4 Außenwirtschaftsnachrichten 3 | Juni/Juli 2025 Weltweit erfolgreich Die Octávio Frias de Oliveira-Brücke, auch bekannt als Schrägseilbrücke, in São Paulo. Neustart für Doppelbesteuerungsabkommen: Impuls für Investitionen und Fachkräfteaustausch Ein weiterer essenzieller Faktor für das zukünftige Wachstum der deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen ist die Wiederaufnahme der Verhandlungen für ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Tatsächlich stellt das Fehlen eines solchen Abkommens eine Ausnahme im internationalen Kontext dar, da Brasilien Abkommen mit zahlreichen europäischen Ländern, wie beispielsweise Österreich, Norwegen, der Schweiz, Frankreich, Spanien geschlossen hat. Gleiches gilt für die global bedeutendsten Wirtschaftsmächte wie die USA und China. Es ist deshalb essenziell, dass Deutschland hier nachzieht und wieder ein level playing field existiert, dass den Wettbewerb innerhalb Brasiliens und um dessen Markt fairer macht. Unsere Kammer ist aus diesem Grund seit Jahren stark bemüht, dieses Thema wieder in das Zentrum der bilateralen Beziehungen zu stellen, da ein DBA von höchster Bedeutung für die Mobilität zwischen den Arbeitsmärkten beider Länder ist und den Austausch von Fach- und Hochqualifizierten stark erleichtern würde. Ganz konkret hat eine von uns vor Kurzem in Auftrag gegebene Studie der Beratungsgesellschaft Tendências Consultoria ergeben, dass ein DBA die Direktinvestitionen in Brasilien perspektivisch um 47 Prozent steigern würde, sowie die Exporte um 19 Prozent und Importe um mehr als 14 Prozent. Bei einem von der AHK São Paulo organisierten Business Lunch im März diesen Jahres hatten wir die Möglichkeit, für dieses Thema auf höchster politischer Ebene zu werben, nämlich im Rahmen eines persönlichen Treffens mit dem Vizepräsidenten Brasiliens und dem Minister für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen, Geraldo Alckmin. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir dadurch einem Durchbruch bei den Verhandlungen über das DBA sehr viel näher gekommen sind und wir in naher Zukunft mit weiteren Erfolgen rechnen können. Neue Chancen für Industrie, Energie und Technologietransfer Auch industriepolitisch wächst die Bedeutung Brasiliens kontinuierlich, und dies nicht erst seit 2008, dem Jahr in dem das Land zum (bis heute einzigen) strategischen Partner Deutschlands in Lateinamerika ernannt wurde. Längst sind die Zeiten vorbei in denen Brasilien, insbesondere aufgrund seines riesigen Binnenmarkts, als reiner Absatzmarkt betrachtet wurde. Die Handelsbeziehungen heute sind sehr viel diversifizierter und fußen auch auf dem regen und beidseitigen Austausch von technologischer Expertise. Insbesondere im Bereich von sauberer und grüner Energie nimmt das Land mittlerweile global eine Führungsrolle ein. So produziert Brasilien heute bereits mehr als 80 Prozent seines Energiebedarfs aus sauberen Quellen wie beispielsweise Wasserkraftwerken, Wind- und Solaranlagen. Gleiches gilt für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, wodurch das Land perspektivisch zu einem der weltweit wichtigster Lieferanten wird. Diese Erfahrung ist von hoher strategischer Bedeutung für deutsche Unternehmen, vor allem im Kontext der Dekarbonisierung
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