Gespräch mit Chapterdirektor Jörg Heiland

Business Network International (BNI): Wer gibt, gewinnt!

23. Januar 2025

Wirtschaftliche Stärke braucht gut funktionierende Netzwerke. Deshalb stellen wir in loser Folge Organisationen und Strukturen vor, in denen sich hiesige Wirtschaftstreibende zusammenschließen. Wir sprechen mit Jörg Heiland, dem ehrenamtlichen Chapterdirektor des Chapters VIA REGIA (Chapter: engl. für Kapitel) vom Business Network International (BNI).

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Herr Heiland. Sie sind aktiv im BNI-Chapter Leipzig, welches 120 Mitglieder hat. Am 24. Oktober 2024 trafen sich die Mitglieder auf dem Gelände von Lok Leipzig zum Unternehmerfrühstück. Wie lief es?

Jörg Heiland: Das war eine großartige Veranstaltung und gleichzeitig eine Demonstration der Wirtschaftskraft, die die BNI-Mitglieder darstellen. Ein solches Unternehmerfrühstück mit allen sechs Chaptern der Stadt Leipzig gab es noch nie. Wir hatten neben einem tollen Gastgeber, dem 1. FC Lokomotive Leipzig (danke an Christian Meißner, Leiter Sponsoring und Vertrieb beim 1. FC Lok), auch prominente Gäste: So waren Herr Michael Weichert (Vizepräsident des 1. FC Lok) und auch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Leipzig, Herr Volker Lux, dabei, um sich von der unglaublichen Stimmung, die von den BNI-Mitgliedern ausgeht, tragen zu lassen. Initiiert und organisiert wurde das Treffen von den sechs Leipziger Chapterdirektoren.

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Position haben Sie in der Organisation inne und seit wann? Was machen Sie ganz konkret in dieser Position?

Jörg Heiland: Ich selbst stehe seit April 2024 dem Chapter VIA REGIA ehrenamtlich als Chapterdirektor vor. Die Aufgabe der Chapterdirektoren ist es, das Führungsteam des eigenen Chapters anzuleiten und die wöchentlichen Frühstücke zu moderieren.

WIRTSCHAFT ONLINE: BNI ist das Business Network International mit hiesigen Chaptern. Können Sie uns bitte etwas zur Geschichte des BNI erzählen?

Jörg Heiland: Das Business Network International (BNI) wurde 1985 von Dr. Ivan Misner gegründet, um Unternehmern ein strukturiertes Netzwerk für gegenseitige Unterstützung und Geschäftsempfehlungen zu bieten. Unter dem Motto „Wer gibt, gewinnt“ tauschen Mitglieder in wöchentlichen Treffen Empfehlungen aus und stärken dadurch ihre Geschäftsbeziehungen.

Heute ist BNI in über 70 Ländern vertreten, allein in Leipzig mit sechs Unternehmergruppen (Chapter). So ermöglicht BNI Unternehmen in Leipzig, neue Kontakte zu knüpfen, Kooperationen zu fördern und durch gegenseitige Empfehlungen zu wachsen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wer kann Mitglied im hiesigen Chapter werden? Aus welchen Branchen sind Unternehmen bei Ihnen organisiert?

Jörg Heiland: In Leipzig sind zurzeit 146 Unternehmen in sechs Chaptern organisiert. Hier sind alle Branchen vertreten: von Ärztinnen und Ärzten über Rechtsanwältinnen und -anwälten bis hin zu Zimmerleuten.  In jedem Chapter gilt Branchenexklusivität, das bedeutet: ist ein Zimmermann Mitglied, kann diesem Chapter kein weiterer Zimmermann beitreten. Um Mitglied zu werden, ist es sinnvoll, das Chapter seiner Wahl vorab als Gast zu besuchen, um das Flair, die Abläufe und die Regularien kennenzulernen. Über Zustimmung oder Ablehnung des Mitgliedsantrages entscheidet das Chapter demokratisch. Alle Chapter sind offen für neue Mitglieder, die das Netzwerk mit aufbauen und stärken wollen. Eine Übersicht über die Chapter in der Region gibt es hier: www.bni-so.de. Fragen zur Mitgliedschaft und den Chancen und Möglichkeiten im BNI beantwortet jedes Mitglied sehr gerne.

WIRTSCHAFT ONLINE: Jeder Verband ist nur so stark wie das Netzwerk, in dem er eingebunden ist. Mit wem arbeiten Sie an welchen Zielen zusammen?

Jörg Heiland: Viele unserer Mitglieder sind in weiteren Netzwerken aktiv, so zum Beispiel im BVMW oder bei der ÜBERSTUNDE, aber auch auf Veranstaltungen der Kammern. Die netzwerkübergreifende Zusammenarbeit steht hierbei ganz oben auf der Agenda. Ein wirklich funktionierendes Empfehlungsmarketingprogramm bietet jedoch nur BNI: Allein im Jahr 2024 ist durch die 146 BNI-Mitglieder in Leipzig ein Umsatz von über 6.000.000 EURO bewirkt worden, den es ohne BNI nicht gegeben hätte.

WIRTSCHAFT ONLINE: Sie bieten auch Veranstaltungen an. Was für Veranstaltungen sind dies denn?

Jörg Heiland: Unsere tragende Hauptveranstaltung ist das Unternehmerfrühstück. Weltweit findet dies in der Zeit einmal wöchentlich von 7:00 Uhr bis 8:30 Uhr statt. Dies ist der Ort, an welchem sich die Mitgliedsunternehmen vorstellen, austauschen, vernetzen und weiterempfehlen. Darüber hinaus gibt es in den einzelnen Chaptern Abendveranstaltungen, welche individuell geplant und organisiert werden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Hemmnisse hat die regionale Wirtschaft aus Sicht Ihres Chapters derzeit zu bewältigen?

Jörg Heiland: Unternehmen aller Branchen stehen vor großen Herausforderungen: Der akute Fachkräftemangel bremst ihre Leistungsfähigkeit, und die Zusammenarbeit mit Ämtern und Banken ist oft von aufwendiger Bürokratie geprägt. Hinzu kommt der begrenzte Raum für Wachstum – im Stadtgebiet Leipzig ist es für expandierende Firmen nahezu unmöglich, geeignete Flächen zu finden. Stattdessen sind sie gezwungen, ihren Standort in Randgebiete oder umliegende Ortschaften zu verlagern.

Auch die Verkehrspolitik sorgt zunehmend für Unmut. Anstelle intelligenter Ampelschaltungen, die den Verkehrsfluss fördern könnten, werden häufig neue Radwege angelegt, während Handwerker und Lieferanten in der Stadt kaum Halte- oder Parkmöglichkeiten finden. Das führt oft zu unnötigen Bußgeldern, die Unternehmen zusätzlich belasten.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie können diese Hemmnisse beseitigt werden?

Jörg Heiland: Um diese Hemmnisse zu beseitigen und die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern, könnten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

1. Förderung der Ansiedlung und Flächennutzung: Die Stadt Leipzig könnte neue Gewerbeflächen im Stadtgebiet schaffen und bestehende Flächen effizienter nutzen. Durch gezielte Förderprogramme für innerstädtische Flächen und flexible Genehmigungsverfahren könnten Unternehmen besser wachsen, ohne die Stadtgrenzen verlassen zu müssen.

2. Optimierung der Verkehrsinfrastruktur: Eine intelligente Ampelsteuerung und eine dynamische Verkehrsführung würden den Verkehr flüssiger gestalten, insbesondere für Berufsverkehr und Lieferverkehr. Zudem könnten gezielte Parkzonen für Handwerker und Lieferanten eingerichtet werden, um unnötige Bußgelder zu vermeiden und deren Einsatz zu erleichtern.

3. Bürokratische Entlastung: Die Zusammenarbeit mit Ämtern und Banken könnte durch digitale Prozesse erheblich vereinfacht werden. Online-Plattformen und vereinfachte Genehmigungsverfahren würden es Unternehmen ermöglichen, Anträge effizienter zu stellen und Behördengänge zu reduzieren.

4. Maßnahmen gegen Fachkräftemangel: Programme zur Fachkräftegewinnung und -bindung, etwa durch Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, Weiterbildungsförderung und Vereinfachung internationaler Arbeitsgenehmigungen, könnten den Arbeitskräftemangel lindern und Unternehmen helfen, benötigte Fachkräfte zu gewinnen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Heiland, für die Möglichkeit, von Ihrem Engagement zu berichten und Ihre Sicht der Dinge zu erfahren.

Informationen zu regionalen Chaptern des BNI unter:

bni-so.de

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T: 0341 1267-1128
E: redaktion@leipzig.ihk.de

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