Wenn wir die Auswirkungen auf die Industrie genauer betrachten (Abbildung 4), sehen wir, dass branchenübergreifend besonders die Schlüsselindustrien Elektronik- (Wachstum des innereuropäischen Handels von 3,7 Prozent bzw. 4,7 Prozent) und Maschinenbausektor (3,8 Prozent bzw. 4,9 Prozent) von einer Reduzierung der Handelshemmnisse profitieren würden. Deren Beseitigung sowie die Förderung von Integrationsmaßnahmen sind daher grundlegende Maßnahmen auf dem Weg zu einer stärkeren und resilienten europäischen Wirtschaft . Ein Vergleich mit anderen Wachstumsmärkten wie Lateinamerika und Südostasien birgt ebenfalls interessante Einsichten. Beispielsweise könnten die Exporte der EU-Industrie nach Brasilien um 4,1 Prozent ansteigen. Genauso ist ein Anstieg der Exporte nach Vietnam um 3,3 Prozent und in die Philippinen um 5,6 Prozent zu erwarten. Verglichen mit dem EU-Binnenmarkt im Positivszenario mit Abbau aller Handelshemmnisse ist das Wachstum ähnlich, jedoch ist die Basis in der EU um ein Vielfaches höher. Politische Dynamik entscheidend Angesichts der Unsicherheit über die zukünftige Rolle der größten Exportmärkte Deutschlands und Europas erscheinen eine Konzentration auf eine Vertiefung des europäischen Binnenmarkts Europas und neue Freihandelsabkommen mit neuen Partnern eine logische Folge. Die Vertiefung des Binnenmarktes bleibt dennoch eine sehr anspruchsvolle politische Aufgabe, da sie auf eine Harmonisierung der Regulierung hinausläuft und damit häufig auch innenpolitische Belange, die Umwelt- und Verbraucherschutzregeln berührt. Dennoch könnte die aktuelle geopolitische Lage die notwendige politische Dynamik für dieses Ziel erzeugen. Die neue Binnenmarktstrategie der EU, die am 21. Mai veröffentlicht wurde, weist in diese Richtung. Ihr Effekt und Erfolg werden allerdings in erster Linie davon abhängen, wie sie umgesetzt wird. © deloitte | Dr. Alexander Börsch Erstveröffentlichung im 22 Mai 2025 1 BMWK (2025), EU-Binnenmarkt, abgerufen am 14.05.2025 2 IMF (2025), Regional Economic Outlook: Europe Note, Europe’s Declining Productivity Growth: Diagnoses and Remedies, November 2024, abgerufen am 21.05.2025 3 Das Handelsmodell von Deloitte Trade Foresight, das 141 Volkswirtschaften und 65 Sektoren erfasst, dient als Basis für die Modellierung. Hierbei werden vier spezifische Sektoren (Maschinenbau, Elektronik, Automobil und Chemie) und 55 Länder genauer untersucht. Wesentliche Faktoren, wie zukünftiges BIP-Wachstum, Zölle und nicht-tarifäre Maßnahmen, werden berücksichtigt, um Auswirkungen auf den zukünftigen Handel zu analysieren. Ein BasisSzenario wurde erstellt, welches die Umsetzung von den USA angekündigten und geplanten Zölle sowie Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder berücksichtigt. Zudem wurden vorhandene Handelsschranken im EU-Binnenmarkt als nicht-tarifäre Handelshemmnisse modelliert. Eine genaue Beschreibung des Modells ist im neuesten Supply Chain Pulse Check zu finden. ANSPRECHPARTNER Dr. Timo Walter Associate Manager | Economics E-Mail: twalter@deloitte.de 5 Außenwirtschaftsnachrichten 4 | August/September 2025 Weltweit erfolgreich Dr. Alexander Börsch, Chefökonom & Director Research
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