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Infrastruktur ausbauen, aber bei S-Bahn-Verbindungen kürzen? „Länderübergreifenden ÖPNV-Angeboten sind essenziell für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.“ Kristian Kirpal Gefangen im Netz von Entscheidungsstrukturen und Finanzierungslücken 14 Seite Im Dickicht der Zuständigkeiten kommt es oft zu Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar sind. So auch bei der S-Bahnverbindung über die Landesgrenze zu Brandenburg zwischen Torgau und Falkenberg/Elster. Es besteht Bedarf an ÖPNV Da soll einerseits die Infrastruktur zwischen Mitteldeutschland und der Lausitz ausgebaut werden, um den Strukturwandel der Regionen, weg von der Kohle und hin in die Zukunft, positiv zu gestalten, und gleichzeitig sollen die S-BahnVerbindungen der Linie S4 hinter Torgau ausgedünnt werden. In ersten Verlautbarungen der Verantwortlichen in der Presse vom 22. Januar 2025 sollte die S4 generell in Torgau enden und die Strecke bis zum Bahnknoten Falkenberg/Elster gar nicht mehr von der S-Bahn Mitteldeutschland bedient werden. Es hagelte Kritik: Die Bürgermeister von Beilrode, Arzberg und Torgau gingen auf die Barrikaden, es wurde eine Petition gestartet. Die IHK zu Leipzig engagierte sich mit Partner-Kammern aus Brandenburg im Sinne der Wirtschaft und der Pendler. Es wurde Kontakt aufgenommen unter anderem zum Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL), dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg und dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) als Besteller des regionalen Schienenpersonennahverkehrs. Auch der Verkehrs- und Logistikausschuss der IHK zu Leipzig brachte sich mit seiner Expertise ein. Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig brachte es auf den Punkt: „Erhalt und Ausbau von länderübergreifenden ÖPNV-Angeboten sind essenziell für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Das gilt in besonderer Weise für die Region Torgau, die bei einer Streichung der S-Bahn nach Falkenberg ins Hintertreffen gerät.“ Mittlerweile wurden, so formulierte der ZVNL in einem Antwortschreiben vom 25. Juli 2025, Festlegungen für ein Interimsjahr bis zum 12.12.2026 getroffen. Die Linie S4 zwischen Wurzen und Torgau wird im 30-Minuten-Takt verkehren, ab Torgau bis Falkenberg/Elster finden die Fahrten der S4 wie bisher statt. Wie es ab Dezember 2026 mit der Bestellung von Leistungen über die Landesgrenze weitergeht, wird derzeit noch geprüft. Um die Bedeutung der S4 in der Region zu veranschaulichen, haben wir mit dem Bürgermeister von Beilrode, René Vetter, ein Interview geführt.

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