Außenwirtschaftsnachrichten 12/2023

unterstreicht die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Regionen. Viele ECOWAS- Mitgliedsstaaten, insbesondere in Westafrika, unterhalten aufgrund ihrer kolonialen Vergangenheit historische Verbindung zu Frankreich. Französisch ist in mehreren ECOWAS-Ländern Amtssprache und diese sprachliche Verbindung erleichtert die diplomatische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Am 30. Juni 2014 haben die EU und ECOWAS plus Mauretanien sowie die westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) Verhandlungen über ein regionales Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) betreffend Warenhandel und Entwicklungszusammenarbeit abgeschlossen und den Abkommenstext paraphiert. Die EU gewährt mit Inkrafttreten des Abkommens Einfuhren aus den westafrikanischen Vertragsstaaten und weiterhin einen zoll- und kontingentfreien Zugang zu ihrem Markt. Im Gegenzug verpflichtet sich Westafrika, in einem Zeitraum von 20 Jahren seine Zölle auf 75 Prozent der EU-Ursprungswaren stufenweise abzubauen. Sensible landwirtschaftliche Erzeugnisse und Verarbeitungserzeugnisse können von den westafrikanischen Staaten gegenüber der europäischen Konkurrenz durch Beibehaltung von Zöllen geschützt werden. Auch besteht die Möglichkeit, weitere Schutzmaßnahmen einzuleiten. Da Nigeria dennoch negative Folgen für heimische Industrien befürchtet, ist es zuletzt das einzige Land, welches das WPA noch nicht unterzeichnet hat. Das WPA EU-Westafrika findet daher in keinem der westafrikanischen Länder Anwendung – es wird vorläufig angewandt, sobald alle westafrikanischen Länder das Abkommen unterzeichnet und zwei Drittel der westafrikanischen Länder das Abkommen ratifiziert haben. Die Region hat das Potenzial, ein attraktiver Partner für europäische Firmen zu sein. Um das Wirtschaftswachstum in ECOWAS aufrechtzuerhalten und zu fördern, ist es jedoch entscheidend, Herausforderungen, wie Fragen der Regierungsführung, sozioökonomische Disparitäten und Sicherheitsbedrohungen, anzugehen. Darüber hinaus ist die Förderung der regionalen Integration und Zusammenarbeit entscheidend, um das Potenzial dieser vielfältigen und dynamischen Region voll auszuschöpfen, was letztendlich zu einem inklusiven und nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstum führt. Die Handelsbeziehung zwischen der EU und der ECOWAS bleibt hierfür eine wichtige Partnerschaft. Der Einfluss etwa Frankreichs und Russlands verleiht der Region und der Beziehung zur EU eine erweiterte geopolitische Dimension, die sich nicht nur auf den Handel, sondern auch auf Sicherheit und Ressourcenmanagement auswirkt. Obwohl Herausforderungen bestehen, unterstreicht das Engagement zu ihrer Bewältigung und zur Stärkung der Zusammenarbeit das Potenzial für eine prosperierende Zukunft, geprägt von zunehmendem Handel und wirtschaftlicher Stabilität. Tobias Runte Foto: © Peter Hermes Furian – stock.adobe.com 6 Länder und Märkte

RkJQdWJsaXNoZXIy ODM4MTk=