Marco Alexander breit Juryvorsitzender deutscher Wirtschaftsfilmpreis
Wirtschaftliche Zusammenhänge informativ näher bringen

„Mich begeistert die kreative Frische.“

31. Mai 2023

Gespräch mit dem Jury-Vorsitzenden des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises Marco-Alexander Breit

Bis zum 11. Juni 2023 können noch Beiträge zum Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 2023 eingereicht werden. WIRTSCHAFT ONLINE sprach mit dem Vorsitzenden der 15-köpfigen Jury, die die Entscheidungen zu den Preisträgern trifft, mit Marco-Alexander Breit.

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Marco-Alexander Breit. Sie sind Vorsitzender der Jury des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises für das Jahr 2023. Der diesjährige Jahrgang ist mittlerweile der 56. Jahrgang. Also begann die Geschichte des Preises Mitte/Ende der 60er Jahre. „Das Dschungelbuch“ war 1968 der erfolgreichste Film in der BRD mit 27,4 Millionen Zuschauern. Wie begann es aber beim Deutschen Wirtschaftsfilmpreis?

Marco-Alexander Breit: Der deutsche Wirtschaftsfilmpreis ist tatsächlich einer der ältesten deutschen Filmpreise: Er wird seit 1968 vom Bundesministerium für Wirtschaft verliehen und ist seit 2008 Bestandteil der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung. Der Preis soll das gesellschaftliche Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge verbessern. In einer sich ständig wandelnden Welt komplexer wirtschaftlicher Zusammenhänge ist deren verständliche Erklärung und ansprechende Aufbereitung sehr wichtig. Dazu prämieren wir die aus unserer Sicht besten Beiträge und versuchen sie so sichtbarer werden zu lassen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Was für Filme können denn in diesem Jahr eingereicht werden?

Marco-Alexander Breit: Wir wünschen uns Filme, die genau diesen gerade formulierten Anspruch erfüllen und den Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge näherbringen – das können Imagefilme, spannende Dokumentationen oder innovative filmische Formate, die z.B. in Internetauftritten eingebettet sind, sein. Wichtig ist der gewisse „Aha-Effekt“ und dass die Zuschauerinnen und Zuschauer am Ende inhaltlich gut, aber auch filmisch spannend informiert worden sind.

WIRTSCHAFT ONLINE: Ich erfuhr von drei Kategorien. Können Sie uns da bitte etwas dazu sagen?

Marco-Alexander Breit: Der Deutsche Wirtschaftsfilmpreis 2023 lobt die Preise in drei Kategorien aus: „Wirtschaftsfilme“, „Imagefilme“ und „New Talents“:

In der Kategorie „Wirtschaftsfilme“ sollen Themen aus der Wirtschaft, beispielsweise aus den Bereichen Digitalisierung, Innovation oder Transformation in allen Formaten behandelt werden, z.B. Reportagen und Dokumentationen, Erklär- und Spielfilme, Onlinevideos.

Die zweite Kategorie beschäftigt sich mit Imagefilmen. Der Film soll sich mit Unternehmen, Institutionen oder Städten und Regionen und deren Rolle oder Beitrag im Wirtschaftsgefüge befassen. Dies können gerne auch Auftragsfilme sein, die für eine Präsentation oder Öffentlichkeitsarbeit hergestellt worden sind.

„New Talents“ ist die Kategorie, die mir – und uns allen in der Jury – am meisten am Herzen liegt. Beiträge sollen die Kriterien der ersten beiden Kategorien erfüllen, aber von Studentinnen und Studenten oder Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern gestaltet und realisiert worden sein. Hier haben wir immer Beiträge, die durch Originalität und Experimentierfreude überzeugen. Mich begeistert die kreative Frische, die hier zu Tage kommt.

WIRTSCHAFT ONLINE: An wen wendet sich denn der Preis ganz konkret? In Richtung der Produzierenden gedacht – aber auch in Richtung der Adressaten?

Marco-Alexander Breit: Hauptsächlich sollen den Zuschauenden die wirtschaftlichen Zusammenhänge informativ nähergebracht werden. Aber die Produzierenden profitieren selbstverständlich auch durch die Sichtbarkeit des Wirtschaftsfilmpreises. Wir wollen die Filmwirtschaft in Gänze stärken und mit dem Preis die Branche abseits von großen Kinoproduktionen bekannter machen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Ein Preis, der von einem Ministerium ausgelobt wird, beinhaltet ja mehr als eine Urkunde und Händeschütteln. Was gibt es bei Ihnen zu gewinnen?

Marco-Alexander Breit: Neben den Urkunden für die ersten drei Plätze jeder Kategorie, vergeben wir für die Gewinnerinnen und Gewinner auch eine schmückende Trophäe. Aber Filmschaffende leben nicht von der Kunst allein. Deshalb beträgt die Höhe aller Preisgelder des Wirtschaftsfilmpreises insgesamt 40.000 Euro. Es können jeweils bis zu drei Geldpreise in der Kategorie „New Talents“ und in der Kategorie „Wirtschaftsfilme“ für besonders herausragende Onlinebeiträge bzw. innovative audiovisuelle Formate für digitale Medien ausgelobt werden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Die Jury ist 15-köpfig. Wie kam es zur Zusammensetzung und wer ist für was zuständig?

Marco-Alexander Breit: Unsere Jury besteht aus mindestens neun und höchstens sechzehn Mitgliedern, die von uns im Ministerium berufen werden. Mehrheitlich sind die Mitglieder unabhängige, fachkundige und erfahrene Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Die Mitglieder der Jury werden für zwei Jahre berufen; was aber nicht heißt, dass eine Wiederberufung nicht möglich ist. Ich habe als Vertreter des BMWK den Vorsitz der Jury Ende 2021 mit großer Freude übernommen, eine spannende Aufgabe!

WIRTSCHAFT ONLINE: Muss jetzt jedes Jurymitglied alle Filmeinreichungen sehen? Wie ist das bei Ihnen organisiert?

Marco-Alexander Breit: Die Jurymitglieder treffen – mit der Qual der Wahl – auf einem Onlineportal innerhalb von vier Wochen einzeln eine Vorauswahl. Diese Beiträge werden dann als mögliche Preisträgerfilme in einer zweiten ca. zweitägigen Jurysitzung in Präsenz ausführlich bewertet. Dabei werden dann bis zu fünf Nominierte und drei Preisträger pro Kategorie von uns liebevoll in ebenso intensiven wie kurzweiligen Diskussionen ausgewählt.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wo und wie werden die Preisträgerfilme dann dem Publikum gezeigt?

Marco-Alexander Breit: In der großen Preisverleihung im Herbst in Berlin werden pro Kategorie Gesamttrailer aller Nominierten dem anwesenden Publikum gezeigt, sowie ein Trailer für jeden Preisträger. Dies ist immer ein ganz besonderer Moment, in dem man die Spannung der Nominierten spüren kann. Wenn die Preisträgerinnen und Preisträger einverstanden sind, werden die Beiträge in voller Länge auf der Internetseite www.deutscher-wirtschaftsfilmpreis.de eingestellt und damit noch einmal sichtbar herausgestellt.

WIRTSCHAFT ONLINE: Anmeldeschluss für Filmschaffende ist der 11. Juni 2023 – also fast schon übermorgen – wo und wie können denn die Filme eingereicht werden?

Marco-Alexander Breit: Bis zum 11. Juni 2023 können Wettbewerbsbeiträge online beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle – als hauptverantwortliche Geschäftsstelle für den Wettbewerb – eingereicht werden. Kostenlos bewerben können sich deutsche Filmproduzenten und Kreative, Nachwuchsfilmschaffende, Agenturen und Unternehmen. Also, los geht’s! Wir freuen uns auf und über viele Beiträge!

WIRTSCHAFT ONLINE: Ab wie vielen Filmeinreichungen würden Sie denn den 2023er-Jahrgang des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises als erfolgreich sehen oder ist die rein quantitative Denke hier fehl am Platz? Wann ist der Preis erfolgreich?

Marco-Alexander Breit: Ich will den Erfolg ehrlich gesagt nicht über die Anzahl der Einreichungen messen, sondern über die Qualität der Filme. Im letzten Jahr hatten wir da mit „Heimspiel“ von Julia Groteclaes einen wirklich bewegenden und beeindruckenden Nachwuchsfilm. Den müssen Sie sehen! Dass wir diesem Film Ehre und Geldpreis zuteilwerden lassen konnten, hat mich sehr gefreut. Und auch das macht den Preis erfolgreich: Dass wir es schaffen, Aufmerksamkeit auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen zu lenken, die sonst nicht immer im Mittelpunkt stehen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Sie waren unlängst als Speaker der Medientage Mitteldeutschland auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei zu Gast in unserer Region. Hier sind Sie als Leiter der Unterabteilung „Künstliche Intelligenz, Daten und Digitale Technologien“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eingeladen gewesen. Worüber haben Sie referiert?

Marco-Alexander Breit: Der lange Titel ist da sogar zu kurz: Ich bin ja auch für Games und Kultur- und Kreativwirtschaft zuständig, was mich beides persönlich sehr begeistert. Mein Panel drehte sich um Gaming als Wirtschaftsbranche in Deutschland und die Rahmenbedingungen, welche Voraussetzungen für den Erfolg dieser Branche sind. Wir Deutschen kaufen sehr viele Spiele, aber wir wollen sie auch entwickeln und veröffentlichen, und zwar in der ganzen Breite vom Blockbuster bis zum sogenannten Independent, also den kleineren Titeln. Der Markt dafür ist weltweit riesig. Daneben hatte ich noch persönliche Gespräche zur Lage der Printmedien und welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf Medien und die Medienbranche haben wird.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Breit, für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Der Deutsche Wirtschaftsfilmpreis 2023 im Internet:

www.deutscher-wirtschaftsfilmpreis.de

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