Seite 23 Bild von ONTRAS zum Bau einer Gasleitung Wasserstoff als Wirtschaftsmotor Das alles macht H₂ auch zu einem zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig. Die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ prognostiziert für die Region einen Bedarf von bis zu 88 TWh im Jahr 2040. Wasserstoff hat darüber hinaus das Zeug zum Wirtschaftsmotor – bis 2030 sind circa 4.800 Arbeitsplätze sowie 1,7 Milliarden Euro Umsatz in Sachsen möglich. „Unser Standort profitiert von dem hohen Potenzial zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie den vorhandenen und entstehenden Infrastrukturen zur Verteilung und Speicherung des grünen Wasserstoffs“, meint Axel Klug. Er ist Geschäftsführer des HYPOS-Netzwerkes, in dem rund 180 Akteure die mitteldeutsche Wasserstoffwirtschaft vorantreiben. „Durch den Kernnetzanschluss können außerdem Kosten reduziert und Skaleneffekte realisiert werden“, fügt Klug hinzu. Für die Unternehmen der Region habe das viele Vorteile: langfristige Versorgungssicherheit, Wettbewerbsvorteile sowie Planungssicherheit für Investitionen. Gerade für die Wirtschaft des bald stillgelegten Kohlereviers in Mitteldeutschland schafft Wasserstoff verlässliche Zukunftsaussichten. Das sieht auch Sebastian Luther so, Pressesprecher der ONTRAS Gastransport GmbH, die sich um die Leitungen sowie den reibungslosen Transport des Gases kümmert. Aus seiner Sicht sichere ein erfolgreicher Wasserstoff-Hochlauf bestehende Arbeitsplätze, weil er eine klimagerechte Produktion ermögliche. „Außerdem eröffnet Wasserstoff neuen Zulieferern und Akteuren wie dem Elektrolyseur-Unternehmen Sunfire aus Dresden eine Existenzgrundlage“, ergänzt Luther. Unter Realbedingungen forschen Zurück im Energiepark Bad Lauchstädt: Von außen wirkt die Anlage eher unscheinbar. Doch sie hat es in sich. Hier wird unter realindustriellen Bedingungen die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft erforscht. Nach seiner kompletten Inbetriebnahme Ende 2025 soll der Park mit Strom aus benachbarten Windkraftanlagen in einem Elektrolyseur grünen Wasserstoff erzeugen und direkt zu Großabnehmern transportieren. Perspektivisch könnte der Wasserstoff vor Ort in einer noch umzurüstenden Kaverne gespeichert werden. Gefördert wird das Projekt vom Bund, realisiert von einem Konsortium aus sieben Partnern, darunter verschiedene Unternehmen der VNG, Uniper, Terrawatt und DBI – Gastechnologisches Institut Freiberg. In Bad Lauchstädt geht der Blick aber noch weiter. „Unser Fokus richtet sich auch auf die praktische Umsetzung des sich entwickelnden rechtlichen Rahmens sowie der Bedarfe auf Abnehmerseite. Wir klären hier, was praktikabel und was ein Hemmnis ist“, sagt Müller-Pagel. Das Interesse an Wasserstoff sei groß, betont Luther von ONTRAS: „Wir befinden uns mit zahlreichen interessierten Unternehmen in Sachsen in Gesprächen hinsichtlich einer möglichen Anbindung und der jeweiligen Umsetzung.“ Auch die Politik ist gefragt Wie bei jeder Transformation gibt es Herausforderungen: So bleibt Chemnitz erst mal außen vor beim Kernnetz – obwohl die Stadt ein Industriestandort ist und dort ein Wasserstoff-Innovationszentrum entsteht. Zudem sorgt die Insolvenz des Start-ups HH₂E dafür, dass die Zukunft des in Borna geplanten Werks zur Herstellung von grünem Wasserstoff ungewiss ist. Cornelia Müller-Pagel sieht auch die Politik in der Pflicht: „Ich sehe für den Hochlauf zwei große Hürden: rechtliche Vorgaben und unter anderem daraus resultierende hohe Wasserstoffkosten.“ Sie wünscht sich mehr Pragmatismus beim Ausbau der Infrastruktur und bessere Marktbedingungen – von flexibleren Kriterien für den Strombezug zur Erzeugung von grünem Wasserstoff über die langfristige Befreiung von Netzentgelten für Elektrolyseure bis hin zu Marktanreizen für künftige Wasserstoffkunden. Das sieht auch Axel Klug so. Es brauche verlässliche Rahmenbedingungen, um die Technologie flächendeckend umzusetzen. Doch schon jetzt sei der Standort auf einem guten Weg: „Mitteldeutschland wird als eine der ersten Industrieregionen ab 2027 vom Wasserstoffkernnetz profitieren können.“ Und speziell Leipzig und Sachsen spielen dann ganz vorne mit, wenn es um die Energie der Zukunft geht.
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