Stilisierte Karte der Leipziger Wirtschaftsregion auf Hintergrund mit Statistik
Stimmungslage bei den Unternehmen

Der Geschäftsklimaindex: Was ist das? Eine Einführung.

19. Juli 2023

Gespräch mit dem Diplom-Geografen René Schumann

Zu Konjunkturfragen, Strategien wirtschaftlicher Entwicklungen sowie Analysen gehört ein Begriffe-Konvolut, welches oft genutzt und selten verstanden oder hinterfragt wird. Deshalb wollen wir erklären und informieren. Beispielsweise wird das Wort „Geschäftsklimaindex“ gern in den Mund genommen oder in Beiträge gepackt. Doch was ist das überhaupt, wie berechnet sich der Geschäftsklimaindex und was sagt er aus? Wir sprachen mit René Schumann, in der IHK zu Leipzig für das Themenfeld Konjunktur und Statistik zuständig, nach seiner Expertise.

WIRTSCHAFT ONLINE: Was beinhaltet ein Geschäftsklimaindex?

René Schumann: Ein Geschäftsklimaindex ist ein auf Umfragen beruhender Index, der Auskunft über die Stimmungen von Unternehmen im Hinblick auf die künftige Geschäfts- oder Konjunkturentwicklung geben soll. Dabei führt die Umfrage über die Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartungen zum „Geschäftsklima“ als Ergebnis dieser Befragung.

Ein Geschäftsklimaindex gehört zu den weichen Daten, die als volkswirtschaftliche Frühindikatoren eingestuft werden können. Seine Veränderung (Verlauf) gegenüber der vorherigen Umfrage gibt Auskunft darüber, ob die befragten Unternehmen – ausgehend vom Befragungszeitpunkt – ihre Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten eher optimistischer oder eher pessimistischer einschätzen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Speziell der IHK-Geschäftsklimaindex – welche Zahlen und Fakten fließen ein und wie wird er berechnet?

René Schumann: Grundlage für die Berechnungen des IHK-Geschäftsklimaindex sind Umfrageergebnisse zu den „Anteilen von Unternehmen mit einer guten beziehungsweise schlechten Geschäftslage“ sowie zu den „Anteilen mit einer eher besseren beziehungsweise schlechteren Geschäftserwartung“ in den kommenden Monaten.

Der IHK-Geschäftsklimaindex ist der geometrische Mittelwert der Salden aus Geschäftslage (Differenz der prozentualen Anteile aus „gut“ sowie „schlecht“) und Geschäftserwartungen (Differenz der prozentualen Anteile aus „besser“ sowie „schlechter“). Die Anteile der Unternehmen mit befriedigender Lage sowie gleichbleibenden Geschäftserwartungen werden dabei nicht berücksichtigt.

Die Berechnungsformel lautet:

KI = Wurzel{[GL1-GL2+100]* [GE1-GE2+100]}

KI – Konjunkturklima-Index (Stimmungsbarometer der gewerblichen Wirtschaft)

GL1 – Anteil der Unternehmen mit guter Geschäftslage

GL2 – Anteil der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage

GE1 – Anteil der Unternehmen mit besserer Geschäftserwartung

GE2 – Anteil der Unternehmen mit schlechterer Geschäftserwartung

Die extremen Indikatorwerte liegen bei 200 beziehungsweise 0 Punkten. Diese würden erreicht, wenn jeweils 100 Prozent der befragten Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage und die zukünftige Geschäftsentwicklung mit gut beziehungsweise schlecht beurteilen würden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wo kommen diese Zahlen und Fakten her?

René Schumann: Die Zahlen für die Berechnung des IHK-Geschäftsklimaindex werden dreimal im Jahr (jeweils zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) durch unsere IHK-Konjunkturumfragen erhoben.

WIRTSCHAFT ONLINE: Was unterscheidet den IHK-Geschäftsklimaindex ganz konkret von anderen Geschäftsklimaindizes?

René Schumann: Grundsätzlich haben alle Geschäftsklimaindizes das gleiche Ziel: die Stimmung der befragten Klientel mit Blick auf die zukünftige Entwicklung abzubilden und zu veranschaulichen. Entscheidend für die Interpretation ist neben der Feststellung der Ausgangslage in erster Linie der Verlauf der Kurven (steigend – gleichbleibend – fallend). Die Berechnung der einzelnen Geschäftsklimaindizes kann sich jedoch unterscheiden, da es diesbezüglich keine feste Definition gibt.

Der Vergleich von verschiedenen Geschäftsklimaindizes ist daher nur sinnvoll, wenn diese auf gleiche Weise oder zumindest mit ähnlichen Ausgangsdaten ermittelt werden. Dabei sind jedoch nicht die Einzelwerte miteinander zu vergleichen, da diese aufgrund unterschiedlicher regionaler Wirtschaftsstrukturen stark abweichen können, sondern wie in Frage 1 bereits formuliert, die jeweiligen Kurvenverläufe.

Indizes mit gleicher Berechnungsgrundlage sind etwa der IHK-Geschäftsklimaindex für den IHK-Bezirk Leipzig, der IHK-Geschäftsklimaindex für den Freistaat Sachsen und der DIHK-Geschäftsklimaindex für Deutschland.

Neben der Ermittlung von regionalen Geschäftsklimaindizes (jeweils für die gewerbliche Wirtschaft insgesamt), können diese auch für einzelne Wirtschaftsbereiche (unter anderem Industrie) berechnet werden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Schumann, für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Daten und Fakten zur konjunkturellen Entwicklung im IHK-Bezirk Leipzig finden Sie hier.

Ihre Kontaktperson

    Bei Fragen hilft Ihnen René Schumann gerne weiter.    

T: +49 341 1267-1254
F: +49 341 1267-1422
E: rene.schumann@leipzig.ihk.de

Porträt von René Schumann

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