Deutschland und Brasilien: Strategische Partner für Handel, Industrie und grüne Transformation im Aufschwung Die deutsche Wirtschaft und deren Industrie sind seit vielen Jahrzehnten äußerst erfolgreich aktiv in Brasilien; der mit Abstand größten Volkswirtschaft in Südamerika. Allein unsere AHK São Paulo existiert bereits seit dem Jahr 1916 und steht damit sinnbildlich für die stabilen und langfristigen Handelsbeziehungen, die die Länder aufgebaut haben, pflegen und kontinuierlich vertiefen. Diese langjährige Tradition verwundert bei einem genaueren Blick auf die wirtschaftlichen Dimensionen des brasilianischen Marktes – insbesondere auf die Bedeutung des Industriestandorts São Paulo – nicht: Konkret handelt es sich hierbei um den größten deutschen Industriestandort außerhalb Deutschlands, mit mehr als 800 aktiven Unternehmen vor Ort, die zusammen zehn Prozent zum industriellen BIP Brasiliens beitragen und direkt und indirekt 250.000 Personen beschäftigen. Dies schließt Unternehmen aller Größen ein – vom multinationalen Großkonzern bis hin zum KMU in einem Nischenmarkt – die in der mittlerweile neuntgrößten Volkswirtschaft mit mehr als 2,1 Billionen Dollar BIP sich seit Jahren eine starke Marktposition erarbeitet haben. So ist Deutschland heute der viertgrößte ausländische Investor hierzulande mit zahlreichen Direktinvestitionen in Produktions- und Forschungsanlagen. Der bilaterale Handel zwischen den beiden Ländern wächst seit mehr als einer Dekade stabil und belief sich im Jahr 2023 auf rund 22 Milliarden Euro. Damit ist Brasilien der einzige strategische Partner Deutschlands in Lateinamerika. EU-Mercosur-Abkommen stärkt deutsch- brasilianische Wirtschaftsbeziehungen Die bilaterale Agenda zwischen Deutschland und Brasilien hat sowohl politisch als auch wirtschaftlich in den letzten Jahren stark an Dynamik gewonnen. Im Zentrum dieser Bemühungen steht das bereits ratifizierte EU-Mercosur-Handelsabkommen, welches noch innerhalb des kommenden Jahres in Kraft treten soll. Dieses ist für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft langfristig von essenzieller strategischer Bedeutung. Schlüsselsektoren der deutschen Industrie, insbesondere in den technologieintensiven Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Automobil-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie der Landwirtschaft, würden von dem erleichterten Zugang zu einem der weltweit bedeutendsten Absatzmärkte enorm profitieren. All diese Produkte würden durch die Zollreduktion deutlich erschwinglicher für die wachsende, konsumfreudige Mittelschicht werden. Die „harten“ makroökonomischen Dimensionen dieses Abkommens sind jedenfalls ohne Zweifel sehr beeindruckend: Konkret würde eine Freihandelszone mit mehr als 720 Millionen Konsumenten aus 31 Ländern entstehen, dessen kumulierte Wirtschaftsleistung sich bereits heute auf mehr als 22 Billionen US-Dollar beläuft. Dies entspricht in etwa einem Viertel der globalen Wirtschaftsleistung. 3 Außenwirtschaftsnachrichten 3 | Juni/Juli 2025 Weltweit erfolgreich Das EU-Mercosur-Abkommen ist für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft langfristig von essenzieller strategischer Bedeutung. Schlüsselsektoren der deutschen Industrie würden von dem erleichterten Zugang zu einem der weltweit bedeutendsten Absatzmärkte enorm profitieren. Barbara Konner Barbara Konner, Hauptgeschäftsführerin der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer
RkJQdWJsaXNoZXIy ODM4MTk=