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Du bist nach einem Jahr nach Deutschland zurückgekehrt. Wie ging es dann weiter und was hat dir geholfen, dich neu zu orientieren? Diehl: Als ich nach einem Jahr wieder in Deutschland war, wusste ich, dass ich nicht noch mal Zeit in ein Studium investiere. Über Internetrecherche bin ich auf die „Passgenaue Besetzung“ der IHK – und auf Karen Marcus – gestoßen. Sie hat mir geholfen, das richtige Unternehmen zu finden, hat meine Bewerbungen korrigiert und mich in die Ausbildung begleitet. Für die S-Factoring habe ich mich entschieden, weil das ungewöhnlich klang. Das fand ich interessant. Was hat dir an deiner Ausbildung besonders gefallen? Diehl: Dass ich von Anfang an in viele unterschiedliche Bereiche reinschauen und auch direkt Verantwortung übernehmen konnte. Meine Arbeit macht mir Spaß, sie fordert mich heraus. Auch nach meiner Übernahme kann ich mich weiterentwickeln. Vielleicht schließe ich noch ein passendes berufsbegleitendes Studium an. Wie blickst du heute auf deinen Weg? Diehl: Durch die Ausbildung lernt man Praxis und kennt sich besser im Unternehmen aus. Ich hätte mein Studium nie freiwillig abgebrochen. Im Nachhinein finde ich aber: Jeder sollte vor dem Studium eine Ausbildung machen. Man verdient Geld und kann sich besser fürs Berufsleben orientieren. – saho Anastasiia Diehl beendet im Juni 2024 ihre Ausbildung zur Kauffrau im Büromanagement bei der S-Factoring GmbH Leipzig – einem Tochterunternehmen der Sparkasse. Ein Jahr vorher muss sie ihr Theologiestudium im sechsten Semester abbrechen: Ihr Visum wird nicht verlängert und sie muss zurück in ihre Heimat Ukraine. „Ich hätte mein Studium nie freiwillig abgebrochen.“ Jonas Hilbeck macht eine Ausbildung im dritten Lehrjahr bei Vopelius Chemie AG als Chemielaborant. Sein Chemiestudium hat er im fünften Semester abbrechen müssen. „Ich habe mich so lange im Studium gehalten, weil ich nicht wollte, dass alles umsonst war.” Wann hast du gemerkt, dass dein ursprünglicher Weg nicht passt – und wie hat sich das angefühlt? Hilbeck: Ich bin im Studium immer mehr stagniert. Es war nicht nur schwierig, sondern hat mich inhaltlich immer weniger angesprochen – obwohl Chemie meine Leidenschaft ist! Als ich eine schwierige Klausur auch im dritten Versuch nicht bestanden hatte, musste ich einen Schlussstrich ziehen. Das ist mir nicht leichtgefallen. Wie hat sich für dich eine neue Richtung aufgetan? Hilbeck: Ich habe über einen Kommilitonen, der selbst daran teilgenommen hat, vom Programm „Passgenaue Besetzung“ erfahren. Darin habe ich die perfekte Anlaufstelle für mich gefunden. Das Wichtigste war für mich, aufgefangen zu werden. Karen Marcus von der IHK hat mir durch ihre Kontakte meinen Ausbildungsplatz vermittelt, der offiziell noch gar nicht zu finden war. Darüber bin ich sehr glücklich. Wie schaust du jetzt auf deine Ausbildung? Hilbeck: Das Beste ist die Praxisnähe – das hat mich schon im Studium durch die Laborpraktika aufgefangen. Dadurch wurde mir klar, dass ich Laborant werden möchte. Ich fühle mich wohl und freue mich, dass ich nach der Ausbildung direkt übernommen werde. Rückblickend wäre es sinnvoll gewesen, erst eine Ausbildung zu machen und dann zu studieren, als Grundlage, auf die man zurückfallen kann. Ich habe mich so lange im Studium gehalten, weil ich nicht wollte, dass alles umsonst war. 15 Fachkräfte Spezial IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Frühjahr 2025

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