WIRTSCHAFT

Ansprechpartner: Martin Steindorf Geschäftsfeldmanager Standortpolitik martin.steindorf@leipzig.ihk.de 0341 1267-1322 IHK zu Leipzig – wirtschaft Winter 2023 11 Fachkräftesicherung Vielmehr wird sich die Problematik in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels weiter verschärfen. Politik und Wirtschaftsverbände sind sich daher einig: Die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland ist alternativlos. Im Interview erzählt Martin Steindorf, Geschäftsfeldmanager Standortpolitik bei der IHK zu Leipzig, wie die AG Fachkräfteeinwanderung Unternehmen bei der Suche nach ausländischen Fachkräften unterstützt. WIRTSCHAFT: Was genau ist die AG Fachkräfte- einwanderung? Martin Steindorf: Es handelt sich um eine Arbeitsgruppe des Koordinierungsgremiums „Integration von Migrant/innen in Ausbildung und Arbeit der Stadt Leipzig“, dem die Verwaltungsspitzen der Stadt, insbesondere der Oberbürgermeister, angehören. Seitens der IHK zu Leipzig ist Dr. Gert Ziener, Geschäftsführer Grundsatzfragen, Mitglied des Gremiums. Die eigentliche Arbeit geschieht in untergeordneten Arbeitsgruppen, beispielsweise in der AG Deutschspracherwerb von Azubis mit Migrationshintergrund, der AG Berufschancen für Frauen mit Migrationsbiografie oder eben der AG Fachkräfteeinwanderung. Unsere Kernaufgabe lautet, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz praxisgerecht umzusetzen, sodass ein positiver Arbeitsmarkteffekt für unsere Mitgliedsunternehmen entsteht. WIRTSCHAFT: Welche Rolle spielt die IHK zu Leipzig in der Arbeitsgruppe und welche Aufgaben übernimmt sie? Martin Steindorf: Seitens des Koordinationsgremiums werden konkrete Arbeitsaufträge an die AG erteilt, deren Leitung ich innehabe; Dr. Ziener wiederum gibt unsere Arbeitsergebnisse dann weiter. Meine Aufgaben umfassen die Erstellung von Einladungen und Tagesordnungen, die Terminkoordination und Informationsbündelung, die Protokollführung und den Austausch mit externen Anlaufstellen. WIRTSCHAFT: Wie können Unternehmen, die nach Fachkräften suchen, von Ihrem Engagement profitieren? Martin Steindorf: Durch die Arbeit in der AG ist es uns gelungen, gute Beziehungen zu allen Institutionen aufzubauen, die einen Anteil am Integrationsgeschehen von ausländischen Fachkräften in den Arbeitsmarkt haben. So können individuelle Probleme von Unternehmen mit der Ausländerbehörde durch uns schnell gelöst werden. Über die Kooperation mit dem Fachinformationszentrum „Zuwanderung“ können wir Unternehmen, die ausländische Fachkräfte einstellen wollen, schnell zu individuellen Beratungen verhelfen. Ein weiteres Beispiel: Unlängst erging der Arbeitsauftrag an die AG, Lösungen für das Problem „Kulturelle Unterschiede“ zu finden, das nach Ansicht der Unternehmen eine Herausforderung bei der Integration ausländischer Fachkräfte darstellt. Gemeinsam mit dem Fachkräfteausschuss der IHK zu Leipzig wurde in der AG ausgiebig diskutiert und analysiert, was „Kulturelle Unterschiede“ eigentlich sind. Im Anschluss konnte mit unserer Expertise schließlich ein Projektträger gefunden werden, der Unternehmen direkt zu diesem Thema beraten kann. WIRTSCHAFT: Was sind die größten Hürden, die einer qualifizierten Zuwanderung im Weg stehen, und wie sind diese zu überwinden? Martin Steindorf: Zunächst einmal kostet Zuwanderung Geld: Recruiting, Anerkennungsverfahren und Genehmigungsprozesse sind immer mit Kosten verbunden. Überdies ist eine anerkannte Berufsausbildung hierzulande Voraussetzung für die Erlangung einer dauerhaften Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. Koch/Köchin ist in Südamerika beispielsweise ein reiner Praxisberuf. Die Menschen werden dort jahrelang ausgebildet und verfügen über ein hohes Maß an praktischer Erfahrung; der theoretische Anteil der Ausbildung, der bei uns Voraussetzung für die Anerkennung ist, fehlt dort jedoch komplett. In diesen und ähnlichen Fällen sollte die Politik umdenken. Die IHK zu Leipzig fordert schon seit Langem, ausländischen Fach- und Arbeitskräften den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dazu bedarf es der Vereinfachung von Anerkennungsprozessen, der Entbürokratisierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und der Intensivierung der Sprachförderung für Geflüchtete und Geduldete. WIRTSCHAFT: Wie sehen die Zukunftspläne der AG Fachkräfteeinwanderung aus? Martin Steindorf: Neben der branchen- und themenübergreifenden Arbeit beschäftigt sich die AG schwerpunktmäßig auch mit ausgewählten Branchen; in der Vergangenheit waren das beispielsweise die Pflege und die Gastronomie. Dieses Konzept möchten wir gern beibehalten. Weiterhin soll es 2023 unter anderem darum gehen, den Landkreis Leipzig sowie Nordsachsen in die Arbeit der AG einzubeziehen und die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten noch besser an kleine und mittelständische Unternehmen zu vermitteln.

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