Portrait von Skadi Jennicke
Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke

Ehrliches Interesse, die Eigenlogik des Gegenübers zu verstehen

25. November 2024

Am 12. Dezember 2024 talkt Moderator Volker Hartmann-Tanner bei Wirtschaft trifft Kultur in der Alten Börse mit der Leipziger Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke zu einer gemeinsam von Stadt Leipzig und IHK zu Leipzig durchgeführten Studie zur Zusammenarbeit zwischen Kultur und Wirtschaft.

Bevor ab 19:15 Uhr renommierte Jazzmusiker das umfängliche Material von THE BEATLES verjazzen, kommen live die Inhalte der Studie zur Sprache. Erkenntnisgewinn garantiert! Im Vorfeld der Veranstaltung ließ sich die Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke auf ein E-Mail-Interview ein, damit diese Inhalte auch Menschen, die am 12. Dezember 2024 nicht in der Alten Börse sein können, zur Verfügung stehen.

 

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Frau Dr. Skadi Jennicke. Im Februar und März 2024 führte die Stadt Leipzig gemeinsam mit der IHK zu Leipzig eine Studie zur Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kultur durch. Was wurde ganz konkret untersucht?

Skadi Jennicke: Untersucht wurde das Potenzial der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kultur auf Grundlage einer Unternehmensbefragung im Kammerbezirk. Zeigt die Historie als Messestadt doch, dass sich beide Akteure wechselseitig bereichern können. Zentrale Fragestellung war, unter welchen Voraussetzungen die Förderung von kulturellen Angeboten für Unternehmer/-innen interessant ist und welche Herausforderungen sich in diesem Zusammenhang ergeben.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie viel Prozent der teilnehmenden Unternehmen engagiert sich denn aktuell für eine kulturelle Einrichtung in Leipzig und wie konkret?

Skadi Jennicke: Was naheliegend ist, können wir nun auch durch Zahlen belegen. So unterscheidet sich das persönliche Engagement im gemeinnützigen Bereich mit 70 Prozent der Befragten nur leicht vom gemeinnützigen Engagement als Unternehmer/-in mit 66 Prozent. Dahinter verbirgt sich jedoch eine starke Konkurrenzsituation der unterstützen Bereiche. Ganz vorn rangiert der Sport, dem das Soziale, die Kultur und der Bildungsbereich folgen. 25 Prozent der befragten Unternehmen engagieren sich aktuell für eine kulturelle Einrichtung in Leipzig. Das ist ausbaufähig, finden Sie nicht?

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Gründe gaben die Teilnehmenden an, die sich nicht engagieren und welche der Hemmnisse sind aus dem Wege schaffbar?

Skadi Jennicke: Die anhaltende Inflation und Rezession machen es allen schwer. Dafür habe ich Verständnis. Arbeiten können wir jedoch daran, den Mehrwert für die Unternehmen noch besser zu skizzieren, die Erfahrungslücken zu schließen und persönliche Kontakte herzustellen. Der Großteil der Unternehmer/-innen hat laut Aussage der Studie einfach keine Zeit, sich damit zu befassen. Und genau da müssen wir ansetzen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche positiven Aspekte wurden von den Unternehmen, die mit kulturellen Einrichtungen zusammenarbeiten, formuliert?

Skadi Jennicke: Das Engagement ist vor allem durch die gesellschaftliche Verantwortung motiviert und fruchtet besonders, wenn eine Kooperation durch gemeinsame Werte getragen wird. Außerdem dient es der Netzwerkpflege und -erweiterung, der Imagesteigerung und Präsenz im öffentlichen Raum. Das Schlüsselwort ist die Sichtbarkeit. Die Basis dafür bildet ein intensiver Austausch, der in einem vertrauensvollen Verhältnis münden kann. So beschreiben es die Parteien langfristiger Zusammenarbeit.

WIRTSCHAFT ONLINE: Weicht die Zahl der Unternehmen, die sich für eine Zusammenarbeit interessieren, stark von der Zahl der schon Engagierten ab? Wenn ja, welche Voraussetzungen müssten, laut Studie, geschaffen werden, damit sich die Interessierten engagieren?

Skadi Jennicke: Die Ergebnisse zeigen, dass das Potenzial weit über die 25 Prozent hinausgeht, die sich aktuell im Bereich Kultur engagieren. So gaben 68 Prozent der Befragten an, sich in Zukunft für ihr Unternehmen eine (weitere) Zusammenarbeit mit einer kulturellen Einrichtung vorstellen zu können. 90 Prozent der Unternehmen wünschen sich dafür kurz- bis mittelfristige Vorlaufzeiten von drei bis sechs Monaten. Zu verzeichnen ist ein grundlegendes Interesse an flexiblen Angeboten, die auch mit finanziellen Beiträgen kleiner als tausend Euro unterstützt werden können. Das kann allerdings auch darauf zurückgeführt werden, dass 71 Prozent der befragten Unternehmen weniger als 20 Mitarbeitende und 78 Prozent der Befragten weniger als fünf Millionen Euro Umsatz verzeichnen. Wir bewegen uns also im klassischen KMU-Segment.

WIRTSCHAFT ONLINE: Am 21. Oktober 2024 fand ein Dialog in den Räumen der IHK zu Leipzig mit Unternehmen, Herrn Dr. Ziener von der IHK zu Leipzig und Ihnen, Frau Jennicke, statt. Wurden bei diesem Dialog neue Aussagen oder Ideen eingebracht? Wenn ja, welche?

Skadi Jennicke: Der Dialog bekräftigte im Ergebnis noch einmal, wie stark Kooperationen von persönlichen Kontakten abhängen. Daher möchte ich in meiner Funktion als Kulturbürgermeisterin gern ein Angebot für das Zusammenkommen ermöglichen. Zur Art und Weise gab es zahlreiche Ideen aus dem Kreis der Teilnehmer/-innen. Bis zur Ankündigung des ersten Termins bedarf es aber noch einiger Vorbereitungen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie geht es jetzt aber weiter? Das Thema ist relevant und sollte weitergeführt werden, auch, da die kulturellen Einrichtungen mit ihrer Arbeit und mit ihren Angeboten ganz klare Standortvorteile generieren, die der Wirtschaftsregion zugutekommen. Gibt es Planungen für 2025?

Skadi Jennicke: Ich werde in jedem Fall versuchen, die Zusammenarbeit mit Kollege Schülke weiter zu vertiefen und auch unter den Kulturakteuren für einen branchenübergreifenden Austausch werben. Nur, wenn wir ehrlich daran interessiert sind, die Eigenlogik des Gegenübers zu verstehen, gelingt ein Schulterschluss auf Augenhöhe. Abgesehen davon dürfen Sie 2025 auf qualitativ hochwertige Angebote aus dem Leistungsspektrum der Kultur bauen. Wir freuen uns auf internationale Gäste zum Bachfest sowie Schostakowitsch Festival, zur DOK Leipzig und Euro-scene. Ein weiteres Highlight bildet das zeitgenössische Theaterfestival Politik im Freien Theater vom 16. Oktober 2025 bis 25. Oktober 2025.

WIRTSCHAFT ONLINE: Können sich Menschen in die weitere Entwicklung einbringen? Wenn ja, wie?

Skadi Jennicke: Engagierte Leipziger/-innen können sich jederzeit an mein Büro wenden (kulturdezernat@leipzig.de). Ich freue mich sehr, wenn wir Unternehmen und Kulturakteure zusammenbringen können. In einzelnen Fällen ist das bereits gelungen. Individuelle Beratungsgespräche sind über meine Mitarbeitenden im Referat Strategische Kulturpolitik möglich (referat.kulturpolitik@leipzig.de).

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Frau Jennicke, für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Wirtschaft trifft Kultur

Ihre Kontaktperson

Bei Fragen hilft Ihnen Dr. Gert Ziener gerne weiter.

T: +49 341 1267-1300
M: +49 151 12670014
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E: gert.ziener@leipzig.ihk.de

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