„Innehalten, Abschluss machen“ Julian Peppel, 30 Jahre alt, jobbte sich nach der Schule durchs Leben, ehe er auf einem Stadtfest Karen Marcus traf. „Du kannst doch viel mehr“, schrieb sie ihm bei der Zufallsbegegnung ins Stammbuch – und das saß. Karen Marcus ist bei der IHK zu Leipzig für die „Passgenaue Besetzung“ zuständig, ein Projekt des Bundeswirtschaftsministeriums, dessen Name Programm ist: Es geht darum, junge Menschen, die nicht auf direktem Weg in die Ausbildung gefunden haben, mit Betrieben zusammenzubringen, die dringend Nachwuchs suchen. Peppel durchlief an seinem alten Wohnort, damals noch weit weg von Leipzig, ein Einstiegsqualifizierungsjahr. Danach zog er der Liebe halber nach Leipzig – und erinnerte sich an Karen Marcus: „Ich wollte beruflich nicht noch mal bei null anfangen“, erinnert er sich, der die Schule 2010 mit Hauptschulabschluss verlassen und den Realschulabschluss 2016 nachgeholt hatte. Marcus konnte weiterhelfen – und vermittelte Julian Peppel nicht nur einen Lehrvertrag in einem Fachgeschäft, sondern setzte durch, dass ihm das Qualifizierungsjahr auf die Ausbildung angerechnet wird. Er wurde erst Verkäufer – und setzte dann noch den Einzelhandelskaufmann drauf. „Es ist in solchen Situationen wichtig, innezuhalten und einen Plan zu schmieden, der zum Abschluss führt. Für die genauen Modalitäten muss man sich an einen Tisch setzen“, so Marcus, die sich über die Jahre ihr Netzwerk aufgebaut hat: Sie hält Kontakt zu den Hochschulen und präsentiert ihr Projekt auf Ausbildungs- und Karrieremessen. „Lehrkräfte der Abgangs Seit zehn Jahren vermittelt Karen Marcus bei der IHK zu Leipzig Jugendliche, deren Lebensläufe Brüche aufweisen, an Unternehmen, die dringend Personal suchen. klassen aus Oberschulen und Gymnasien kommen dann auf mich zu, wenn ihre Schützlinge ohne Perspektive dastehen.“ In den vergangenen zehn Jahren hat sie bei etwa 2.500 Beratungen rund 500 Vermittlungen vorzuweisen. Julian Peppel hat die Kurve gekriegt – und im Handel sein Glück gefunden: Er ist nach der Ausbildung zu einer Supermarktkette gewechselt, hat sich zum Abteilungsverantwortlichen hochgearbeitet. Und weil er gerade Vater geworden ist, plant er den nächsten Schritt auf seinem beruflichen Weg: Er kann sich vorstellen, in den OnlineVertrieb zu wechseln, da das familienfreundlich von zu Hause aus zu machen ist, und liebäugelt damit, den Handelsfachwirt dranzuhängen. Was er jungen Menschen raten würde, die vor ähnlichen Hürden stehen wie einst er selbst: „Nicht aufgeben, Unterstützung suchen, was machen. Meine Praktika damals im Kfz-Bereich und in der Küche möchte ich nicht missen – das Reinschnuppern kann ich nur empfehlen.“ Den Personalabteilungen, denen Lebensläufe vorgelegt werden, die nicht geradlinig verlaufen sind, rät er: „Gebt den Leuten eine Chance. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, hätte man mir die Chance nicht gegeben.“- jad Beraterin Karen Marcus im Gespräch mit Julian Peppel Mehr zur Passgenauen Besetzung 16 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Frühjahr 2025 Fachkräfte Spezial
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