
Basiswissen Zoll. Ein Webinar transferiert Wissen
12. August 2025Am 2. September 2025 bieten die IHKs ein Webinar zu „Basiswissen Zoll“ an, schließlich ist das Thema derzeit eines der drängendsten im Außenhandel. Wir sprachen deshalb mit dem Referenten des Webinars Oliver Falk.
Im Gespräch thematisierten wir die Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik, Recherchemöglichkeiten, Bürokratie, die konkreten Themen des Webinars sowie die Tätigkeit Oliver Falks bei der IHK Rhein-Neckar.
WIRTSCHAFT ONLINE: Für den 2. September 2025 bieten die IHKs ein Webinar unter dem Titel „Basiswissen Zoll“ an. Sie selbst sind bei der IHK Rhein-Neckar im Team International für die Bereiche Recht International, Bescheinigungen und Zollfragen Experte und führen durch das Webinar. An wen richtet sich das Angebot? Wer kann sich alles anmelden?
Oliver Falk: Das Webinar dient klassisch als erster Einstieg in die Praxis der Zollabwicklung. Häufig werden Mitarbeitende im Unternehmen „ins kalte Wasser“ geworfen und arbeiten mit „Vorlagen“ alter Zollvorgänge, die im Unternehmen bereits durchgeführt wurden. Dabei fehlt oft das Verständnis, warum das so gemacht wird. Es richtet sich also an Mitarbeitende in den Unternehmen, die für ihre Arbeit grundlegende Kenntnisse im Bereich Zoll benötigen. Das Webinar wird aber auch gerne von Mitarbeitenden zur Auffrischung genutzt, die schon länger mit der Materie vertraut sind.
WIRTSCHAFT ONLINE: Zoll ist ein derzeit viel diskutiertes Thema, gerade auch resultierend aus der durch Trumps politisches Agieren entstehende Unsicherheit. Wirtschaft braucht jedoch Verlässlichkeit. Wie wirkt sich die derzeitige Lage auf exportierende Unternehmen in Deutschland aus?
Oliver Falk: Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Daher wirken sich die pauschalen US-Zölle tiefgreifend auf das Exportgeschäft deutscher Unternehmen aus. Vor allem die Automobilindustrie, der Maschinenbau und die Chemieindustrie stehen vor Herausforderungen. Zölle auf deutsche Exporte verteuern diese auf dem US-Markt, was die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen schwächt.
WIRTSCHAFT ONLINE: In Ihrem Webinar wird Basiswissen vermittelt. Können Sie uns einige Themen des Webinars nennen?
Oliver Falk: Das Webinar führt schrittweise an die schwierige Terminologie des Zolls heran. Dabei werden zolltechnische Begriffe und Zollverfahren systematisch erläutert. Es wird auch der Unterschied zwischen innergemeinschaftlichen Lieferungen und Ausfuhrlieferungen erläutert. Zudem werden die gängigsten Exportdokumente, wie Ursprungszeugnis, Handelsrechnung, Warenverkehrsbescheinigungen und Lieferantenerklärung, vorgestellt.
WIRTSCHAFT ONLINE: Viel besprochen im medialen Diskurs sind die Stahlzölle. Jetzt muss ich einmal fragen: Wenn ich reine Stahlprodukte exportiere, ist mir klar, dass die Zölle mich betreffen, was ist jedoch mit Artikeln, die nur einen minimalen bis kleinen Anteil an Stahlkomponenten haben? Wie ist hier die Regelung (die Frage wurde an uns von einem Unternehmer herangetragen)?
Oliver Falk: Die USA erheben auch Strafzölle auf bestimmte Stahlderivate. Das sind Produkte, die aus Stahl hergestellt wurden oder Stahl als wesentlichen Bestandteil enthalten, aber nicht mehr als Rohstahl gelten. Der Strafzoll wird bei solchen Produkten lediglich auf den Wert des Stahlgehalts erhoben. Welche Stahlderivate unter den Strafzoll fallen, kann anhand der Warentarifnummer recherchiert werden.
WIRTSCHAFT ONLINE: Die Zölle sind, wenn ich das richtig verstanden habe, Einfuhrzölle. Das bedeutet, dass diese von den Einführenden gezahlt werden müssen, jedoch dadurch die Produkte aus den exportierenden Regionen in den Einfuhrländern teurer werden, womit das Kaufverhalten sich ändert. Wie können Unternehmen hier ausgleichen (auch eine Frage aus der Mitgliedschaft)?
Oliver Falk: Unternehmen sollten ihre Preisstrategie prüfen: Was kann man auf Kosten der eigenen Gewinnmarge selber an höheren Zöllen dauerhaft absorbieren? Was kann man an Zollerhöhungen in Form höherer Verkaufspreise an US-Kunden weitergeben? Und man sollte den US-Markt im Blick haben und schauen, wie sich andere Anbieter verhalten und wie viel diese an Kosten an die Kunden weitergeben. Unternehmen sollten zudem ihre Geschäftschancen auf anderen Märkten sondieren, angefangen im EU-Binnenmarkt über den Mittleren Osten bis nach Südostasien und Lateinamerika. Und natürlich auch Richtung neuer Kunden, zum Beispiel in anderen Kundenbranchen als die, die man bisher schon beliefert.
WIRTSCHAFT ONLINE: Neben dem bekannten Begriff Zoll ist die Thematik mit Begrifflichkeiten wie Ursprungsrecht und Ursprungszeugnis, Präferenznachweise (EUR1, EUR MED etc.), ATLAS-Ausfuhr oder Carnet ATA gepflastert. Das klingt alles äußerst bürokratisch und hemmt das Auslandsgeschäft gerade von KMU, die keine große Abteilung für all die Nachweise und Bearbeitungen haben. Wie können sich KMU, die trotzdem exportieren wollen, behelfen? Schon bei der Umsatzsteuer stehen viele Kleinproduzierende ja vor einer Vielfalt an Regelungen …
Oliver Falk: KMUs würde ich empfehlen, sich an ihre IHK zu wenden. Die IHK bietet eine Vielzahl von Beratungsleistungen im Bereich Zoll und Außenwirtschaft an, die Unternehmen bei allen Fragen rund um den internationalen Handel unterstützen. Und ich empfehle die Teilnahme an dem Webinar „Basiswissen Zoll“, um einen systematischen Überblick zu bekommen.
WIRTSCHAFT ONLINE: Es gibt diverse Datenbanken und Informationsquellen für exportwillige Unternehmen. Können Sie uns einen kleinen Einblick dazu geben, bitte?
Oliver Falk: Für mich in der täglichen Arbeit sind drei Datenbanken von zentraler Bedeutung. Der EZT-Online der deutschen Zollverwaltung, wenn es um die Recherche von Ein- und Ausfuhrbeschränkungen in und aus der EU/Deutschland geht. Das Portal WuP-online der deutschen Zollverwaltung informiert über alle Freihandelsabkommen der EU, hier lassen sich insbesondere die Ursprungsregeln gut recherchieren. Und über die Datenbank Access2Markts der Europäischen Kommission lassen sich ausländische Zollsätze und Einfuhrdokumente in Zielländer gut recherchieren.
WIRTSCHAFT ONLINE: Der Themenpark Export ist – schließlich waren wir mal „Exportweltmeister“ - ein großer, Wirtschaft ist aber nie eine Einbahnstraße. Es geht also auch um Import. Werden die Regelungen beim Import auch in Ihrem Webinar thematisiert? Sind die Regelungen hier vergleichbar?
Oliver Falk: Der Importvorgang wird bei den meisten Unternehmen nicht selbst durchgeführt, sondern in der Regel wird der Frachtführende damit beauftragt, der ohnehin den logistischen Ablauf organisiert. Daher wird das Importverfahren in dem Webinar nicht behandelt. Allerdings gibt es andere Bereiche, die für den Import bzw. für die Beschaffung interessant sind, beispielsweise in Bezug auf die Frage, welche Zölle man sich bei der Einfuhr von Waren sparen kann. Hier wird ein Überblick über die bestehenden Handelsabkommen gegeben, die sowohl für den Import als auch den Export wichtig sind.
WIRTSCHAFT ONLINE: Sie sind der Betreuer des Arbeitskreises Zoll- und Außenwirtschaftsrecht der IHKs Rhein-Neckar und Pfalz. Können Sie uns etwas zu diesem Arbeitskreis erzählen? Wer macht mit, mit welchen Zielen und wie ist der Arbeitskreis organisiert?
Oliver Falk: Der Arbeitskreis umfasst etwa 100 Unternehmensvertretende, in der Regel Zollbeauftragte oder Zoll- und Exportkontrollsachbearbeiter von großen, mittleren, aber auch kleinen Unternehmen. Die Sitzungen des Arbeitskreises finden zweimal im Jahr statt und dienen der Pflege des innerbetrieblichen Erfahrungsaustausches, der Erarbeitung von Stellungnahmen zu aktuellen Zollproblemen und der Erörterung der betrieblichen Auswirkungen von Gesetzen und Gesetzesänderungen im Zollbereich.
WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Falk, für Ihre Zeit und Ihre Antworten. Und danke auch für Ihr Engagement für die bundesrepublikanische Wirtschaft.
Bei Fragen hilft Ihnen Nadine Thieme gerne weiter.
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