Außenwirtschaftsnachrichten 01/2024

INHALT 1 ›› Im Blickpunkt 3 ›› Sachsen global 5 ›› Länder und Märkte 7 ›› Markt- und Länderveranstaltungen 9 ›› Messen und Messereisen 11 ›› Zoll- und Außenwirtschaftsrecht 13 ›› Fort- und Weiterbildung 16 ›› Geschäftsverbindungen 20 ›› Außenwirtschaftspraxis 23 ›› Sächsische Unternehmer in der Welt 24 ›› Impressum | Ansprechpartner Unternehmen positionieren sich in Mittel- und Osteuropa neu Der nun bald zwei Jahre währende russische Krieg gegen die Ukraine hat unermessliches Leid über die Menschen dort gebracht und die europäische Friedensordnung nachhaltig erschüttert. Der Krieg verändert auch die wirtschaftliche Statik in Mittel- und Osteuropa sowie Zen- tralasien. Gewichte verschieben sich, neue Transportwege werden erschlossen, alternative Investitions- standorte, Energie- und Rohstoffpartner rücken in den Blickpunkt. Die größte Herausforderung der kommenden Jahrzehnte ist der Wiederaufbau der Ukraine. Für diese Herkulesaufgabe braucht es das Engagement der privaten Wirtschaft. Die meisten deutschen Unternehmen in der Ukraine haben trotz des Krieges ihr Engagement fortgesetzt, nicht wenige setzen bereits Neuinvestitionen um, weil sie von der Zukunft des Standortes überzeugt sind. Die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine, die auf dem EUGipfel Mitte Dezember in Brüssel beschlossen wurde, ist ein entscheidender Impuls für die Umsetzung notwendiger Reformen, die sich positiv auf die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen und damit auf den Wiederaufbau auswirken werden. Fast zwei Jahre nach Kriegsbeginn nehmen die Verschiebungen in den deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit dem östlichen Europa Konturen an. Die Entflechtung vom russischen Markt verläuft in hohem Tempo. Unter den deutschen Handelspartnern weltweit ist Russland binnen eines Jahres von Rang 14 auf Rang 38 abgerutscht. Im Oktober 2023 fiel Russland beim Handelsumsatz bereits hinter die Ukraine und Kasachstan zurück. Deutschland hat sich nicht nur viel schneller als erwartet von russischen Energieimporten unabhängig gemacht. Viele deutsche Unternehmen haben die Sanktionen übererfüllt und ziehen sich unter Inkaufnahme hoher Verluste aus dem Russland-Geschäft zurück. Nachbarländer profitieren Vom weitgehenden Ausfall des russischen Marktes profitieren Länder in dessen Nachbarschaft, die sich erfolgreich als alternative Wirtschafts- und Handelspartner positionieren. Dazu gehören Kasachstan, Usbekistan, Armenien und Aserbaidschan. Große Zukunftschancen gerade für die deutsche Wirtschaft liegen hier in der Produktion von grüner Energie und Wasserstoff, der Rohstoffförderung und Weiterverarbeitung, in der Modernisierung der Landwirtschaft und der Zusammenarbeit in der Berufsausbildung. Neue Handelswege, wie der mittlere Korridor über den Kaukasus, das Kaspische Meer und Zentralasien, geben diesem Wirtschaftsraum weitere Wachstumsimpulse. Das Rückgrat des deutschen Osthandels bleiben die vier VisegradStaaten Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei, mit denen Deutschland in den ersten zehn Monaten erneut mehr Waren handelte als mit China oder den USA. Polen ist inzwischen vor Italien der fünftgrößte deutsche Handelspartner weltweit. Mit dem Amtsantritt der neuen Regierung unter Donald Tusk verbinden wir nun die Hoffnung auf einen neuen kräftigen Aufschwung in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Ob bei der grünen Transformation, der Automatisierung und Digitalisierung der Indus- trie oder bei Forschung und Entwicklung: Deutschland und Polen können gemeinsam zum Innovationsmotor in der EU werden. Cathrina Claas-Mühlhäuser Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e. V. und Vorsitzende des Aufsichtsrats, Claas KGaA mbH Foto: Claas KGaA mbH 1 Außenwirtschaftsnachrichten 1/2024 Im Blickpunkt

RkJQdWJsaXNoZXIy ODM4MTk=