Coworking in Aktion
Coworking Spaces im Leipziger Muldenland

Gespräch mit dem CoWorkLand Muldenland-Koordinator Kay Schmölter

13. Oktober 2022

Ein Testangebot für ruhiges Arbeiten, Meetings und Veranstaltungen

Im Zeitraum vom 4. April 2022 bis zum 30. September 2022 standen und stehen in Wurzen (Manufakturhöfe), Grimma (Alte Rösterei), Borsdorf (Bahnhof), Beucha (Brandis) (Am Kulturhaus), Naunhof (Am Bahnhof), Colditz (Pfarrhaus) und Röcknitz (Herrenhaus) Räume und Equipment zur Verfügung, um die Idee der Coworking Spaces im Leipziger Muldenland bekannt zu machen und ganz real zu erleben. Damit sollte eruiert werden, ob es für diese Art New Work überhaupt Bedarfe gibt.

Kay Schmölter, der als Projektkoordinator hinter diesen Aktivitäten steht, gab WIRTSCHAFT ONLINE ein Interview:

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Rolle ganz konkret spielen Sie beim Projekt?

Kay Schmölter: Ich bin Projektkoordinator. Das heißt, ich überwache die Rahmenplanung des Projektes, achte auf die Durchführung der Projektbausteine (Pop-Up, Workshops, RegioScan) und koordiniere somit den Gesamtverlauf des Vorhabens. Ich passe das Team, welches für die Begleitforschung, Öffentlichkeitsarbeit und das Community Management der sieben Standorte zuständig ist, an. Ich bin außerdem Ansprechpartner bei Fragen zum Gesamtprojekt, bin im Kontakt mit unseren Projektpartnern sowie allen denen, die an der Förderung beteiligt sind. Außerdem sichere ich durch den Kontakt in die Bundesebene der Genossenschaft die Qualität der Prozesse ab, wenn es beispielsweise um die Methoden in den Workshops geht oder falls an unseren mobilen Pop-Up-Coworking-Spaces etwas repariert oder Materialien angeschafft werden müssen. Was ich nicht mache: Öffentlichkeitsarbeit und Community Management vor Ort (außer einmal als Urlaubsvertretung) sowie Begleitforschung und Interviews. Dafür habe ich zum Glück meine kompetenten Team-Kolleg*innen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie ist bis jetzt die Resonanz?

Kay Schmölter: Über 100 verschiedene Personen haben bisher mindestens einmal einen Arbeitsplatz in einem unserer sieben Standorte gebucht. Einige nur zum Ausprobieren, andere kommen beinahe täglich. Zwischen den Standorten gibt es zwar Unterschiede, insgesamt sind wir mit der Auslastung aber zufrieden. Selbst in der Ferienzeit nutzten viele Menschen sowohl aus Leipzig, als auch aus der näheren Umgebung das Testangebot für ruhiges Arbeiten, Meetings oder Veranstaltungen. Ohne, dass wir die Zahlen jetzt schon komplett ausgewertet haben, zeigt sich bereits, dass in der Region ein Coworking-Angebot gut nachgefragt wird. Aus unseren Interviews können wir dann noch weitere Aussagen zur Nachfrage treffen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Wie soll die Nachhaltigkeit des Projekts generiert werden?

Kay Schmölter: Das ist die Frage, die uns am meisten umtreibt. Daher agieren wir hier auf mehreren Pfaden:

1. Wie schon erwähnt erheben wir die Nutzungszahlen der einzelnen Standorte und das Nutzungsverhalten. Wir untersetzen die Daten außerdem mit weiteren Details aus den Interviews, die wir mit den Nutzer*innen führten. Daraus können wir vieles ablesen, was eine wichtige Grundlage für ein zukünftiges Geschäftsmodell an potentiellen Standorten ist.

2. Wir führen einen sogenannten RegioScan durch. Dabei analysieren wir anhand einer GIS-Analyse und von uns wissenschaftlich begründeten Erfolgskriterien wo in der Region Potentialräume für die Entwicklung verschiedener Coworking-Typen liegen. Gibt es beispielsweise Orte, die perfekt für Retreat-Angebote geeignet sind oder Orte, an denen sich Coworking Spaces speziell für Pendler*innen eignen? Die Analyse und die Daten daraus sind für uns unsere Partner*innen eine gute Orientierung für die nachhaltige und zielgerichtete Entwicklung der regionalen Coworking-Landschaft.

3. Wir führen sogenannte Visionsworkshops durch, die wir methodisch begleiten. Dort kommen wichtige lokale Akteur*innen sowie die Nutzer*innen der Pop-Up-Spaces zusammen, um die zukünftige Entwicklung eines potentiellen Coworking Spaces am jeweiligen Ort zu diskutieren. So erhalten wir zu jedem Standort Aussagen, wie der Coworking Space aussehen soll und was die nächsten Schritte der Entwicklung sein sollten.

4. Zum Abschluss des Projektes führen wir alle unsere Erkenntnisse zusammen und verfassen Empfehlungen für die Region und die einzelnen Standorte. Dadurch können also wichtige Leitplanken für eine langfristige Planung gesetzt werden.

5. Nach Abschluss des Projektes wollen wir weiterhin als Partner in der Region zur Verfügung stehen. Dazu sind wir mit anderen wichtigen regionalen Partner*innen im Gespräch. Das Ziel muss sein, den jetzt entstandenen Drive nicht einfach ins Leere laufen zu lassen. Deswegen stehen wir natürlich gerne weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.

Dass für die ersten Standorte bereits konkrete Pläne zu einer Weiterführung des Angebotes bestehen, bewerte ich als ersten riesigen Erfolg zur Sicherung der Nachhaltigkeit.

WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Arbeitswelten bzw. welcher Wirkungskreis haben vom Angebot partizipiert?

Kay Schmölter: Dazu kann ich noch keine abschließende Aussage treffen, da wir die Auswertung der Daten noch nicht abgeschlossen haben. Neben den „klassischen“ Menschen, die man an einem Coworking Space erwarten würde, also eher jüngere Menschen aus der Kreativwirtschaft oder IT-Branche, konnten wir z.B. Menschen aus den Lehrberufen, Berater*innen und sogar ein Reisebüro begrüßen. Ferner konnten wir der Verwaltung mehrfach Angebote, z. B. für Meetings, an unseren Standorten unterbreiten. Durchaus also diverse Wirkungskreise. Mehr Details aber erst, wenn die Daten ausgewertet sind und wir die Ergebnisse veröffentlicht haben.

WIRTSCHAFT ONLINE: Mit welchen Partnern wurde zusammengearbeitet?

Kay Schmölter: Wir konnten hier in der Region schon an ein gut aufgebautes Netzwerk an Akteur*innen mit Interesse am Thema Coworking anknüpfen. Wichtigste Partner sind selbstverständlich die Eigentümer*innen der Objekte und Flächen, an denen wir die Pop-Up-Coworking Spaces eingerichtet hatten. Das heißt also: die fünf Kommunen und deren Verwaltungen Borsdorf, Brandis, Colditz, Naunhof und Thallwitz sowie die privaten Eigentümer ARKADE Projekt GmbH in Wurzen und Alte Rösterei/Familie Müller in Grimma und am Standort Colditz neben der Kirchgemeinde Colditz das Kirchspiel Muldental.

Dann natürlich die LAG Leipziger Muldenland. Wir haben der LEADER-Region nicht nur unsere Förderung zu verdanken, das Regionalmanagement hat in den vergangenen Jahren wichtige Vorarbeit geleistet und viele Akteur*innen für das Thema sensibilisiert. Außerdem haben sie uns während des Projektes tatkräftig unterstützt. Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Leipzig ist ebenfalls ein wichtiger strategischer Partner mit dem wir zusammenarbeiten, gerade beim Thema der Nachhaltigkeit des Projektes. Der Landkreis generell ist die bewilligende Stelle des Projektes und zeigt sich dem Thema Coworking gegenüber sehr aufgeschlossen. Die Zusammenarbeit erfolgt sehr konstruktiv. Ferner gibt es zahllose lokale Partner*innen, wie lokale Vereine, Bäckereien usw., deren Infrastruktur wir mit nutzen dürfen und die uns bei Veranstaltungen unterstützen. Ohne die vielen Partner wäre ein solches Projekt gar nicht möglich.

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