Professor Dr. Med. Florian Lordick, Danièle Pino und Elisabeth Jacob vor dem Logo des Mitteldeutschen Krebszentrums mit dem Slogan "Gemeinsam Krebs besiegen"
Krebsprävention am Mitteldeutschen Krebszentrum

„Rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen sind vermeidbar“

28. August 2025

Krebserkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. In Deutschland erkranken jährlich rund 500.000 Menschen neu – etwa 40 Prozent davon wären durch Prävention vermeidbar.

Das Mitteldeutsche Krebszentrum am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) bringt mit ONCOnnect Krebsvorsorge in Unternehmen.

„Viele Krebsarten können geheilt werden – wenn sie zeitig diagnostiziert werden“

„Krebs ist nach Schlaganfall und Herzinfarkt die zweithäufigste Todesursache und hat seine Gefährlichkeit nicht verloren, auch wenn wir mittlerweile mehr Krebserkrankungen heilen können – aber nur dann, wenn wir sie frühzeitig diagnostizieren“, erklärt Professor Dr. med. Florian Lordick, Direktor des Mitteldeutschen Krebszentrums am Universitätsklinikum Leipzig.

Die häufigsten Krebserkrankungen seien gerade die, gegen die es Früherkennungsuntersuchungen gebe, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden: „Bei Frauen sind das Brust- und Gebärmutterhalskrebs, bei Männern Prostatakrebs. Bei beiden Geschlechtern zählen zudem Darm-, Lungen- und Hautkrebs zu den häufigsten Erkrankungen – wobei Lungenkrebs eine besonders hohe Sterblichkeit aufweist“, erklärt Professor Lordick. Besorgniserregend sei zudem der Anstieg von Krebserkrankungen bei jüngeren Menschen. „Auf Grundlage wissenschaftlicher Daten wissen wir, dass rund 40 Prozent der Fälle durch eine Veränderung des Lebensstils vermeidbar wären“, so Lordick weiter. Entscheidende Faktoren seien hier Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung.

Ein großes Problem seien Wissenslücken über den richtigen Lebensstil, aber auch Ängste – etwa vor Darmspiegelungen oder Schutzimpfungen: „Hier müssen wir aktiv mit der Aufklärung ansetzen und da ist die Zusammenarbeit mit Betrieben und Unternehmen so wichtig für uns. Denn hier erreichen wir alle Menschen, auch die, die sich nicht aktiv selbst informieren.“

ONCOnnect: „Awareness schaffen! Informieren! Aktivieren!“

Das deutschlandweite Verbundprojekt ONCOnnect, gefördert von der Deutschen Krebshilfe, vernetzt 15 Onkologische Spitzenzentren (CCCs), um flächendeckende Präventionsangebote zu etablieren. Leipzig engagiert sich dabei besonders im Bereich der betrieblichen Krebsprävention und Früherkennung. „Statt über Fernsehen oder Radio soll die Prävention direkt in den Arbeitsalltag der Menschen getragen werden. Betriebe können so nicht nur für gesunde Mitarbeitende sorgen, sondern auch den Teamgeist stärken und ihre Verantwortung als Arbeitgeber“, sagt Elisabeth Jacob, Koordinatorin des Outreach-Teams am UKL.

Die größten Herausforderungen seien für viele Unternehmen Zeit, Geld und Personal: „Daher bieten wir flexible Formate – von Intranet-Posts über Poster bis zu großen Aktionstagen. Außerdem bieten wir alle Infomaterialien kostenlos an. Wichtig ist, dass wir einen Botschafter im Betrieb haben, sei es im Personal, im Betrieblichen Gesundheitsmanagement oder die Geschäftsführung selbst – jemand muss das Thema mittragen.“

Die Rückmeldungen der Betriebe seien durchweg positiv. Viele wollen gerne mitarbeiten. Nur manche haben Angst vor dem Thema Krebs: „Wir betonen immer, dass es um Prävention geht, nicht um Krebstherapie.“

Die Kampagnen seien zudem bewusst niedrigschwellig gehalten: „Wir wollen Awareness schaffen! Informieren! Aktivieren! – Es geht vor allem darum, die Kommunikation unter den Mitarbeitenden positiv zu stärken. Unsere Materialien und Aktionen sollen zum Austausch anregen. Und wir wünschen uns, dass sie Ängste und Scham abbauen – nicht verstärken“, erläutert Danièle Pino, ebenfalls Mitarbeiterin des Outreach-Teams.

Dank bestehender Kooperationen mit großen Unternehmen greift das Krebszentrum auf einen breiten Erfahrungsschatz zurück. Nun sollen auch kleine und mittelständische Unternehmen angesprochen werden: „Dazu benötigen wir unbedingt Multiplikatoren. Damit wir auch hier in die unterschiedlichen Branchen kommen und dort gezielt informieren können“, so Jacob.

Praxisnahe Präventionskampagnen im Betrieb

Je nach Unternehmensgröße, Branche und Mitarbeitendenprofil entstehen individuelle Präventionskampagnen, erklärt Pino: „Wir prüfen gemeinsam, welche Ressourcen vorhanden sind und welche besonderen Risiken in der Belegschaft bestehen.“ Aktionen würden oft in bestehende Firmenveranstaltungen oder Gesundheitstage eingebunden. Die Angebote reichen von Infoständen mit interaktiven Mitmachaktionen über Vorträge von Expertinnen und Experten bis hin zu digitalen Formaten wie Webinaren oder Social-Media-Beiträgen.

Unternehmen erhalten verschiedene kostenfreie Materialien wie Flyer, Poster und Videos oder Posts, die speziell auf das Thema Krebsprävention abgestimmt sind. „Die Resonanz aus unseren Kooperationen ist durchweg positiv“, resümiert Elisabeth Jacob. Die Partner schätzen besonders die medizinische Expertise und die individuelle Betreuung.

„Gesunde Mitarbeitende sind motivierter“

„Die Vorteile einer aktiven Gesundheitsförderung liegen auf der Hand“, erklärt Lordick. „Gesunde Mitarbeitende sind motivierter, krankheitsbedingte Ausfälle treten seltener auf. Krebspräventives Verhalten wirkt zudem auch gegen andere Erkrankungen. Und es stärkt das Betriebsklima, wenn Beschäftigte spüren, dass sich der Arbeitgeber für ihre Gesundheit einsetzt – das ist auch ein Wettbewerbsfaktor.“

Kostenfreie Unterstützung für Unternehmen

Das Mitteldeutsche Krebszentrum unterstützt Unternehmen kostenfrei bei der Planung und Umsetzung von Präventionsprogrammen. Das Outreach-Team begleitet interessierte Betriebe von der ersten Beratung bis zur Durchführung von Kampagnen.

Unternehmen, die das Angebot nutzen möchten, können sich direkt an das Outreach-Team des Mitteldeutschen Krebszentrums wenden:

Mitteldeutsches Krebszentrum (CCCG) – Standort Leipzig
Elisabeth Jacob und Danièle Pino,
Koordination Outreach
E-Mail: cccg@medizin.uni-leipzig.de
Telefon: 0341 97 20122

www.uniklinikum-leipzig.de

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