Vertiefung des Binnenmarktes – Potenziale für die deutsche Industrie Die EU hat einen beachtlichen Stellenwert für die deutsche Industrie. Im Jahr 2024 beliefen sich die Exporte aus der deutschen Industrie in die EU auf 390 Milliarden Euro. Im Kontext des weltweit steigenden Protektionismus zeigen unsere Berechnungen, dass diese Exporte bis zum Jahr 2035 auf 501 Milliarden Euro in realen Preisen ansteigen könnten. Das entspräche einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,3 Prozent (siehe Abbildung 2), was die anhaltende Bedeutung des EU-Marktes für die deutsche Industrie unterstreicht. Abbildung 2: Die größten Absatzregionen der deutschen Industrie finden sich auch künftig in Europa. (Deutsche Exporte 2024 und 2035 in Mrd. EUR, CAGR 2023-35) Quelle: Destatis, Global Trade Analysis Project, Deloitte In einer positiven Zukunftsvision, in der Handelshemmnisse in der EU reduziert werden, könnte es sogar zu einem noch deutlicheren Wirtschaftsschub kommen. Sollten diese Handelshemmnisse um die Hälfte verringert werden, könnten die Exporte auf bis zu 546 Milliarden Euro steigen, was einem Wachstum von 3,1 Prozent entspricht. Noch beeindruckender wäre das Resultat, wenn alle Handelshindernisse zwischen den EU-Mitgliedsstaaten vollständig beseitigt würden. In diesem Szenario könnte das jährliche Wachstum der deutschen Exporte bis zum Jahr 2035 um mindestens 3,9 Prozent steigen. Besonders der Maschinenbau und die Elektroindustrie, die tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft, würden von einer solchen Liberalisierung erheblich profitieren. Insbesondere die Exporte in Länder wie die Niederlande, Italien, Österreich, Spanien und Tschechien könnten mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4,0 bis 4,9 Prozent steigen, sollten sämtliche Handelshemmnisse im EU-Binnenraum beseitigt werden. Eine solch umfangreiche Liberalisierung würde nicht nur die deutsche, sondern die gesamte europäische Wirtschaft nachhaltig stärken. Starkes Wachstum des innereuropäischen Handels zu erwarten Auch für die Europäische Union insgesamt ist das wirtschaftliche Potenzial sehr hoch. Tatsächlich liegt es etwas über den Werten für das Wachstum der deutschen Industrie, die bereits höher internationalisiert ist als der europäische Durchschnitt. Im Basisszenario würde der innereuropäische Export um knapp 1,9 Prozent steigen. Allerdings könnte durch den Abbau von Handelshemmnissen, insbesondere die Halbierung dieser Barrieren, das Wachstum bis 2035 auf 3,4 Prozent ansteigen. Eine vollständige Beseitigung der Handelshemmnisse würde das Wachstum auf 4,3 Prozent beschleunigen. Abbildung 3: Veränderung der Gesamtexporte der Industrie innerhalb des EU-Binnenmarktes Quelle: Global Trade Analysis Project, Deloitte Dieses erhebliche Wachstumspotential ist besonders bedeutsam angesichts der drohenden Zollkonflikte außerhalb der EU. Die Beseitigung sämtlicher Handelsbarrieren in der EU könnte die Absatzsteigerung der europäischen Industrie auf dem EUBinnenmarkt nahezu verdoppeln. Die Auswirkungen einer derartigen Strategie könnten beeindruckend sein, da fast alle EUMitgliedsländer ein Exportwachstum von mindestens 4 Prozent verzeichnen könnten, eine signifikante Steigerung gegenüber den 1,9 Prozent im Basisszenario. Abbildung 4: Die Exporte des EU-Binnenmarkts Quelle: Global Trade Analysis Project, Deloitte 4 Außenwirtschaftsnachrichten 4 | August/September 2025 Weltweit erfolgreich
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