Ergebnisse der Konjunkturbefragung im Frühjahr 2023
15. Juni 2023Geschäftsaussichten steigen moderat – Konjunkturrisiken aber unverändert hoch
1991 wurde die erste Konjunkturumfrage der IHK zu Leipzig erstellt, die bis 2010 zweimal pro Jahr erschien. Seit 2011 führt nun die IHK zu Leipzig dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage durch, an der sich mittlerweile jeweils zwischen 500 und 700 Unternehmen freiwillig beteiligen. Die daraus resultierenden Zahlen und Meinungsbilder werden daraufhin veröffentlicht und in den öffentlichen Diskurs eingebracht.
In der IHK zu Leipzig beschäftigt sich René Schumann federführend mit der Umsetzung der Umfrage und der Zusammenfassung der Ergebnisse.
Für WIRTSCHAFT ONLINE rekapituliert er diese auszugsweise.
Die Situation der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig hat sich nach dem Stimmungstief im vergangenen Herbst weiter aufgehellt. Während die Lageeinschätzungen gegenüber dem Jahresbeginn stabil blieben, haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen nochmals angehoben. Im Ergebnis klettert der IHK-Geschäftsklima-Index um weitere neun auf 117 Punkte. Damit scheinen die noch im Herbst 2022 bestandenen Rezessionsängste in der Wirtschaft weitestgehend verflogen. Die Wachstumsperspektiven verbessern sich leicht.
Im Vergleich zur vorherigen Umfrage zum Jahresbeginn haben sich die Lageeinschätzungen der Unternehmen nicht verändert. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen liegt unverändert bei 32 Punkten. Auch gegenüber dem Vorjahresstand (Saldo: 30 Punkte) ist kaum Bewegung zu erkennen. Immerhin 45 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Lage mit gut. Damit hat die gewerbliche Wirtschaft das Krisenjahr 2022 (Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Preisschocks, Inflation) letztlich besser überstanden als zeitweise befürchtet. Jedoch verringert der anhaltend hohe Kostendruck vielfach die Erträge (Saldo: -11 Punkte).
Im Gegensatz zur stabilen Lage haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen weiter nach oben korrigiert. Damit setzt sich die Aufwärtsbewegung seit dem Tiefpunkt im vergangenen Herbst 2022 fort. Knapp ein Viertel der Betriebe rechnet mit besseren Geschäften, jede fünfte Firma bleibt skeptisch gestimmt. Der Saldo steigt um 15 auf 4 Punkte und liegt erstmals seit dem Jahresbeginn 2022 wieder im positiven Bereich. Befürchtungen einer rezessiven Entwicklung scheinen somit gebannt, ein spürbarer Konjunkturaufschwung ist damit jedoch nicht abzuleiten. Die konjunkturelle Erholung dürfte eher in kleinen Schritten erfolgen. Die konjunkturellen Risiken sind weiterhin sehr hoch. Der weitere Verlauf bzw. die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie die zukünftige Entwicklung der Energiepreise und der Inflation lassen viele Unternehmen vorsichtig agieren. Am besten fallen aktuell die Geschäftsaussichten im Dienstleistungsgewerbe aus. Auch in der Industrie haben die Betriebe ihre Prognosen angehoben und sind optimistischer als im Vorjahr. Deutlich schlechter sind dagegen die Erwartungen im Baugewerbe. Zwar ist die Lage im Bau vielfach noch gut, aber die Auftragseingänge zeigen deutlich nach unten. Auch im Einzelhandel bleibt der Ausblick gedämpft. Insbesondere die anhaltend hohe Inflation, die sich negativ auf das Konsumverhalten auswirken dürfte, drückt die Stimmung. Im Großhandel, im Verkehrsgewerbe sowie im Gast- und Tourismusgewerbe gehen die Unternehmen überwiegend von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus.
An der Konjunkturbefragung der IHK zu Leipzig im Frühjahr 2023 beteiligten sich 598 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit ca. 34.000 Beschäftigten. Die Befragung fand im Zeitraum 28. März bis 23. April 2023 statt.
*Saldo-Angaben ergeben sich aus der Differenz der Anteile der „gut/schlecht“-, „besser/schlechter“- bzw. „steigen/fallen“-Antworten