Herbst-Konjunktur 2015: Wirtschaft der Region Leipzig bestätigt Wachstumskurs
Presse
22.10.2015
In einer aktuellen Befragung bewertet die gewerbliche Wirtschaft ihre Lage und Geschäftserwartungen auf einem sehr hohen Niveau.
Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig: „Der IHK-Geschäftsklima-Index erreicht mit 128 Punkten einen neuen Höchststand und bestätigt die unverändert guten Wachstumsaussichten für die Leipziger Wirtschaftsregion.“
Der Saldo der Geschäftslagebeurteilungen konnte im Vergleich zum Frühjahr 2015 um 3 auf +42 Punkte zulegen und erreicht wieder seine bereits zum Jahresbeginn erzielte Bestmarke. Gegenüber dem Frühjahr fallen die Geschäftsprognosen der Unternehmen kaum verändert aus. Der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen sinkt lediglich um einen auf +15 Punkte. Damit liegt er jedoch fast doppelt so hoch wie im Herbst 2014. Vor allem der Handel profitiert weiterhin von der guten Konsumlaune der Verbraucher, aber auch die Industrie und das Verkehrsgewerbe beurteilen ihre aktuelle Situation deutlich günstiger als noch vor 12 Monaten.
Dem positiven Trend folgend lässt sich auch für die kommenden 12 Monate ein Beschäftigungsaufbau in der gewerblichen Wirtschaft erwarten. Der Saldo sinkt mit Blick auf das Winterhalbjahr zwar um 2 auf +10 Punkte, liegt damit aber um 3 Punkte über dem Vorjahresstand. Probleme bei der Besetzung offener Stellen signalisieren derzeit etwa 30 Prozent der befragten Unternehmen.
Risikofaktoren:
Das Ranking der Risikofaktoren für die befragten Unternehmen wird unverändert von den Arbeitskosten angeführt. Kaum weniger häufig wurde die Inlandsnachfrage genannt, gefolgt von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Fachkräftemangel. Gegenüber dem Vorjahresstand ist der Anteil der Nennungen bei den vier führenden Risikofaktoren nahezu unverändert.
Wolfgang Topf zu aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen:
Flüchtlingskrise: Konzepte dringend erforderlich!
Der weiterhin anhaltende Zustrom von Asylsuchenden erfordert viel¬fache Anstrengungen: Von der witterungsfesten Unterbringung einer großen Zahl von Personen über deren Erfassung in Bezug auf Kenntnisse und Qualifikationen bis hin zur Vermittlung in Sprach- und Integrationskurse sind viele Fragen derzeit noch ungelöst. Eine erfolgreiche Integration kann ohne eine auskömmliche Finanzierung sowie ohne Beschäftigungsperspektiven für diejenigen, die in Deutschland bleiben können, nicht gelingen. Die Wirtschaft wird dazu ihren Beitrag entsprechend der Bedarfe der Unternehmen und der Fertigkeiten der Zugewanderten leisten, insofern bürokratische Hürden weiter abgebaut werden.
Erbschaftsteuer: Mittelstandsfreundlichen Kompromiss für Gesetzesbeschluss finden!
Der in den Bundestag eingebrachte Gesetzentwurf zur Anpassung des Erbschaft- und Schenkungsteuergesetzes geht noch immer über die Vorgaben des Bundesverfassungs-gerichts hinaus. Die neue Bedürfnisprüfung für die Steuerverschonung unter Einbezug des Privatvermögens, vor allem aber die deutliche Absenkung der Mitarbeitergrenze, ab der die Lohnsumme über viele Jahre einzuhalten ist, werden die Unternehmensnachfolge erheblich erschweren. Die Wirtschaft hat der Politik detaillierte Vorschläge unterbreitet, wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts sachgerecht umgesetzt werden kann. Dazu zählt die Berücksichtigung von Verfügungsbeschränkungen auf Gesellschaftsanteile, aber auch ein angepasstes Bewertungsrecht für die Wertermittlung des Betriebsvermögens, welches branchen- und betriebsgrößenspezifischen Besonderheiten besser Rechnung trägt.
Werkverträge: Flexibilität für Unternehmen nicht gefährden!
Im Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsfraktionen verständigt, einen vermeintlich missbräuchlichen Einsatz von werkvertraglichen Gestaltungen zulasten von Arbeitnehmern zu verhindern. Der für Herbst 2015 angekündigte und aktuell nur aufgeschobene Gesetz¬entwurf birgt die Gefahr, dass den Unternehmen weitere Beschränkungen auferlegt werden. Dabei spielen Werkverträge entsprechend einer Befragung auch für die Mitgliedsunter¬nehmen der IHK zu Leipzig eine wichtige Rolle bei der betrieblichen Leistungserstellung – mit unterschiedlicher Betroffenheit in den Branchen. Die Erhöhung der Flexibilität steht dabei zu Recht als Motiv für eine arbeitsteilig organisierte Wirtschaft an vorderster Stelle. Zur Verhinderung von Missbrauch genügen die bestehenden gesetzlichen Regelungen voll¬kommen. Generelle Einschränkungen schlagen deshalb fehl, denn steigende Preise und Einschränkungen bei der Produkt- und Leistungsvielfalt wären die Folge. Dies wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt negativ aus und schadet vor allem denjenigen, die die Politik schützen will.
Verkehrsinfrastruktur zukunftsfest ausbauen – Wirtschaftsverkehr beschleunigen!
Der Bundesverkehrswegeplan 2015 befindet sich auf der politischen Zielgerade. Die Projektvorschläge müssen nun rasch bestätigt und in konkrete Bauvorhaben umgesetzt werden. Für die Region Leipzig besitzen die Fertigstellung der A72 zwischen Leipzig und Chemnitz, der Ausbau der B87n von Leipzig in Richtung Torgau und die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Chemnitz oberste Priorität. Mit der Inbetriebnahme der ICE-Neubautrasse von Leipzig/Halle nach Erfurt ab Dezember 2015 und weiter in Richtung Nürnberg/München ab 2017 muss die überregionale Anbindung Leipzigs mit hoher Taktfrequenz sichergestellt sein.
Der innerstädtische Wirtschaftsverkehr in Leipzig darf nicht durch falsche verkehrspolitische Leitbilder ausgebremst werden. Konkret müssen die Erkenntnisse der in den kommenden Monaten im Auftrag der IHK zu Leipzig anzufertigenden Verkehrsstudie in die weitere Verkehrsplanung und insbesondere in die Evaluierung des Anfang 2015 vom Stadtrat verabschiedeten STEP Verkehr einfließen.
Der ausführliche Ergebnisbericht inklusive einer gesonderten Branchenbetrachtung steht unter www.leipzig.ihk.de/konjunktur als kostenloser Download zur Verfügung.
An der Konjunkturbefragung im Herbst 2015 beteiligten sich 624 im IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreise Nordsachsen und Leipzig) ansässige Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit mehr als 35 000 Beschäftigten.