen umsetzte und Projektionen installierte. Neu in Leipzig habe ich mit meiner Kamera einfach einmal Bilder und Panoramen von den Hallen und der Mall gemacht; die Architektur des Hauptbahnhofs reizte mich schon seit den ersten Leipzigbesuchen. Prompt war ich damit für den ersten Fotoeinsatz gebucht: die offizielle Begrüßung von Thomas Oehme, dem neuen Centermanager. „Der Rest ist Geschichte“ klingt vielleicht etwas zu dick aufgetragen, aber allein das kurze Video zum Leipzig Monopoly zeigt, dass wir auf einer Wellenlänge denken. Da war es nur logisch, dass Thomas ein paar Worte zu meiner Ausstellung sagt. Zumal in diesem Jahr eine Fotoausstellung zu Hauptbahnhofsdetails und Impressionen aus zehn Jahren geplant ist und später auch eine zweite Klein-Ausstellung zur Bahnhofshistorie von mir kuratiert und gestaltet wird.

WIRTSCHAFT ONLINE: Sie sind ein vielgefragter Event-Fotograf. In diesem Segment braucht es in der Regel eine eigene Marke. Wie gehen Sie an Events heran?

Daniel Reiche: Mir wird immer eine klare Bildsprache nachgesagt, die bei Veranstaltungen Mensch und Architektur verbindet. Ich habe das nie selbst so wahrgenommen. Eigentlich wollte ich einfach nur Eventbilder schießen, die danach brauchbar sind und für sich selbst sprechend und ohne großartigen Bildtext für eine Nachberichterstattung und das Marketing genutzt werden können. Ich war für die Regionalverlage der Sächsischen Zeitung knapp zehn Jahre Layouter/Bild- & Schlussredakteur in einem und habe dabei Fotoauge und -ansprüche sehr lange schulen können. In der direkten Praxis habe ich gemerkt, unter welchen Aspekten eine Fotografie dokumentarisch nützlich ist. Da sind so einfache vermeidbare Dinge wie Hintergründe, die einem Porträtierten aus dem Kopf wachsen, schiefe Bilder oder Aufnahmen mit ungünstigen Bildausschnitten oder zu viel störendem Geraffel drumherum. Klare Bildsprache. Das wollte ich. Ich hatte mit den Chefredakteuren Uwe Jordan und Ralf Haferkorn (ich würde ihn fast als den sächsischen Wolf Schneider bezeichnen) zwei versierte Profis als Mentoren, von denen ich nicht nur gelernt habe, was guter Journalismus und gute Redaktion ist, sondern auch, wie ein klares Briefing an Fotografen die Ergebnisse beeinflusst. Mit einem der Fotografen für Kundenzeitungen arbeite ich übrigens immer noch zusammen. Uwe Soeder ist zwar schon im Vorruhestand, unterstützt mich aber weiter bei Projekten in Ostsachsen, wo ich selbst nicht vor Ort sein kann.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie setzen Sie diese Erfahrungen in der Praxis um?

Daniel Reiche: Locations, in denen ich fotografiere und die ich noch nicht kenne, recherchiere ich vorab. Wie sind die Lichtverhältnisse, wo stehe ich gut, was für Objektive sind sinnvoll? Meistens bin ich sowieso eher da und inspiziere den Ort und mache Testfotos, bespreche das Programm und suche mir taktische Depots für Objektivwechsel und Stativ. Sobald das Event startet, sehe ich nur noch die Motive. Und auch wenn ich mich mit den unmöglichsten Verrenkungen auf den Boden lege, und dort minutenlang für einen optimalen Bildtreffer verharre oder hinter der Bühne durch einen Spalt fotografiere, versuche ich immer unauffällig zu bleiben. Dazu gehört zum Beispiel auch: Schuhe aus. Ich habe für solche Fälle Sockenschuhe dabei und laufe damit unhörbar herum. Nur für Parkett bin ich mit meinen bis zu drei Kameras am Körper zu schwer, das knarrt immer. Dennoch bin ich manchmal so leise, wie zu einer Konferenz, wo der Veranstalter tatsächlich vermutete, ich wäre vor dem letzten (ziemlich verspäteten) Programmpunkt einfach Dienst-nach-Vorschrift-mäßig gegangen und sich später wunderte, wie denn die Bilder entstanden sind. Ich wurde als Fotograf einfach nicht mehr wahrgenommen. Das ist doch das Beste, was einem beobachtenden Eventfotografen passieren kann.

WIRTSCHAFT ONLINE: Die Königsdisziplin in der Fotografie ist unbenommen das Porträt. Gibt es eine Philosophie, der Sie beim Bildermachen mit Individuen folgen? Und wenn ja, welche ist dies?

Daniel Reiche: Ich bin nicht der Typ für Porträts. Das können andere Kollegen deutlich besser. Die Basics wie Lichtsetzung nach Rembrandt, klassisches Dreieck, die Gesichtshälften etwas modellieren, das hat man drin. Aber darüber hinaus ist mir das alles viel zu aufwändig. Zudem vergesse ich mit meinem pragmatischen Blick oft den eigentlichen Menschen und stelle ihn mir hin wie eine Puppe. Aber das liegt eher daran, dass ich anfange, schnell Quatsch zu erzählen, damit sich die Stimmung löst und der Spuk schnell vorbei ist. Das ist zum Beispiel auch bei der Handelshochschule wichtig, die ich seit vielen Jahren fotografisch unterstütze. Da werden oftmals Headshots von Seminarteilnehmern für Broschüren benötigt. Und es ist nur in der Mittagspause Zeit. Eine halbe Stunde. Da habe ich meine festen Positionen, stelle vielleicht noch ein Kopflicht, gebe meine Stellanweisungen und prügele zehn Leute in zwanzig Minuten durch; ihr Essen wollen die ja auch noch schaffen. Oder mal schnell alle Aufsichtsräte vor der Sitzung. Ich denke, hier sind alle einfach froh, dass es schnell geht, und rücken sich völlig natürlich in die beste Position. Die meisten stehen ja nicht das erste Mal vor der Kamera. Da habe ich einfach Glück und drücke dann nur den Auslöser. Bei den inszenierten jährlichen Bildern der Studenten ist das ähnlich. Vorher wird gefragt, wer will. Ich habe niemanden vorher gesehen. Da stehen dann fünf bunt gemischte Leute herum, 60 Minuten Zeit; so kann ich am besten arbeiten. Aus der Situation ergibt sich schnell eine Gruppendynamik, die ich, ohne mich groß einzumischen, ausnutze und mich dann nur um die Bildkomposition kümmern muss. Das größte Lob ist immer, wenn eine gewisse Menge an finalen Bildern ausgemacht ist, aber das Marketingteam kann sich nicht entscheiden und letztlich doch mehr Fotos nimmt. Das zeigt aber auch, dass niemand vor der Kamera Scheu haben muss.

WIRTSCHAFT ONLINE: Gerade im Bereich Architektur haben Sie ein sehr genaues Auge; Ihre Bilder sind einzigartig und beeindruckend. Wo kommt die Affinität zur Architektur her?

Daniel Reiche: Architektur hat bei mir, von Hobby-Geschichten mal abgesehen, im Leipziger Hauptbahnhof angefangen. Und damit habe ich mir unbewusst gleich das schwerste Objekt ausgesucht: stündlich wechselnde Lichtverhältnisse, die spezielle Farbe des Sandsteins, aber auch die Mischung aus Tageslicht und verschiedensten pulsenden Kunstlichtern. Ich habe rund drei Jahre gebraucht, bis ich den Ton des Sandsteins so getroffen habe, wie er auch in der Realität wahrgenommen wird. Also kein Grau, sondern ein helleres, leicht gelbes Beige mit etwas Rotstich. Dazu kommen die Geschäfte, welche ich zu Neueröffnungen dort und in anderen Centern fotografiere. Hat man das mal verinnerlicht, kann man eigentlich alles architektonisch ablichten. Kirchen verhalten sich ähnlich zum Hauptbahnhof. Kürzlich fotografierte ich in der Andreaskirche Eisleben, die auch beleuchtungsmäßig eine Herausforderung war, zudem sie aufgrund ihres Alters nicht ganz gerade und symmetrisch ist. Hier habe ich mit Kleinbild und Mittelformat und verschiedenen Objektiven gearbeitet. Aber so ganz zufrieden war ich dann nicht. Bin ich aber generell selten, auch wenn ich ältere Bilder von mir ansehe... was ich da manchmal für einen Quatsch zusammenfotografiert habe.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Reiche, für Ihre Bilder, Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Daniel Reiche: Na, ich habe zu danken. Eure Anfrage zur Ausstellung war der entscheidende Anstoß, sonst hätte ich das immer wieder verschoben.


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