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Fit für die Digitalisierung

INQA-Coaching – was ist das überhaupt?

04. Oktober 2023

Gespräch mit Dr. Jens Matthes vom ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V.

Unser Fördermittelkompass gibt einen zielgenauen Überblick über Fördermöglichkeiten. Gerade beim Thema Digitalisierung und den dazu gehörenden Seitenaspekten wird man hier vielfach fündig. Eine Fördermöglichkeit ist hier das INQA-Coaching. WIRTSCHAFT ONLINE sprach mit Dr. Jens Matthes vom ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V., der hier ganz genau Bescheid weiß. Ganz einfach, weil er involviert ist und täglich damit arbeitet.

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Herr Dr. Matthes. Sie verantworten die INQA-Beratungsstelle Leipzig mit dem INQA-Coaching, welches auch in unserem IHK zu Leipzig-Fördermittelkompass zu finden ist. Das INQA-Coaching knüpft nahtlos an das Programm „unternehmensWert: Mensch“ an. An wen richtet sich das Programm INQA-Coaching?

Dr. Jens Matthes: INQA-Coaching richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), wirtschaftlich tätige Vereine und Stiftungen, die für einen notwendigen Veränderungsbedarf externe Unterstützung bei der Bewältigung vielfältiger Gestaltungsfelder der Zukunft benötigen. Rahmen hierbei ist immer die zunehmende Digitalisierung: Es geht um die Einführung einer elektronischen Pinnwand für die Fahrtenverwaltung eines Versandhandels? Oder KI übernimmt die Routenplanung Ihrer Fahrzeuge im Logistikbereich? Robotische Assistenzsysteme übernehmen ein Teil der Arbeit in der Gastronomie? In der Physiotherapie kommt die smarte Dokumentation durch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz durch die Verwendung sprachgesteuerter Dokumentation (Arztbrief)? Führungskräfte sehen die Chancen der Digitalisierung, fragen sich aber, wie Veränderungsprozesse unter Einbezug der Belegschaft umgesetzt werden können.

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Kosten kommen auf die interessierten Unternehmen zu? Ich hörte von einer Förderung von zwölf Tagen, ist da etwas dran? Und wenn ja, was?

Dr. Jens Matthes: Richtig, für die Begleitung eines betrieblichen Lern- und Entwicklungsprozesses wird ein Beratungsumfang von maximal zwölf Beratungstagen gefördert. Die Beratung muss innerhalb von sieben Monaten nach Ausgabe des Beratungsschecks abgeschlossen sein. Der Höchstsatz für einen Beratertag beträgt 1.200 EUR netto. Pro Beratungstag wird ein Fördersatz von 80 % (ESF Plus- und Bundesmittel) des maximal zulässigen Tageshöchstsatzes gewährt. 20 % des förderfähigen Honorars sind vom Unternehmen in Form von Eigenmitteln aufzubringen. Die Förderung der Beratungsleistung folgt dem Erstattungsprinzip.

Detaillierte Informationen zum Programm INQA-Coaching sind zu finden unter www.inqa.de/inqa-coaching. Finanziert wird das Programm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).

WIRTSCHAFT ONLINE: Um was geht es denn ganz konkret bei dem Programm INQA-Coaching?

Dr. Jens Matthes: Schneller, weiter, digitaler: Unternehmen spüren, wie sich die Arbeitsrealität rasant verändert. Hier greift das Programm INQA-Coaching betrieblichen Entscheiderinnen und -entscheidern unter die Arme. Das zentrale Angebot von INQA unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, passgenaue Lösungen für die personalpolitischen und arbeitsorganisatorischen Veränderungsbedarfe im Zusammenhang mit der digitalen Transformation zu finden. Die konkreten Inhalte des Coachings müssen sich den Gestaltungsfeldern der Arbeit der Zukunft zuordnen lassen: Es geht um Produktionsmodelle und Arbeitsorganisation, aber auch um Personalpolitik, Beschäftigung und Qualifizierung – genauso wie um Sozialbeziehungen und Kultur, Führung, berufliche Entwicklung und Karriere, aber auch den Arbeitsplatz der Zukunft, Arbeitszeit- und Leistungspolitik sowie neue Geschäftsmodelle und Innovationsstrategien. Damit ist vieles denkbar …

WIRTSCHAFT ONLINE: Gerade beim Thema KI sind viele Unternehmen unsicher. Auch die Beschäftigten warten in der Regel etwas ab – hier gibt es viele Beispiele. Wie können die Veränderungsprozesse, speziell die der Digitalisierung, an der wir ja nicht vorbeikommen werden, unter Einbeziehung der Belegschaft umgesetzt werden?

Dr. Jens Matthes: Hier sind die Führungskräfte gefragt, ihren Führungsstil zu prüfen und ggf. anzupassen. Ein Blick in die Praxis von Unternehmen und Vereinen zeigt: Die „klassische“ hierarchische Führungskultur verliert an Bedeutung. Wer seine Beschäftigten heute halten und im Wandel mitnehmen will, sollte deshalb zeitgemäße Wege in der Führungskultur gehen. INQA unterstützt Führungskräfte darin, eine Personalpolitik zu entwickeln, die Mitarbeitende stärker teilhaben lässt. Auch agile Führung kann eine Antwort sein, wenn es darum geht, schneller auf die gestiegenen Anforderungen der Arbeitswelt zu reagieren. Und genau hier setzt INQA-Coaching an: Entscheidungsfähigkeit und Macht werden zunehmend auf Teams oder Projektgruppen verlagert.

WIRTSCHAFT ONLINE: INQA steht für Initiative Neue Qualität der Arbeit und wir als IHKs sind hier als Partner aktiv. Sie sind mit dem ARBEIT UND LEBEN e. V. ebenfalls Teil des Angebots. Können Sie unserem Lesepublikum die Idee hinter INQA etwas erläutern?

Dr. Jens Matthes: Unter dem Slogan „INQA macht Arbeit besser“ werden Organisationen im Wandel der Arbeitswelt begleitet. Konkret werden Unternehmen, Vereine, Stiftungen etc. auf ihrem Weg zu einer an den Mitarbeitenden orientierten, nachhaltigen Unternehmenskultur unterstützt. Dies geschieht mit Praxiswissen, Beratung, Selbstchecks, Vernetzungsangeboten und verschiedenen Projekten in diesem Kontext. So wird Betrieben und ihren Beschäftigten geholfen, sich zukunftsfest aufzustellen und Fachkräfte zu finden und zu binden. INQA wurde initiiert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und wird getragen von starken Partnern (so wie dies in Ihrer Frage andeutetet wird) und ist konsequent sozialpartnerschaftlich aufgestellt, überparteilich und nicht kommerziell.

WIRTSCHAFT ONLINE: Gerade auch Führungskräfte sollten sich Veränderungen nicht aus emotionalen Gründen verschließen. Wie können Sie im Segment Führungskräfte unterstützen?

Dr. Jens Matthes: INQA hat Trends im Blick und gibt Wissen praxisnah aufbereitet weiter: Der Bereich Führung bietet betrieblichen Entscheidungsträgerinnen und -entscheidungsträgern Informationen zur Motivation der Mitarbeitenden und guter Führungskultur. Wie Fachkräfte mit unterschiedlichen Hintergründen für den Betrieb gewonnen und damit alle Potenziale genutzt werden, ist Thema im Bereich Diversity. Der Bereich Gesundheit zeigt, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit Beschäftigte fit, motiviert und leistungsfähig bleiben. Und der Bereich Kompetenz vermittelt, welche veränderten Anforderungen an Beschäftigte gestellt werden und wie Führungskräfte diese erfüllen können.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie kommen Interessierte jetzt zu Ihnen?

Dr. Jens Matthes: Die Arbeit der INQA-Beratungsstelle (IBS) Leipzig wird durch ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. übernommen und ist für die Unternehmen kostenfrei. Sie umfasst das betriebliche Erstgespräch, die Begleitung des Coachingprozesses als auch die Unterstützung der Beantragung zur Förderung. Wir sind für Unternehmen aus Leipzig, dem Landkreis Leipzig und Nordsachsen zuständig. ARBEIT UND LEBEN Sachsen war bereits von 2012 bis 2022 im Vorgängerprogramm uWM erfolgreich als Erstberatungsstelle tätig.

Der Einstieg erfolgt über einen Ersttontakt durch interessierte Unternehmen:

INQA-Beratungsstelle Leipzig

c/o ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V., Dr. Jens Matthes, Torgauer Platz 3, 04315 Leipzig

Tel.: 0341-7100543; E-Mail: matthes@arbeitundleben.eu

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Dr. Jens Matthes, für Ihre Zeit und Ihr Engagement.

Dr. Jens Matthes: Ich danke für die Möglichkeit, das Programm näher vorstellen und damit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Vereinen aus der Region bis Jahresende 2027 helfen zu können.

Fördermittelkompass der IHK zu Leipzig

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