Außenwirtschaftsnachrichten

Indiens Eisenbahnmarkt: Chancen für deutsche Unternehmen Indien verfügt mit einer Streckenlänge von über 68.000 Kilometern über das viertgrößte Schienennetz der Welt und zählt damit zu den zentralen Pfeilern des nationalen Personen- und Güterverkehrs. Jährlich werden mehr als acht Milliarden Passagiere und rund 1,5 Milliarden Tonnen Fracht befördert – ein eindrucksvoller Beleg für die immense Bedeutung der Eisenbahn in einem Land mit über 1,4 Milliarden Einwohnern. Das Passagieraufkommen hat sich nach den Rückgängen während der Corona-­ Pandemie rasch erholt und liegt heute wieder nahe am Vorkrisenniveau. Zudem verfügt Indien über ein Metro-Schienennetz von etwa 810 Kilometern, das in 20 Städten in Betrieb ist und damit das fünftgrößte Metro-Netz der Welt darstellt. Auffällig ist, dass der Anteil der Schiene am gesamten Personenverkehr, der auch Kurzstrecken und städtischen Transport umfasst, nur bei etwa zehn Prozent liegt; im Frachtbereich beträgt der Marktanteil rund 35 Prozent – gegenüber dem dominanten Straßenverkehr mit etwa 70 Prozent im Personen- und einem Großteil im Güterverkehr. Im Geschäftsjahr 2024 / 25 erzielte Indian Railways mit 30,6 Milliarden US-Dollar einen Rekordumsatz, was die robuste finanzielle Leistungsfähigkeit unterstreicht. Struktur und Organisation des Eisenbahnmarktes Die Organisation des Sektors ist klar staatlich geprägt. Federführend agiert das Ministry of Railways (MoR), das als oberste nationale Behörde strategische Weichenstellungen, den Rechtsrahmen und Großinvestitionen verantwortet. Auf der zweiten Leitungsebene ist das Railway Board angesiedelt, das operative Richtlinien ausarbeitet und als Schaltstelle zur zentralen Regierung in Neu-Delhi (Hauptstadt von Indien) fungiert. Die staatliche Gesellschaft Indian Railways (IR) betreibt nicht nur das gesamte Netz und die Fahrzeugflotte, sondern zählt mit über 1,2 Millionen Beschäftigten zu den weltweit größten Arbeitgebern. Die Verwaltung ist dezentral in 17 Railway Zones untergliedert, denen wiederum 68 Regionaldivisionen untergeordnet sind. Weitere entscheidende Akteure sind spezialisierte Behörden wie die Central Organisation for Railway Electrification (CORE), die für die Umsetzung von Elektrifizierungsprojekten verantwortlich ist und bereits eine Elektrifizierungsquote von rund 94 Prozent erreicht hat, sowie die Indian Railway Finance Corporation (IRFC), die sich mit der Beschaffung von Finanzmitteln für Ausbau und Betrieb der Indian Railways beschäftigt. Die staatliche Steuerung, ergänzende branchenspezifische Regulatorik sowie strenge Vorgaben beim Import und der Produktion von Schienenfahrzeugtechnik prägen das Marktumfeld maßgeblich. Indiens erster eigenentwickelter Halbhochgeschwindigkeitszug Vande Bhara Bahnhof und Gleisanlagen in Chennai 11 Außenwirtschaftsnachrichten 6 | Dezember 2025 /Januar 2026 Weltweit erfolgreich

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