Hochbahnstation der U-Bahn in Delhi Reformen und Zukunftsausrichtung Aktuelle Reformbemühungen der Zentralregierung verfolgen das Ziel, das Schienensystem im Sinne eines nachhaltigen, multimodalen und klimaschonenden Transportnetzes weiterzuentwickeln. Um die große Bevölkerung und die wachsende Wirtschaft zu unterstützen, werden neben Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur auch Hochgeschwindigkeitsprojekte, leistungsstarke Güterverkehrskorridore sowie eine vollständige Elektrifizierung vorangetrieben. All diese Faktoren machen deutlich: Wer sich im indischen Eisenbahnmarkt engagieren möchte, sollte die Komplexität von Struktur, Rechtsrahmen und administrativen Voraussetzungen kennen – eine fundierte Markteintrittsstrategie ist unerlässlich. Großprojekte als Chancen für deutsche Unternehmen Die außergewöhnliche Dynamik im indischen Eisenbahnsektor zeigt sich exemplarisch an mehreren Großprojekten, die nicht nur ambitionierte Ziele verfolgen, sondern auch zahlreiche Chancen für technikführende deutsche Unternehmen eröffnen. Im Rahmen der 2019 initiierten National Infrastructure Pipeline (NIP) entfallen bis Ende 2025 Investitionen in Höhe von über 160 Milliarden US-Dollar auf den Bahnsektor, was zwölf Prozent der im Rahmen des NIP geplanten Gesamtinvestitionen entspricht. Projekte im Wert von knapp 20 Milliarden US-Dollar sollen in Kooperation mit dem privaten Sektor umgesetzt werden. Zudem ist der Eisenbahnsektor einer der wenigen Bereiche, in denen 100 Prozent ausländische Direktinvestitionen (FDI) erlaubt sind; Darüber hinaus sieht der Entwurf des nationalen Eisenbahnplans bis 2050 Investitionen in Höhe von ca. 460 Milliarden US-Dollar im Eisenbahnsektor vor. Aktuell befinden sich mehr als 200 Eisenbahnprojekte in ganz Indien im Bau, weitere rund 250 in verschiedenen Umsetzungsphasen. Einige der wichtigsten Projekte sind: Hochgeschwindigkeitsstrecke Mumbai–Ahmedabad Dieses Leuchtturmprojekt mit einem Gesamtbudget von rund 12 Milliarden US-Dollar soll bis 2027 die erste Shinkansen- basierte Hochgeschwindigkeitsverbindung Indiens in Betrieb nehmen. Die Strecke wird japanische Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 320 Kilometern pro Stunde nutzen und soll bis 2031 bis nach Delhi verlängert werden, um die wichtigsten Wirtschafts- und Finanzzentren des Landes effizient zu verbinden. Mit Stand November 2025 ist das Projekt zu etwa 50 Prozent umgesetzt und Probefahrten sind für das kommende Jahr geplant. Für deutsche Unternehmen ergeben sich hier vielfältige Möglichkeiten in den Bereichen Fahrzeugsysteme, Signal- und Sicherungstechnik, Fahrwegkomponenten, Bahnhofsmodernisierung sowie Elektrifizierung mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. North-South Dedicated Freight Corridor (NSDFC) Ein etwa 2.300 Kilometer langer Güterverkehrskorridor soll entstehen zwischen Delhi und Chennai mit einem Investitionsvolumen von zwölf Milliarden US-Dollar. Das Projekt befindet sich in der Planungsphase, die Detailplanung (DPR) wurde im Juli 2024 eingereicht. Die Umsetzung erfolgt unter Public-Private- Partnership (PPP) mit ausländischen Direktinvestitionen (FDI). Deutsche Unternehmen können Ausschreibungen über die offiziellen Portale der Indian Railways verfolgen. Die Dedicated Freight Corridors (DFC) insgesamt sind ein zentraler Baustein zur Steigerung des Schienenanteils im Güterverkehr, der bis 2030 auf 45 Prozent erhöht werden soll. Bilaspur-Manali-Leh New Broad Gauge Railway Line Project Eine strategisch wichtige 476 Kilometer lange Bahnstrecke soll gebaut werden in den nordindischen Bundesstaaten Himachal Pradesh und Jammu und Kashmir mit einem Budget von rund 15 Milliarden US-Dollar. Das Projekt befindet sich in der Genehmigungsphase, Ausschreibungen sind noch nicht veröffentlicht, können aber über das Northern Railways Portal verfolgt werden. Deutsche Firmen mit Expertise in Tunnelbau, Brückenbau und Hochgebirgsbahn können sich hier engagieren. Bahnstation in Chennai 12 Außenwirtschaftsnachrichten 6 | Dezember 2025 /Januar 2026 Weltweit erfolgreich
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