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Schneider Rahmani arbeitet seit über vier Jahren bei DAVID VAN L. Seite 7 David van Laak und Alireza Rahmani „Rahmani ist längst integriert“ Bürokratische Hürden im Leipziger Modeatelier Lange Verfahren, unklare Anforderungen, schwierige Sprachtests: Der Fall Rahmani im Leipziger Modeatelier DAVID VAN L. zeigt, wie Bürokratie Betriebe belastet – und warum die IHK auf eine zentrale Anlaufstelle drängt. Präzision und Maßarbeit sind das Markenzeichen des Leipziger Modeateliers DAVID VAN L. Hier gibt es Herrenkonfektion auf höchstem Niveau, von klassischer Maßarbeit bis zu komplexen Anpassungen. Eine zentrale Rolle spielt Alireza Rahmani, erfahrener Schneider im Atelier. „In seiner Beurteilung von Schnitten verfügt er über so hohe Kompetenz, dass wir Änderungen durchführen können, die früher unmöglich waren“, sagt David van Laak, Inhaber und Geschäftsführer. „Die Arbeit bei van Laak war ein Glücksfall“ Vor knapp zehn Jahren kam Rahmani aus Afghanistan nach Deutschland, seit über vier Jahren arbeitet er für van Laak. „Damals war mein Deutsch schlecht, ich konnte nicht mal einen Lebenslauf schreiben. Trotzdem haben wir nach einer Stunde Probearbeit einen Vertrag gemacht – das war ein Glücksfall“, erinnert sich Rahmani. Ob er weiter in Deutschland arbeiten darf, entscheidet allerdings nicht sein Können als Schneider, sondern sein Aufenthaltsstatus – und der ist an Sprachtests gebunden. „Warum muss jemand, der längst integriert ist, Konjunktionen von Relativpronomen unterscheiden? Wir sind Herrenausstatter!“, ärgert sich van Laak. Für ihn sind die ständigen Anträge, Sprachkurse und unklaren Anforderungen eine Dauerbelastung: „Jedes Unternehmen braucht Perspektiven. Wenn mein Mitarbeiter keine Planungssicherheit hat, belastet das mich als Unternehmer gleichermaßen.“ Zukunft: ungewiss Rahmani hangelt sich von Duldung zu Duldung. „Mal sechs Monate, mal ein Jahr. Neun Jahre lang – das ist schwer für mich“, seufzt er. „Immer wieder die Frage: Werde ich abgeschoben?“ Laut Fachkräftemonitoring 2024 haben 57 Prozent der sächsischen Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Die sächsischen IHKs fordern daher eine zentrale Bearbeitungsstelle für beschäftigungsbezogene Aufenthaltstitel, verbunden mit einheitlichen Verfahren, kürzeren Fristen und mehr Planungssicherheit für Fachkräfte und Unternehmen. Auch van Laak sieht Handlungsbedarf: „Wer arbeiten will, soll arbeiten können – wenn das Unternehmen ihn für geeignet hält.“ Für ihn ist klar: „Sollte Herr Rahmani nicht bleiben können, müssen wir das mit großem Aufwand kompensieren.“ Rahmani bleibt optimistisch: „Wenn ich weiß, wie es weitergeht, können wir hier größere Pläne machen.“

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