Corona-Blitzumfrage: Zunehmend angespannte Finanzlage bei Unternehmen
Presse | Corona
24.11.2020
Die geschäftliche Situation vieler Unternehmen in der Region Leipzig ist infolge der Corona-Pandemie inzwischen wieder äußerst angespannt:
Zwei von drei Unternehmen (67 Prozent) haben einer aktuellen IHK-Umfrage zufolge in diesem Jahr mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. 18 Prozent rechnen sogar mit Einbußen von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig spitzt sich die Finanzlage zu. Einen Rückgang des Eigenkapitals verzeichnen 44 Prozent der Unternehmen, etwa jedes dritte (31%) sieht sich mit Liquiditätsengpässen konfrontiert. Fast jedes zehnte Unternehmen (9%) gibt an, von Insolvenz bedroht zu sein.
An der deutschlandweit durchgeführten Befragung haben sich im IHK-Bezirk Leipzig 604 Unternehmen – davon 83 Prozent kleinere Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern – beteiligt.
Die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäfte der Unternehmen sind weitreichend und vielfältig. Jedes zweite der befragten Unternehmen (51 Prozent) beklagt eine sinkende Nachfrage. Bei 30 Prozent stehen die Geschäfte komplett oder zu großen Teilen still. Der Stornierung von Aufträgen sehen sich 29 Prozent gegenüber. Weitere Probleme bereiten ausfallende Mitarbeiter (16 Prozent), unterbrochene Absatzwege (13 Prozent), Ausfälle oder logistische Engpässe in den Lieferketten (12 Prozent). Lediglich 14 Prozent der Unternehmen spüren keine negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Geschäfte.
Die Unternehmen ergreifen unterschiedliche Maßnahmen, um der Krise zu begegnen. Rund die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) gibt an, Investitionen aktuell zu verschieben oder ganz zu streichen. Jeweils etwa jedes dritte Unternehmen nutzt Einsparpotenziale bzw. Rationalisierungsmaßnahmen (32 Prozent), setzt auf den Ausbau der Online-Präsenz bzw. Online-Kundengewinnung (32 Prozent), stellt das Geschäftskonzept um (28 Prozent) und verstärkt die Digitalisierung im Unternehmen. (28 Prozent). Personal abbauen müssen 17 Prozent der befragten Unternehmen.
Gut die Hälfte der Unternehmen nehmen staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch oder planen dies zu tun. An erster Stelle stehen hier das Kurzarbeitergeld (48 Prozent) sowie Programme der KfW und des Landes (43 Prozent). 37 Prozent wollen die Entschädigung für die vom November-Lockdown betroffenen Branchen („Novemberhilfe“) beantragen.
Um die Wirtschaft zu stützen, sehen die Unternehmen weiteren konkreten Handlungsbedarf seitens der Politik. Allen voran wünschen sich 63 Prozent der befragten Unternehmen bürokratische Entlastungen. Auch steuerliche Maßnahmen können jetzt helfen: 32 Prozent sehen insbesondere in einer Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages eine sinnvolle Maßnahme, auf verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten setzen 28 Prozent der Unternehmen. Auch eine forcierte Digitalisierung (29 Prozent), ein zusätzliches staatliches Konjunkturprogramm (28 Prozent) sowie ein Nachsteuern bei den finanziellen Hilfsmaßnahmen (28 Prozent) werden von den Unternehmen als wichtig erachtet.
Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig: "Mit den neuen Einschränkungen schmilzt das finanzielle Polster der Unternehmen zusehends und die Verunsicherung wächst. Die große Investitionszurückhaltung zeigt dies sehr deutlich an. Jede weitere Woche Lockdown wird jetzt die Lage der Unternehmen zunehmend verschärfen. Die staatlichen Hilfen zur Abfederung von Umsatzausfällen müssen deshalb jetzt schnellstens an den Start gehen. Wenn sich nun gar abzeichnet, dass der Lockdown bis Weihnachten und darüber hinaus verlängert wird, müssen die Hilfen für den gesamten Zeitraum der Betriebsschließungen garantiert werden. Aber auch das Geschäft von Unternehmen, die nicht direkt von Schließungen betroffen sind, ist erheblich beeinträchtigt. Die Wirtschaft ist nach wie vor in ihrer ganzen Breite getroffen. Wir brauchen jetzt signifikante Konjunkturimpulse und Investitionsanreize."
Mit Blick auf den derzeit verhandelten sächsischen Doppelhaushalt 2021/22 untermauert Kristian Kirpal die Forderung der IHK zu Leipzig: "Wir brauchen für den neuen Doppelhaushalt ein sächsisches Investitions- und Konjunkturprogramm, das den Namen auch verdient. Mit solch einem staatlichen Impuls werden auch die Unternehmen neuen Mut fassen und selbst wieder investieren, um nach der Krise durchstarten zu können. Für die konjunkturelle Erholung ist dies der entscheidende Schritt. Weitere steuerliche Erleichterungen müssen deshalb jetzt auf den Weg gebracht werden. Oberste Priorität muss zudem der konsequente Abbau bürokratischer Hindernisse haben. Hier kann die Politik für alle Unternehmen entscheidende Impulse geben, ohne dafür weitere Haushaltsmittel in die Hand nehmen zu müssen. Ein kurzfristig möglicher Fingerzeig wäre hier im Übrigen, die ursprünglich geplanten verkaufsoffenen Sonntage rechtssicher zu ermöglichen, auch wenn nunmehr die Weihnachtsmärkte als eigentlicher Anlass für die Sonntagsöffnung entfallen. Ebenso passt die geplante Umsetzung der Grundsteuerreform im Freistaat Sachsen, die eine stärkere Belastung der Geschäftsgrundstücke bei bürokratischer Mehrbelastung vorsieht, nicht in diese wirtschaftlich angespannte Zeit."