Außenwirtschaftsnachrichten 04/2025

Von Partnern lernen: Europäische Vorreiter bei E-Government E-Government ist ein wachsender Markt, der durch die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und die Verbesserung der Interaktion zwischen Staat, Bürgern und Unternehmen getrieben wird. Vor allem Technologieunternehmen, die E-Government-Lösungen entwickeln, sehen hier vielfältige Chancen, innovative Technologien wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz und Blockchain einzusetzen, um effizientere, transparente und nutzerfreundlichere Lösungen für die öffentliche Verwaltung zu schaffen. Beispiele aus Dänemark und Italien zeigen zudem, welche konkreten Kosteneinsparungen möglich sind. So spart in Dänemark die elektronische Rechnungsstellung den Steuerzahlern 150 Millionen Euro und den Unternehmen 50 Millionen Euro pro Jahr. Bei einer EU-weiten Einführung könnten die jährlichen Einsparungen 50 Milliarden Euro übersteigen. In Italien senkten die elektronischen Beschaffungssysteme die Kosten um mehr als drei 3 Milliarden Euro. Grund genug, von Sachsen aus einen Blick in andere europäische Länder zu werfen. Estland: Digitalisierung hat Priorität Estland gilt als Vorreiter im Bereich der digitalen Verwaltung. Das Land hat eine umfassende digitale Infrastruktur aufgebaut und bietet viele staatliche Dienstleistungen online an, wodurch Behördengänge für Bürger und Unternehmen stark vereinfacht wurden: 95 Prozent der Haushalte haben Breitbandzugang, freies Wifi gibt es fast überall, alle gut 500 Schulen sind voll digital ausgestattet, und auch in Ämtern und Behörden gilt: digital first. Die 2021 verabschiedete nationale Digitale Agenda 2030 konzentriert sich auf drei Bereiche: den digitalen Staat, Cybersicherheit und Konnektivität. Erst kürzlich war der estnische Staatspräsident Alar Karis zu Gast in Sachsen, um gemeinsam mit Unternehmensvertretern diese Erfolgsgeschichte zu teilen: Estland war nie ein Land mit viel Geld, einem riesigen Binnenmarkt oder Bodenschätzen, aber es gibt viele Unternehmen. „Die Esten sind heute Vorreiter in der IKT-Welt und suchen nach neuen Lösungen, um Dinge günstiger und schneller zu erledigen“, so Karis. Genannt seien Unternehmen wie Skype, Starship Technologies und Auve Tech, die alle entweder in Estland gegründet wurden oder dort ihren Ursprung haben. Diese Unternehmen sind nicht nur innerhalb Estlands, sondern auch international erfolgreich. Dieser Erfolg Estlands ist auch messbar und vergleichbar. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der EU dokumentiert, wie es um die digitale Leistungsfähigkeit der EU-Staaten bestellt ist. Estland ist demnach neben Dänemark, Finnland und Schweden europaweit führend in Bezug auf die Anzahl seiner E-Government-Nutzer. Österreich: Digitale Brieftasche bereits Realität Die jüngste DESI-Analyse bescheinigt Österreich die EU-weit besten Noten für mobile E-Government-Anwendungen. Dabei ist das E-Government-Gesetz 2004 der Grundstein für die digitale Transformation Österreichs. Mit der ID Austria können sich Bürger digital und sicher identifizieren, um z. B. Behördenbriefe digital zu empfangen. Der digitale Identitätsnachweis, der digitale Zulassungsschein, der digitale Führerschein und der Altersnachweis sind mittlerweile auf der digitalen Ausweisplattform "eAusweise" verfügbar. Damit ist das Land seiner Zeit voraus. Denn bis Herbst 2026 müssen alle EU-Mitgliedstaaten ihren Bürgern die digitale Brieftasche zur Verfügung stellen. Grundlage dafür ist der Rechtsakt für die europäische digitale Brieftasche, die eIDAS-Reform, die die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Ende Februar 2024 mit großer Mehrheit verabschiedeten. Spanien: Innovative Smart Country-Lösungen Das Land weist eine außergewöhnlich gute Konnektivitätsinfrastruktur auf und liegt in mehreren Indikatoren deutlich über dem EU-Durchschnitt. Laut DESI ist der Anteil der spanischen Haushalte mit Festnetz-Breitbandanschluss von mindestens 100 Mbit/s EU-weit am höchsten. Auf dieser infrastrukturellen Basis nutzt Spanien digitale Technologien, um beispielsweise die grüne Wende in Schlüsselbereichen voranzutreiben und setzt gleichzeitig inDer estnische Staatspräsident Alar Karis (2. v. l.) und rechts neben ihm Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter auf dem EstlandSachsen Wirtschaftsforum Anfang Mai in Dresden. Beide signieren zwei Lernsets, die zur digitalen Lernplattform von Koolest Solution gehören, einem sächsisch-estnischen Joint Venture. 12 Außenwirtschaftsnachrichten 4 | August/September 2025 Weltweit erfolgreich

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