Konjunkturwende nicht in Sicht – Erwartungen wieder im Rückwärtsgang

Die Situation der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig bleibt auch im Herbst 2025 angespannt. Trotz eines verbesserten Ausblicks zur vorherigen Umfrage verlief die Entwicklung enttäuschend. Die Lage hat sich nicht verbessert und die Geschäftserwartungen der 558 an der IHK-Befragung teilgenommenen Unternehmen haben sich sogar spürbar verschlechtert. Der IHK-Geschäftsklima-Index1 fällt entsprechend um vier auf 105 Punkte. Die Stimmungsaufhellung des Frühjahrs ist schnell verpufft. Die Befragung fand im Zeitraum vom 01. bis 23. September 2025 statt.

Aktuelle Geschäftslage

Trotz optimistischerer Geschäftsaussichten im Frühjahr 2025 hat sich die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen nicht verbessert. Der Lagesaldo² liegt unverändert bei 17 Punkten. Gegenüber dem Vorjahresstand ist lediglich ein Anstieg um zwei Punkte festzustellen. Damit bleibt die Entwicklung der vergangenen Monate weiterhin unbefriedigend. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich bisher nicht entscheidend gebessert, die Stimmung bleibt entsprechend im Keller. Sowohl die Umsatz- als auch die Ertragsentwicklung liegen per saldo im negativen Bereich. Die Wachstumshoffnungen wurden vielerorts enttäuscht.

Keine Veränderung
SALDO: 17

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Aktuelle Geschäftslage

  • gut (35 %)
  • befriedigend (47 %)
  • schlecht (18 %)

gut: 35 %

befriedigend: 47 % 

schlecht: 18 %

Geschäftserwartungen

Nachdem die Unternehmen zur vorherigen Umfrage ihren Geschäftsausblick erhöhten, macht sich nunmehr Ernüchterung breit. Viele Betriebe haben ihre Aussichten wieder spürbar nach unten korrigiert. Der Prognose-Saldo2 fällt um sieben auf aktuell -5 Punkte. Besonders problematisch: der Rückgang ist in allen Wirtschaftsbereichen sichtbar. Die aktuelle Auftragsentwicklung lässt in vielen Branchen keinen Nachfragezuwachs erkennen. Hohe und steigende Kosten sowie ausbleibende wirtschaftspolitische Reformen dämpfen vielmehr die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturwende.

Rückgang um 7 Punkte
Saldo: -5

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Geschäftserwartungen

  • besser (18 %)
  • gleich (59 %)
  • schlechter (23 %)

besser: 18 %

gleich: 59 %

schlecher: 23 %

Personalplanungen

Aufgrund der gesunkenen Geschäftserwartungen sehen die Unternehmen kaum noch Spielraum für Neueinstellungen. Freiwerdende Stellen werden momentan in vielen Fällen nicht nachbesetzt. Die Folge, die Personalnachfrage bleibt auch weiterhin branchenübergreifend sehr schwach. Der Saldo² aus Firmen mit steigenden bzw. sinkenden Personalplanungen liegt gegenüber dem Frühjahr unverändert bei 2 Punkten. Dies lässt insgesamt eine stagnierende Beschäftigtenzahl in der gewerblichen Wirtschaft erwarten. Die höchste Nachfrage ist derzeit noch im Verkehrs- und Logistikgewerbe gegeben. 

Keine Veränderung
Saldo: 2

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Personalplanungen

  • steigen (16 %)
  • gleich (70 %)
  • fallen (14 %)

steigen: 16 %

gleich: 70 %

fallen: 14 %

Investitionsplanungen

Angesichts der schwachen Geschäftsprognosen fehlt den Unternehmen die Grundlage für eine Erhöhung ihrer Investitionsaktivitäten. Vielmehr sinkt die Investitionsbereitschaft der Betriebe in vielen Wirtschaftsbereichen – darunter auch in der Industrie. Nach wie vor planen nur 17 Prozent der Unternehmen ihre Investitionsausgaben aufzustocken, 24 Prozent werden diese jedoch zurückfahren. Damit sinkt der Saldo² um drei auf -4 Punkte. Knapp jeder vierte Betrieb verzichtet ganz auf Investitionen. Mit 46 Prozent werden die meisten Unternehmen notwendige Ersatzbeschaffungen tätigen.

Rückgang um 3 Punkte
Saldo: -4

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Investitionsplanungen

  • steigen (17 %)
  • gleich (38 %)
  • fallen (21 %)
  • keine (24 %)

steigen: 17 %

gleich: 38 %

fallen: 21 %

keine: 24 %

Geschäftliche Risiken der gewerblichen Wirtschaft

Der Entwicklung der Weltwirtschaft wird aktuell insbesondere durch die US-Handelspolitik geprägt. Diese belastet nicht nur die deutschen Exporte in die USA, auch der Wettbewerbsdruck aus China wird intensiviert. Angesichts deutlicher Überkapazitäten in China, drängen chinesische Unternehmen nunmehr noch stärker in andere Märkte. Unter diesen Vorzeichen steht die deutsche Exportwirtschaft vor immensen Herausforderungen, hat sie doch in den vergangenen Jahren spürbar an Wettbewerbsfähigkeit und damit auch an Marktanteilen verloren. Diese Entwicklung hat wesentlich zur aktuellen Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft beigetragen.

Vordringliche Aufgabe der Politik ist es daher, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen so zu reformieren, dass der Standort Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnt und die Unternehmen wieder in die Lage versetzt werden, zukunftsweisende Investitionen zu tätigen. Dabei drängt die Zeit. Je länger die konjunkturelle Schwächephase anhält, umso mehr Unternehmen werden nicht überleben oder sind gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern.

Mit 63 Prozent sehen nach wie vor die meisten Unternehmen ihre Geschäftsentwicklung durch die „Entwicklung der Arbeitskosten“ gefährdet. Mit deutlichem Abstand folgen auf den Rängen 2 bis 4 die „Inlandsnachfrage“, die „Energiepreise“ und die „wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“. Unter letzterem Faktor werden insbesondere die ausufernde Bürokratie, hohe Steuern und Abgaben, der Mindestlohn und steigende Lohnnebenkosten, aber auch der zunehmende globale Protektionismus (Zölle), ebenso wie Kriege und Unruhen genannt. 

Konjunktur nach Branchen

Fußnoten

Der IHK-Geschäftsklima-Index ist der geometrische Mittelwert der Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen. Die extremen Indikatorwerte liegen bei 200 bzw. 0 Punkten. Diese würden erreicht, wenn jeweils 100 Prozent der befragten Unternehmen sowohl ihre gegenwärtige Geschäftslage als auch ihre Geschäftserwartungen positiv bzw. negativ beurteilen würden.

Saldo – ergibt sich aus der Differenz der Anteile der „gut“/“schlecht“-, „besser“/schlechter“- bzw. „steigen“/“fallen“-Antworten

Die Druckdatei (nicht barrierefrei) des aktuellen Konjunkturreports Leipzig können Sie über nachfolgendem Button gerne herunterladen:
KONJUNKTURREPORT LEIPZIG

Ihre Kontaktperson

Bei Fragen hilft Ihnen René Schumann gerne weiter.

T: +49 341 1267-1254
F: +49 341 1267-1422
E: rene.schumann@leipzig.ihk.de

Porträt von René Schumann