Menschen der Wirtschaft | Bazil Al-Atassi
MENSCHEN DER WIRTSCHAFT

Bazil El-Atassi

13. März 2024

In unserer Serie „Menschen der Wirtschaft“ stellen wir Persönlichkeiten vor, die der regionalen Wirtschaft Impulse geben. In dieser Woche ist dies Bazil El Atassi, Geschäftsführer der EVENT PARK GmbH BELANTIS | EmiR Entertainment.

Auf einer Fläche von mehr als 25 Fußballfeldern mitten im Leipziger Neuseenland gibt es über 60 faszinierende Attraktionen zu erleben, Fahrgeschäfte, Shows, Spielplätze. Damit ist BELANTIS ein traumhafter Genuss für die ganze Familie. 2018 übernahm Bazil El Atassi hier die Funktion des Geschäftsführers.

Wirtschaft ist für mich …

... ein Faktor, der weite Teile unseres Lebens beeinflusst bzw. bestimmt.

Uns begegnet Wirtschaft oder Ökonomie überall im Leben, wir sind stetig davon umgeben.

Es beeinflusst unser (Zusammen-)Leben weltweit.

Nahezu jede Handlung hat einen wirtschaftlichen Effekt.

Obwohl ich mir der Mechanismen sehr wohl bewusst bin, gibt es immer wieder „Aha-Effekte“.

Wie tief die Welt wirtschaftlich ineinander verwoben ist, wurde mir durch die Pandemie wieder deutlich vor Augen geführt. Oder wie einzelne Handelswege komplette Prozessketten durcheinanderbringen oder gar zum Erliegen bringen können. Diese hohen Abhängigkeiten, die als Garant für Frieden und Wohlstand in der Welt dienen sollten, scheinen sich gerade als Fehlannahme in Luft aufzulösen.

Wir scheinen uns aktuell an einem Scheideweg zu befinden, wie wir eine Wirtschaft sicherstellen können, die ökologisch verantwortungsvoll ist, die Wohlstand schafft, die unser System am Laufen hält, die Angebot und Nachfrage bedienen kann, die den veränderten Bedürfnissen in der Gesellschaft gerecht wird – nur wenige Stichworte: work-life-balance, Fachkräfte- bzw. Arbeitskräftemangel, u.v.m..

Maßgeblich ist unser (weltweites) Wirtschaftssystem auf Wachstum ausgelegt. Das scheint im krassen Widerspruch zur ökologischen und soziologischen Situation zu stehen. Ökonomie und Ökologie stehen sich aktuell unversöhnlich gegenüber.

Dass der Anspruch nach stetigem Wachstum (=Konsum) endlich ist, scheint offensichtlich.

Immer schneller und weiter scheint so nicht mehr zu funktionieren. Bedürfnisse und Erwartungen haben sich verändert. Wir sind mitten in diesem Prozess, aber jede Aktion hat auch eine Reaktion.

Die Forderungen nach mehr Freizeit, mehr Einkommen, Nachhaltigkeit, etc. brauchen ein gesundes Fundament. Dieses Fundament im globalen Wettstreit scheint sehr fragil.

Ein so komplexes System, wird nur von einer Seite daran gezerrt, kann schweren Schaden nehmen.

Wie heißt es so schön? Alles hat seinen Preis. Welchen Preis für die eigenen Wünsche ist jeder bereit zu bezahlen? Die Welt ist komplexer geworden und es finden unglaublich viele Veränderungen statt.

Wirtschaft bedeutet für mich Verantwortung. Verantwortung den Kunden, den Mitarbeitern, den Gesellschaftern und auch der Umwelt gegenüber.

Wirtschaft bedeutet, sich tagtäglich dem Markt, den sich veränderten Rahmenbedingungen und dem Wettbewerb zu stellen.

Dieser Frage kann man sich von so vielen Seiten nähern.

Ich versuche es auf mich herunterzubrechen.
Für mich bedeutet das aktuell, jegliches Handeln zu hinterfragen, Antworten auf berufliche und private Gewohnheiten, Ziele, Erwartungen und Ausrichtungen zu finden und dabei immer die folgenden Generationen im Blick zu haben.

Welches war mein größter Erfolg in meiner unternehmerischen Karriere?

Es gab nicht den einen großen Erfolg. Herausforderungen und Erfolge relativieren sich mit der Zeit.

Jede Phase in meiner beruflichen Laufbahn hatte seine Herausforderungen und Highlights sowie Momente, in denen schnelles Reagieren oder besonnenes Handeln gefragt waren.

In all den Jahren hat sich ein Satz geprägt: „Irgendwas ist immer“. Sei es die Weltwirtschaftskrise 2008, Corona, die aktuelle Situation mit hoher Inflation, gestörten Lieferketten, Gesellschafterwechsel, Arbeitskräftemangel. Jüngste Ereignisse sind besser im Gedächtnis verankert als Erfahrungen, die 10, 15 oder gar 20 Jahre zurückliegen.

Eingeprägt hat sich sicherlich die Akquisition von Firmenveranstaltungen bei uns im Park mit 15 bis 20 Tausend Teilnehmern. Das wäre unter normalen operativen Vorgängen nicht denkbar gewesen.

Den Park, unsere Abläufe und Angebote so „neu“ zu denken, dass wir den Kunden mit einem guten Gewissen ein Angebot unterbreiten konnten, war schon eine besondere Herausforderung, die wir souverän gemeistert haben.

Ebenso die Corona-Pandemie. Den Parkbetrieb so zu gestalten, dass weder Gast noch Mitarbeiter einem Risiko ausgesetzt sind und im worst case der Park nicht öffnen kann, war eine herausfordernde Aufgabe.

Es ist uns gelungen, die Arbeitsabläufe so zu optimieren, dass wir dem Pandemiegeschehen ohne Probleme begegnen konnten.

Nachhaltig prägend war auch die Überführung des Unternehmens von einem inhabergeführten Unternehmen in eine Konzernstruktur. Diese „Operation am offenen Herzen“ war prägend, herausfordernd und bedurfte einer hohen Moderation mit allen Stakeholdern.

Was würde ich aus heutiger Sicht anders machen und warum?

Glücklicherweise habe ich in der Vergangenheit nichts getan, was ich bitter bereut habe. Es war kein kapitaler Fehler dabei. Daher haben alle Erfahrungen und Entscheidungen dazu beigetragen, mich weiterzuentwickeln und waren wesentliche Meilensteine, um auf neue Herausforderungen adäquat zu reagieren.

Um die Frage jedoch nicht unbeantwortet zu lassen: Es hat Jahre gedauert zu lernen, nicht jede komplexe Aufgabe gänzlich allein lösen zu müssen, sondern sich den Rat von Kollegen, von Partnern, von Experten einzuholen. Es brauchte seine Zeit, um es als Stärke zu identifizieren. Es gibt nichts Klügeres, aus meiner Sicht, als sich den Rat und die Meinung von Dritten einzuholen, um auf dieser Basis die eigene Entscheidung abzuwägen, einzuordnen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Wenn ich in entscheidender Struktur der Politik und Verwaltung agieren würde, wo und wie würde ich nachjustieren? Welche Hebel würde ich drücken?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich in dem Umfeld agieren wollen würde.

Grundlegend sind diese Betätigungsfelder hochsensible Bereiche, deren Entscheidungen Auswirkungen auf eine ganze Gesellschaft bzw. Gruppe haben.

Das vorweg gesagt, muss man sich die Frage stellen, welches qualifizierte Personal am Werk ist. 

Ich habe keine Lösung parat, aber es wäre sicherlich eine Aufgabe, sicherzustellen, dass Menschen mit Kompetenzen für ihren Verantwortungsbereich entsprechende Ressorts führen. Hier müsste man an Lösungen arbeiten.

(Politische) Bildung bedarf offensichtlich einer starken Förderung, um die Auswüchse, die wir weltweit beobachten können, wieder in den Griff zu bekommen. Es macht mich ungemein betroffen, wenn ich sehe, wie Extremisten immer mehr an Zulauf gewinnen und manche Denk- und Handlungsweisen hoffähig machen.

Kommunikation: Veränderung löst seit jeher Ängste bei den Menschen aus. Dass dieses „immer weiter so“ offensichtlich nicht mehr funktioniert, ist die eine Sache. Das jedoch nicht ausreichend zu moderieren und die Bevölkerung mitzunehmen, die andere Sache.

Überregulation hemmt den Fortschritt und das schnelle Agieren und Anpassen an veränderte Rahmenbedingungen. Hier müsste sicherlich kräftig aufgeräumt werden.

Ein Gefühl, das mich immer wieder beschleicht, ist, dass wir mit Social Media noch nicht den richtigen Umgang gefunden haben. Ich glaube, hier ist die Politik aufgefordert, um der gesellschaftlichen Verrohung durch Anonymität entgegenzuwirken. 

Jeder kann mit Hilfe von KI „echt wirkende“ Falschmeldungen in den Raum stellen, die ungefiltert weitergetragen werden.

Hier braucht es Antworten, dringend.

Bei wem wollte ich mich immer einmal schon bedanken auf meinem Weg?

Die Liste könnte endlos werden: bei meinem familiären Umfeld, dem ich einiges abverlangt habe in all den Jahren. Bei meinem Team und Mitarbeitern, die sich jeden Tag motivieren und mit Herzblut bei der Sache sind, gerade weil „irgendwas immer ist“.

Und ich hatte einige Förderer auf meinem Weg, denen ich zu verdanken habe, dass ich jetzt das machen darf, was ich mache. Das ist ein Privileg. 

Woraus schöpfe ich Kraft?

Kraft schöpfe ich aus vielen Quellen: aus meiner Partnerschaft, aus meinen Kindern, aus meinem Team, aus Etappen-Erfolgen.

Maßgeblich schätze ich, wenn Menschen ehrlich, freundlich und geradlinig sind.

Solche Augenblicke motivieren mich immer wieder und füllen meine Akkus.

In Zeiten, wo Umgangston, Kritik und Konflikte nur noch in Schwarz-Weiß gedacht werden, wo das eigene Ego und der eigene Vorteil im Vordergrund steht, sind Momente, in denen ich es anders erlebe, meine Quelle.

Die Gesellschaft verändert sich zurzeit massiv, aber ich erlebe immer wieder Situationen, in denen tatsächlich noch zugehört wird, wo gemeinsam um Lösungen gerungen wird, wo Kompromisse geschlossen werden. Es motiviert mich immer wieder, dass die aktuell wahrgenommene Tendenz nicht allgemein gültig ist und dass es noch überdurchschnittlich viele Menschen gibt, die noch Werte und Umgangsformen haben und sich für diese einsetzen.

Ich schöpfe Kraft aus den kleinen Dingen des Alltags - immer dann, wenn mir Empathie, Toleranz, Reflektiertheit, Fairness & Respekt begegnen.

www.belantis.de

Ihre Kontaktperson

Bei Fragen hilft Ihnen Volker Hartmann-Tanner gerne weiter.

T: +49 341 1267-1128
F: +49 341 1267-1474
E: volker.hartmann-tanner@leipzig.ihk.de

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