Breitbandkoordinator Nordsachsens Julian Völkel | © Landkreis Nordsachsen
Projektkoordinator Breitband Nordsachsen J. Völkel

Flächendeckender Glasfaserausbau in den 2030er Jahren für den Landkreis realistisch.

16. September 2025

Um den flächendeckenden Breitbandausbau, der für eine zukunftsfähige Wirtschaft elementar ist, zu koordinieren, braucht es auch Menschen, die das Thema allumfassend bearbeiten. In Nordsachsen gibt es dafür den Projektkoordinator Breitbandausbau Julian Völkel.

Wir sprachen mit ihm über seine Aufgaben, sein Team, die Kosten des Ausbaus, Zeitlinien und ganz konkrete Zahlen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Herr Völkel. Sie sind der Projektkoordinator Breitbandausbau für den Landkreis Nordsachsen. Was ganz konkret sind die Aufgaben, die Sie mit Ihrem Team bearbeiten?

Julian Völkel: Wir sind in erster Linie Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen zum Thema Breitband- beziehungsweise Glasfaserausbau. Außerdem unterstützen wir die Kommunen in der Organisation zwischen eigenwirtschaftlichem und gefördertem Ausbau. Wir koordinieren also die Umsetzung der Förderprojekte im gesamten Landkreis. Zudem verwalten wir die Antragsstellung von Fördermittelanträgen für die Bundes- und Landesförderungen im Bereich Breitband und überwachen im späteren Projektverlauf auch die Baumaßnahmen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Der Glasfaser-/Breitbandausbau in der Fläche ist für die wirtschaftliche Entwicklung überlebenswichtig. Wie ist aber der aktuelle Stand? Wir sprechen ja von „Grauen Flecken“ – wie viele gibt es in Nordsachsen?

Julian Völkel: Das Graue-Flecken-Programm ist das zweite große Förderprogramm, welches der Landkreis umsetzt. Bereits im Weiße-Flecken-Programm wurden über 26.300 Adresspunkte mit einem geförderten Glasfaseranschluss versorgt. Damals konnten Adresspunkte mit einer Downloadrate von unter 30 Mbit/s gefördert ausgebaut werden. Mit dem Graue-Flecken-Programm werden wir in den kommenden Jahren weitere 15.300 Adresspunkte mit einem zukunftsfähigen Internetanschluss versorgen können.

WIRTSCHAFT ONLINE: Nicht nur die IHK zu Leipzig fordert von den Entscheidungsträgern in der Politik eine weitaus größere Anstrengung, um die „Grauen Flecken“ aus der Fläche zu tilgen, damit nicht nur die Wirtschaft zukunftsfähig arbeiten kann. In Nordsachsen sind Sie ja hier auch konsequent aktiv. Gibt es einen Zeitplan bis zur 100-prozentigen Breitbandbereitstellung? Wenn ja, welcher ist das?

Julian Völkel: Die Anstrengung zu einem flächendeckenden Glasfasernetz betrifft alle Akteure. Ohne die Förderrichtlinien des Bundes und des Freistaates Sachsen wären diese Infrastrukturprojekte für die Kommunen nicht möglich. Dafür sind wir als Landkreis Nordsachsen sehr dankbar. Gerade im ländlichen Raum zeigt sich, dass ohne die Förderung kein flächendeckender Ausbau möglich wäre, da die Gebiete für den privatwirtschaftlichen Ausbau unattraktiv sind. Aktuell liegt die Glasfaserausbauquote im Landkreis Nordsachen bei 66 Prozent. Ein flächendeckender Glasfaserausbau in den 2030er-Jahren ist für den Landkreis realistisch.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und was kostet das alles und wer ist alles mit involviert?

Julian Völkel: Für den Ausbau der Gebiete im Graue-Flecken-Programm werden insgesamt 95,5 Millionen Euro investiert, vollständig gefördert durch Bund und Land. Diese Mittel kommen zusätzlich zu den bereits im Weiße-Flecken-Programm investierten 102,3 Millionen Euro. Die Mittel stellt uns der Bund und der Freistaat Sachsen zur Verfügung.

WIRTSCHAFT ONLINE: Ist das Breitbandangebot, welches umgesetzt wird, auch zukunftsfähig für den technologischen Fortschritt? Wir kennen „Graue Flecken“ ja auch aus Großstädten, in denen das Netz durch erhöhte Nutzung schwächelt – beispielsweise am Anfang der Georg-Schwarz-Straße in Leipzig. Dazu kommt KI-Nutzung und Metaverse und noch einiges mehr in der Zukunft. Wie zukunftsstark ist das Angebot? Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes birgt ja auch noch Druck …

Julian Völkel: Glasfasertechnologie steht im Zentrum der modernen Telekommunikation und bietet die schnellste und zuverlässigste Möglichkeit, Daten über große Entfernungen zu übertragen. Die Eigenschaften der Glasfaser sorgen heute schon für schnelles, reibungsloses und unterbrechungsfreies Arbeiten, Lernen und Entertainment im Internet − und sie werden künftig Anwendungen ermöglichen, die heute vielleicht noch unvorstellbar sind. Aktuelle Rekorde liegen bei beispielsweise 402 Terabit/s und mehr. Die Datenübertragung per Licht wird für die nächsten Jahrzehnte zum höchsten Standard zählen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Können Sie uns noch etwas zu Ihrem Team erzählen, Herr Völkel? Wie viele sind dabei und was machen die Personen konkret?

Julian Völkel: Das Kernteam besteht aus Frau Koch und mir. Dieses Kernteam erweitert sich um technische und juristische Berater, die uns in der Vorbereitung und Umsetzung der Projekte unterstützen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Vor dem Graue-Flecken-Programm gab es ja auch ein Weiße-Flecken-Programm. Können Sie uns hier bitte noch einmal den Unterschied erläutern?

Julian Völkel: Im Weiße-Flecken-Programm wurden in Nordsachsen bis März 2022 mehr als 48.000 private Haushalte, Unternehmen und Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen. Hier handelte es sich um ein diskriminierungsfreies Daten-Hochgeschwindigkeitsnetz. Dabei wurden die Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer angebunden, deren bisherige Download-Übertragungsrate unter 30 Mbit/s betrug. Dies war ein Förderkriterium der EU und des Bundes, bei dem es keinen Handlungsspielraum gab. Mit rund 102,2 Millionen Euro stellt der Breitbandausbau die bislang größte Investition in der Geschichte des Landkreises dar. Das Projekt wurde zu 90 Prozent durch Fördermittel von Bund und Land finanziert.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie können sich Wirtschaftstreibende in Nordsachsen über die Angebote und Fortschritte informieren?

Julian Völkel: Umfangreiche Informationen zu den Ausbauprojekten und den Projektfortschritten finden Sie jederzeit auf unserer Homepage.

Zudem informieren wir Interessierte auch regelmäßig über die Social-Media-Kanäle Facebook, Instagram und LinkedIn auf unserer Seite @wirtschaftinnordsachsen über den aktuellen Projektstatus und geben spannende Informationen zum Glasfaserausbau.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Völkel, für Ihre Zeit und Ihre Angebote.

Die Homepage von Wirtschaft in Nordsachsen:

wirtschaft-in-nordsachsen.de

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