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Seite 17 INFRASTRUKTUR B87n Verkehrsachse zwischen Bedarf und Stillstand Die Bundesstraße 87 ist eine der zentralen Ost-West-Verbindungen Nordsachsens. Sie verbindet Leipzig mit Torgau und führt weiter über Brandenburg bis nach Polen. Für den Güterverkehr ist sie die kürzeste Verbindung nach Osteuropa. Entlang der Strecke leiden Anwohnerinnen und Anwohner unter starkem Durchgangsverkehr, Lärm und Schadstoffbelastungen. Der geplante Ausbau zur B 87n soll Abhilfe schaffen. Während in einigen Abschnitten Fortschritte erzielt wurden, stagniert das Vorhaben zwischen Leipzig und Döbrichau seit Jahrzehnten. Projekt mit langer Geschichte Diskussionen um den geplanten Neubau zur B 87n reichen bis in die frühen 1990er-Jahre. „Nach aktueller Zielstellung soll auf dem rund 61 Kilometer langen Abschnitt eine leistungsfähige Verbindung mit drei Fahrspuren für wechselseitig sichere Überholmöglichkeiten entstehen. Ortszentren sollen entlastet werden“, erklärt Laurenz Heine, verantwortlich für Regionale Standortpolitik bei der IHK zu Leipzig. 2009 wurde ein Raumordnungsverfahren eröffnet, das kurze Zeit später wieder gestoppt wurde. 2015 entschied man sich gegen die Pläne – weil sich Bedingungen wie Verkehrsprognosen, wirtschaftliche Beurteilung und Umweltbelange geändert hatten. Das Projekt musste neu bewertet werden. In den Folgejahren übernehmen DEGES und LASuV das Projekt in Teilabschnitten. Mit Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan 2030 wurde die Grundlage für weitere Planung geschaffen. Dennoch kommt das Projekt im sächsischen Abschnitt nicht voran: „In Taucha hat man sich bisher nicht mal auf einen Korridor geeinigt“, kritisiert Heine. „Belastung in Ortszentren enorm“ „Besonders belastet sind die Ortzentren“, sagt Heine. Durch Taucha fahren zum Beispiel täglich bis zu 25.000 Fahrzeuge. Für die knapp 16.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt erhöht sich das Unfallrisiko, Anwohnende sind enormen Schadstoffbelastungen sowie Lärmbelästigung ausgesetzt. In einer Bürgerbeteiligung von 2018/2019 sprach sich die Mehrheit bereits für eine Untertunnelung der 87n aus. „Heute prüft man wieder alle Möglichkeiten“, so Heine. Der Frust steige: „Für Anwohnende und Unternehmen ist unbegreiflich, wie man nach jahrelanger Planung immer noch am Anfang stehen kann.“ Bedeutung für die Wirtschaft Heine betont: „Der Ausbau der B 87n gilt auch als wichtiger Standortfaktor für Unternehmen in Nordsachsen und Brandenburg.“ Die Straße sichere den Zugang zu Märkten in Polen und Osteuropa und spiele daher auch für den Mittelstand eine zentrale Rolle. Der fehlende Ausbau führe zu längeren Fahrzeiten und mindere die Standortattraktivität, insbesondere für Betriebe in Nachfolgeprozessen. „Die Probleme der letzten 20 Jahre bestehen vielleicht auch in den nächsten 20 Jahren noch“, so Heine. IHK nimmt Faden wieder auf Um weiter Bewegung in die Planung zu bringen, lädt die IHK zu Leipzig gemeinsam mit der IHK Cottbus am 10.11.2025 nach Torgau ein. Erwartet werden Vertreterinnen und Vertreter der sächsischen und brandenburgischen Infrastrukturministerien sowie regionale Unternehmen und Politikerinnen und Politiker. Konkrete Prognosen zur Fertigstellung gibt es weiterhin nicht. „Wir wollen den Faden wieder aufnehmen“, sagt Heine. „Wichtig ist für uns als IHK, schnelle Lösungen für akute Probleme zu finden, ohne den langfristigen Ausbau zu gefährden.“

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